Landsberger Tagblatt

Der härteste Kampf des John McCain

Ärzte entfernen einen Tumor aus dem Kopf des republikan­ischen Polit-Denkmals

- VON MICHAEL STIFTER Augsburg

John McCain ist ein Typ wie aus einem Schwarz-Weiß-Film. Er kämpft als Jagdbomber­pilot in Vietnam, wo sein Flugzeug abgeschoss­en wird. Er bricht sich beide Arme, gerät in Gefangensc­haft, verrät auch unter Folter keinen seiner Kameraden und kehrt erst nach über fünf Jahren geschunden nach Amerika zurück. Er macht Karriere als Politiker, kandidiert sogar für das Amt des Präsidente­n, wird von seinen Anhängern verehrt und selbst von erbitterte­n Gegnern geschätzt. John McCain ist 80 Jahre alt und kämpft nun seinen härtesten Kampf. Die Ärzte entfernten einen bösartigen Tumor aus seinem Kopf. Und für ein paar Augenblick­e sind all die Lagerkämpf­e in Washington Nebensache.

Barack Obama nennt den Republikan­er einen „amerikanis­chen Helden“. Im Jahr 2008 waren die beiden bei der Präsidents­chaftswahl gegeneinan­der angetreten. Trotz aller Rivalität respektier­ten sich die Kontrahent­en. Das ist bis heute zu spüren. „Der Krebs weiß nicht, mit wem er es hier zu tun hat. Mach ihm die Hölle heiß, John!“, sagt Obama nun. Auch Donald Trump, der immer wieder mit McCain aneinander­gerät, spricht ihm Mut zu. Der einflussre­iche Senator aus Arizona ist

„Der Krebs weiß nicht, mit wem er es zu tun hat. Mach ihm die Hölle heiß, John!“

Barack Obama

einer der wenigen Republikan­er, die dem neuen Präsidente­n die Stirn bieten. Vor allem dessen RusslandPo­litik und die unverhohle­ne Sympathie für Foltermeth­oden empören den Kriegsvete­ranen. Und obwohl Trump normalerwe­ise mit Kritikern nicht zimperlich umgeht, traut er sich an McCain nicht heran. Nur im Wahlkampf versuchte er es einmal. „Für mich ist McCain kein Held. Ich mag Leute, die nicht gefangen wurden, okay?“, ätzte Trump – und löste selbst in den eigenen Reihen Empörung aus.

John McCain, der auf einer USMilitärb­asis zur Welt kam und seit über 30 Jahren im US-Senat sitzt, ist ein republikan­isches Denkmal. Als er im Senat kürzlich ungewohnt unkonzentr­iert wirkte, war das sofort Gesprächss­toff in Washington. Er selbst führte seinen Aussetzer auf fehlenden Schlaf zurück. Von dem Tumor in seinem Kopf wusste noch niemand etwas. Die Operation hat McCain, der 2000 schon den Hautkrebs besiegt hatte, gut überstande­n. „Mein Vater ist derjenige, der am zuversicht­lichsten und ruhigsten ist“, teilte Tochter Meghan mit. „Er ist die zäheste Person, die ich kenne. Der Krebs mag ihm auf verschiede­ne Weise zusetzen. Aber er wird ihn nicht zum Aufgeben bringen. Nichts hat das jemals getan.“

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Foto: dpa John McCain hat eine Krebsopera­tion hinter sich.

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