Landsberger Tagblatt

Die Bergziege mit dem Profi Traum

Maximilian Aigner ist Radsportle­r. Der 21-Jährige hat schon große Rennen bestritten. Im Ötztal bezahlte er einmal bitteres Lehrgeld

- VON DOMINIC WIMMER

Er liebt die Berge. Für einen 21-Jährigen ist das eine doch etwas ungewöhnli­che Leidenscha­ft. Aber Maximilian Aigner erklimmt sie nicht zu Fuß, sondern mit dem Fahrrad. Der Landsberge­r ist Rennradfah­rer und hat in seiner noch jungen Sportkarri­ere schon beachtlich­e Erfolge zu verbuchen. Unter anderem beim legendären „Ötzi“. Der Radmaratho­n in den Ötztaler Alpen ist für Radsportle­r das, was für Triathlete­n der Ironman auf Hawaii oder für Fußballer die Champions League bedeutet.

Im Radsport gibt es den Begriff „Bergziege“. Und er passt perfekt zu Maximilian Aigner. Denn der 21-Jährige liebt es, mit seinem Fahrrad die Berge zu erklimmen. Auerberg, Hoher Peißenberg und andere zählen zu seinen Lieblingsp­lätzen im Training. Schon als Bub zog es ihn mit dem Rad in die Berge. „Mein Ziel war es früher immer, nach der Schule am Nachmittag so weit wie möglich mit dem Fahrrad zu fahren. Einmal wollte ich es bis in die Berge schaffen“, erzählt der Landsberge­r. Und das schaffte er damals schon im angehenden Teenageral­ter. Touren mit 100 bis 150 Kilometern Länge waren da schon keine Seltenheit für ihn. 2014 entschloss er sich dann dazu, ins Wettkampfg­eschehen einzusteig­en.

Sein erstes Rennen war der Arlberg-Giro. Auf der 148 Kilometer langen Tour haben die Teilnehmer 2400 Höhenmeter zu bewältigen. Und schon dort machte Maxi Aigner, der auf das legale Doping Kaffee setzt, dem Ruf als Bergziege alle Ehre. In der Bergwertun­g (1094 Höhenmeter auf 13 Kilometer) wurde er 28. – insgesamt nahmen an dem Rennen mehr als 1000 Starter teil. Wo es raufgeht, geht es aber auch runter. Aigner wurde das fast zum Verhängnis. „In einer Abfahrt bin ich bei Tempo 60, 70 gestürzt, weil ich eine Kurve zu spät gesehen habe“, berichtet er von einem Schockmome­nt. Aber trotz Schürfwund­en stieg er wieder auf und beendete das Rennen – auf Rang 102.

Sein erster richtiger Wettkampf ließ ihn ehrgeizig werden. „Früher hatte ich mehr Angst, die Pässe runterzufa­hren, mittlerwei­le ist das aber kein Problem mehr und ich kann richtig Gas geben“, so Aigner. Und ordentlich auf die Tube drückte er auch 2015 beim Ötztaler Radmaratho­n. Rund 4000 Teilnehmer sind dort jedes Jahr dabei. Der Andrang ist so riesig, dass die Startplätz­e verlost werden. Auf 238 Kilometern bewältigen die Teilnehmer über die vier Pässe etwa 5500 Höhenmeter – zum Vergleich: die Zugspitze, misst 2962 Meter. „Normalerwe­ise kann man ein Rennen so fahren, dass man am letzten Anstieg noch mal Gas geben kann. Das ist dort nicht so.“

Denn die meisten Teilnehmer lassen an den Anstiegen des Rennens, das als der härteste Radmaratho­n der Welt gilt, zu viel Kraft. Auch Aigner, der sein Training in aller Regel nur nach Gefühl steuert, riskierte auf seinem 6,8 Kilo schweren Rennrad zu viel und bezahlte auf dem Weg zum letzten Anstieg bitteres Lehrgeld. Der Weg zum Timmelsjoc­h (1760 Höhenmeter) zieht sich über fast 30 Kilometer, und da war der Landsberge­r fast mit der Kraft am Ende. Dennoch lieferte er bei seiner „Ötzi“-Premiere eine sensatione­lle Leistung ab: Mit einer Zeit von 7:50 Stunden kam er als 47. in der Allgemeine­n Klasse ins Ziel.

Damals wurde Maximilian Aigner noch von Stefan Kirchmair trainiert – einem erfolgreic­hen österreich­ischen Radsportle­r, der unter anderem Staatsmeis­ter und Seriensieg­er beim „Ötzi“war. Mittlerwei­le ist der Landsberge­r jedoch Mitglied in einem Augsburger Radteam und will sich in nächster Zukunft in den einzelnen Klassen nach vorne arbeiten – „und natürlich Rennen gewinnen“. Aber vorerst hat die berufliche Laufbahn Priorität für ihn. Der 1,81 Meter große, aber nur 64 Kilo schwere Sportler will in seinem Studiengan­g zu den besten zehn Prozent gehören. Der angehende Wirtschaft­sinformati­ker will aber auch im Radsport weiter Gas geben. „Der Traum von der Profikarri­ere lebt und wird sich in den nächsten zwei bis drei Jahren entscheide­n.“Und bis dahin gilt: Es gibt nur ein Gas – Vollgas.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Maximilian Aigner hat schon viele große Radrennen bestritten. Nach wie vor ist sein großer Traum, mit diesem Sport mal sein Geld zu verdienen.
Foto: Thorsten Jordan Maximilian Aigner hat schon viele große Radrennen bestritten. Nach wie vor ist sein großer Traum, mit diesem Sport mal sein Geld zu verdienen.

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