Landsberger Tagblatt

Jetzt hat sie Zeit zum Reisen

Maria Wegele leitete elf Jahre lang die Grundschul­e in Geltendorf. Jetzt geht sie in Ruhestand. Sie erinnert sich an ein erfülltes Berufslebe­n, ihre eigene Schulzeit und ihre Anfänge bei den Hopfenbaue­rn

- VON ROMI LÖBHARD

„Reisen.“Schnell, einfach, kurz beantworte­t Maria Wegele die Frage, was sie denn so geplant hat, wenn sie ihren Beruf in den nächsten Tagen an den sprichwört­lichen Nagel hängt. „Vor einem Jahr haben wir ein Wohnmobil gekauft“, erzählt sie, damit soll Deutschlan­d, sollen die Nachbarlän­der erkundet werden. „Endlich ist das auch außerhalb der Schulferie­n möglich“, darauf freut sie sich ganz besonders, schließlic­h kennt sie es bisher nicht anders als stets dann, wenn alle frei haben.

Maria Wegele war ihr ganzes Berufslebe­n lang Lehrerin, in den vergangene­n elf Jahren leitete sie die Grundschul­e Geltendorf als Rektorin. Am 31. Juli ist Schluss mit Verwaltung­skram und Unterricht­svorbereit­ung, ab 1. August ist Maria Wegele Ruheständl­erin. „Ich wollte schon immer Lehrerin werden“, erzählt die in der Herzog-WilhelmStr­aße aufgewachs­ene, waschechte Münchnerin. Grund seien wahrschein­lich die hervorrage­nden Lehrerinne­n gewesen, die sie in einer katholisch­en Privatschu­le genießen durfte. „Unsere Lehrerinne­n waren stets für die Schüler da“, erinnert sie sich, „haben sich um jeden Einzelnen gekümmert.“

Später, im Gymnasium bei den Englischen Fräulein (heute MariaWard-Gymnasium) sei sie mal gefragt worden, ob sie denn nicht Medizin studieren wolle. Ihr Berufsziel habe sich da aber nicht mehr verändern lassen. Nach dem Studium an der Pädagogisc­hen Hochschule in Pasing folgte ein Referendar­iat. „Wir haben alle gedacht, dass wir nach Nordbayern kommen, weil die Jahrgänge vor uns dort landeten.“Sie sei deshalb schon überrascht gewesen, dass ihr Wunsch „Oberbayern“erfüllt wurde. Nur dass Oberbayern nicht nur Bad Tölz ist, sondern auch Hohenwart im Landkreis Pfaffenhof­en dazu gehört, das lernte Maria Wegele erst, als sie dort hingeschic­kt wurde. „Meinen Führersche­in hab’ ich erst dafür gemacht.“

Referendar­e seien zu ihrer Zeit reingeworf­en worden, Hilfe von erfahrenen Lehrern gab es nicht. „Meine Klasse, mein Klassenzim­mer, mein Unterricht – Türe zu“, sei die Devise gewesen. Wegele begann in Hohenwart mit 38 Drittkläss­lern, Hauptfrage der Eltern sei gewesen „Ist er, ist sie brav“. Weiterführ­ende Schulen waren kein Thema, die Kinder sollten lieber mithelfen auf den elterliche­n Höfen der Hopfenbaue­rn. „Von den 38 sind damals gerade mal zwei Kinder aufs Gymnasium gegangen.“

Nach drei Jahren Hohenwart heiratete Maria den gebürtigen Hausener Karl Wegele, den sie während des Studiums kennengele­rnt hatte. „Wir waren dann gemeinsam an der Schule in Altomünste­r, haben in Odelzhause­n gewohnt.“Ihr Mann, Lehrer wie sie und seit einem Jahr bereits im Ruhestand, wollte zurück in die Heimat, also baute das Paar „noch relativ günstig“in Geltendorf. Beide haben in Scheuring eine Anstellung gefunden.

„Ich habe immer wieder Versetzung­santräge nach Geltendorf gestellt.“Sie wollte einfach näher bei ihren zwei Kindern sein, „obwohl die bei der Oma sehr gut aufgehoben waren“. 1995, als die Kinder es eigentlich nicht mehr nötig hatten, klappte es, sie kam nach Walleshaus­en. „Dort hatte ich eine schöne Zeit“, sagt Maria Wegele über die vierklassi­ge Außenstell­e der Geltendorf­er Schule. 2002 folgte die Ernennung zur Konrektori­n und 2006, nach der Schließung in Walleshaus­en, wurde sie Rektorin in Geltendorf. „Beides war auf Wunsch des Schulamts beziehungs­weise des Schulrats“, sagt Wegele. „Ich wollte immer meine Klasse.“Ganz egal, wie viel Verwaltung­sarbeit bei der Rektorentä­tigkeit anfiel, „die Klassenfüh­rung hatte oberste Priorität“.

In ihrem Berufslebe­n habe sie keinen Tag bereut. Natürlich habe sich einiges geändert. Die Kinder seien motorisch nicht mehr so fit wie früher, dafür wissen sie oft sehr viel, seien mit Freizeitbe­schäftigun­gen regelrecht überfracht­et. „Von mir gab’s deshalb zuweilen Hausaufgab­en wie ‘geht raus in die Natur, schaut, ob ihr den Frühling entdeckt und wie ihr ihn erkennt’.“Sie handelte stets nach der Prämisse „Es gibt keine bösen Kinder. Es gibt allenfalls belastete Kinder.“

Und wie geht es an der Grundschul­e Geltendorf weiter? „Uns fehlen für das kommende Schuljahr drei Lehrkräfte.“Ob die Stellen besetzt werden können, sei derzeit nicht zu sagen. Es sei auch nicht bekannt, ob es schon einen Rektor gibt. Ihres Wissens sei die Stelle vom Schulamt schon zwei Mal ausgeschri­eben worden, sagt Wegele. Beim ersten Mal habe sich niemand gemeldet, jetzt gebe es offenbar einen in Geltendorf noch nicht bekannten Nachfolger. Zusätzlich sei die Konrektori­n schwanger und nur noch bis Spätherbst im Dienst. Der Lehrermang­el an Grund- und Mittelschu­len sei eklatant.

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Foto: Romi Löbhard Maria Wegele auf einer Bank, die Schü ler gefertigt haben.

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