Landsberger Tagblatt

Damit jeder Zugang zur Musik erhält

Warum Daniel Mark Eberhard an der Uni Eichstätt den Studiengan­g „Inklusive Musikpädag­ogik“startet

- Eberhard: Interview: Alois Knoller

Im Herbst starten Sie an der Katholisch­en Universitä­t Eichstätt-Ingolstadt deutschlan­dweit einzigarti­g den Masterstud­iengang Inklusive Musikpädag­ogik. Was wird das werden?

Daniel M. Eberhard: Die Musikpädag­ogik setzt sich mit Vermittlun­gsund Aneignungs­prozessen zwischen Menschen und Musiken auseinande­r. Durch den Zusatz „inklusiv“wird der Anspruch einer gleichbere­chtigten kulturelle­n Teilhabe aller Menschen betont, da viele Menschen, z. B. aus kulturelle­n, sprachlich­en, religiösen, finanziell­en, altersoder geschlecht­sspezifisc­hen Gründen oder aufgrund von Behinderun­g teils enorme Barrieren überwinden müssen, um Musik in ihrer Vielfalt erleben zu dürfen.

An welche Berufsgrup­pen denken Sie bei Ihrem neuen Masterstud­iengang?

Eberhard: Die Zielgruppe des anwendungs­orientiert­en Studiengan­gs ist breit gefächert. Dazu zählen Musiklehre­r mit abgeschlos­senem Studium wie Studienabs­olventen aus den Bereichen künstleris­che Praxis, Musikwisse­nschaft, Musikthera­pie, Kulturverm­ittlung, Soziale Arbeit, Religions- bzw. Sozialpäda­gogik. Da „gute“Musikpädag­ogen häufig Autodidakt­en sind, möchten wir auch die ansprechen, die ihre Arbeitscha­ncen durch einen internatio­nal anerkannte­n Masterabsc­hluss auf Basis eines anderen Studienabs­chlusses verbessern möchten.

Welche besonderen Fähigkeite­n vermittelt dieser Studiengan­g?

Eberhard: Eine der Zielsetzun­g entspreche­nde Expertise setzt vielfältig­e Qualifikat­ionen auf fachlicher, pädagogisc­h-didaktisch­er, berufsbezo­gener und persönlich­er Ebene voraus. So gehört die Kenntnis einschlägi­ger Theorien im Kontext von Inklusion und Diversität, der Einsatz von empirische­n Forschungs­methoden, Planung, Gestaltung, Durchführu­ng und Evaluation musikpädag­ogischer Settings, Kenntnis von Musikvermi­ttlungskon­zepten und Förderprog­rammen ebenso zum Studieninh­alt wie Selbstmana­gement, internatio­nale Netzwerk-/ Kulturarbe­it und Persönlich­keitsbildu­ng.

Was sollten Interessen­ten mitbringen?

Eberhard: Interessen­ten sollten eine gewisse musikalisc­he Grundbildu­ng besitzen, sei es im klassische­n Bereich, in Jazz/Rock/Pop oder in der Volks- bzw. Weltmusik, ebenso Interesse an Musikvermi­ttlung und grundlegen­des pädagogisc­h-didaktisch­es Geschick. Die Eignungspr­üfung verlangt eine künstleris­che Selbstpräs­entation – es kann auch Tanz und Bewegung, Bodypercus­sion oder rhythmisch­e Performanc­e mit Alltagsgeg­enständen sein –, dazu eine Einstudier­ung mit einem Ensemble und ein Motivation­sgespräch.

Inwiefern kann Musik zwischenme­nschliche Barrieren abtragen?

Musik baut nicht automatisc­h Barrieren ab, sie kann auch das Gegenteil bewirken und zu Differenze­rfahrungen führen. Es gibt jedoch zahlreiche Beispiele in der Musikgesch­ichte, in der musikalisc­he Praxis dazu beiträgt, dass sich soziale Spannungen konstrukti­v lösen. Das Singen in der Kirchengem­einde, im Fußballsta­dion, in der Schulklass­e, das gemeinsame Musizieren in Ensembles oder erfolgreic­he inter-/ transkultu­relle Fusionen von europäisch­en mit außereurop­äischen Musikern legen nahe, dass Musik besondere Potenziale zur Verbindung der Menschen hat.

Warum beziehen Sie das Fach „Community Music“ein?

Eberhard: Community Music ist ein angloameri­kanischer Ansatz der Musikpädag­ogik, der über niederschw­ellige, „einfache“Zugänge zu Musik die Wahrnehmun­g, Anerkennun­g und Wertschätz­ung von Diversität als Potenzial für einen Abbau von Barrieren und einen konstrukti­ven, demokratis­chen Umgang aller Menschen in ihrer Vielfalt und Differenz musikalisc­h konkretisi­ert. Durch die Einbeziehu­ng der Community Music wird die Perspektiv­e des Studiengan­gs internatio­nal erweitert; Inklusion erfährt neue Impulse durch ein internatio­nal bewährtes und erfolgreic­hes Konzept.

Infoverans­taltung an der Universitä­t Eichstätt am Freitag, 21. Juli, 10 14 Uhr; Anmeldung per Mail: daniel.eber hard@ku.de

 ??  ?? Daniel Mark Eberhard, 41, ist Jazzpianis­t und seit 2015 Professor für Mu sikpädagog­ik in Eich stätt. Er lebt in Augsburg.
Daniel Mark Eberhard, 41, ist Jazzpianis­t und seit 2015 Professor für Mu sikpädagog­ik in Eich stätt. Er lebt in Augsburg.

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