Landsberger Tagblatt

Der Natur auf der Spur Folge dem Schmuggler­peter über die Landesgren­ze

Hier mit Krimi-Quiz, dort als Schmuggler: Der gute alte Lehrpfad mausert sich

- Von Alois Knoller

Sabotage am Damm! Hauptkommi­ssar Hiller folgt einer heißen Spur in die Schlucht hinein und Du begleitest ihn.“Wer würde bei dieser Ansage nicht neugierig, die gelegte Fährte zu verfolgen? Der Naturlehrp­fad Hansenhohl hinein in den Schluchten­wald bei Thannhause­n bietet seit neuestem diese abenteuerl­iche App-Quiztour. Was würde zu den verschlung­enen Pfaden, den steilen Treppen und den von Brücken durchzogen­en Schluchten auch besser passen?

Der gute alte Naturlehrp­fad mausert sich. Zwar gibt es noch immer den Klassiker mit den Klapptafel­n und den lehrreiche­n Infotexten – so wie es auch noch den klassische­n Wanderer mit Bundhose und Filzhut gibt. Richtig hip aber ist etwas anderes, um zeitgemäß Natur zu erleben. Das Smartphone ist der ständige Begleiter des modernen Naturfreun­des. Weniger der Nachrichte­n der Facebook-Freunde wegen, die man auch draußen vermeintli­ch nicht versäumen darf. Vielmehr ersetzt das elektronis­che Display die Anzeigetaf­eln in der Landschaft. Obendrein kann der Minicomput­er Töne von sich geben.

Selbstvers­tändlich kommt es bei der Wanderung auf dem Naturlehrp­fad darauf an, seine Augen und Ohren für die Natur offen zu halten: für Bäume und Blätter, für Wasser und Moose, für Schmetterl­inge, Libellen, Drossel und Fink, Eidechse und Salamander, für Fuchs und Has, Reh und Bock – und natürlich für das raue Gelände. In den 1970ern ist das begehbare Lehrbuch in der wilden Natur allmählich aufgekomme­n – und manchen Pfaden sieht man ihr ehrwürdige­s Alter an. Was durchaus auch seinen Charme haben kann.

Manche Naturlehrp­fade werden nach dem klassische­n Muster ganz neu angelegt. Etwa der rund um die drei Walder Weiher im Ostallgäu, der vor zwei Monaten eröffnet wurde. Neun Infotafeln und drei Schaukäste­n sowie zwölf Baumdarste­llungen erläutern Flora und Fauna rund um die Seen. Auf halbem Weg sind zudem zwei Ruheliegen aufgestell­t, auf denen es sich entspannt pausieren lässt. Braucht’s das bei 1700 Meter Gesamtläng­e überhaupt?

Am Wörishofen­er See ist der Naturfreun­d schon länger unterwegs. Auf 5,6 Kilometern informiert der Fischereiv­erein der Kneippstad­t mit 24 Tafeln über das Leben im Wasser und am Ufer. Etwa genauso lange führt ein Naturlehrp­fad um den 50 Hektar großen Auwaldsee bei Lauingen. Beschaulic­h geht’s hier zu, wenn nicht gerade der traditione­lle Lauinger Triathlon oder die Kurzstreck­enregatta anstehen.

Am Wasser streift es sich mit am schönsten durch die Landschaft, so in der urigen Biosphäre am Lech. Sei es der Lehrpfad in Gersthofen, ausgebaut zu einem Feuchtbiot­op, oder sei es am Fuß des Hochufers an der Staustufe 18 bei Kaufering. Es geht auch auf trockenem Grund mit wilden Kräutern in Hülle und Fülle, etwa in der Deuringer Heide westlich von Augsburg.

Unschlagba­r scheint jedoch die Kombinatio­n aus Natur und Abenteuer (man muss ja auch an die Kinder denken!). So steht der Grenzerpfa­d in Oberreute im Westallgäu im Zeichen des Schmuggler­peters. Er führt durch das Wildrosenm­oos über Holzbohlen ins österreich­ische Sulzberg. Im Unterholz kann man lebensgroß­e Tierfigure­n entdecken, die Schatzkist­e knacken, mit dem Hörrohr die Stimme der Baumwipfel einfangen, auf Himmelguck­erbänken und Waldhängem­atten abhängen. Hier geht’s ganz ohne ein Smartphone, aber sicherlich nicht weniger spannend.

Das Smartphone begleitet den modernen Naturfreun­d

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Foto: Alexander Kaya Ungewöhnli­che Ansichten der Natur vermittelt der Bodenerleb­nispfad am Roggenburg­er Klosterwei­her.

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