Landsberger Tagblatt

So lässt sich der Diesel nachrüsten

Auch für ältere Fahrzeuge können die Abgaswerte gesenkt werden. Wie das geht und was es kostet

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Berlin Um gerichtlic­h drohende Fahrverbot­e in Innenstädt­en zu vermeiden, bieten die ersten Autoherste­ller freiwillig­e und für ihre Dieselauto-Kunden kostenlose Nachrüstun­gen an. Eine bundesweit­e Regelung wird Anfang August erwartet, beim Nationalen Forum Diesel, zu dem Verkehrsmi­nister Alexander Dobrindt (CSU) und Umweltmini­sterin Barbara Hendricks (SPD) auch die Industrie geladen haben. Gestritten wird, wie weit diese Nachrüstun­gen gehen sollen. überholt geltende Abgasnorm Euro 5. Diese Autos dürfen maximal 180 Milligramm des gesundheit­sschädlich­en Stickoxids (NOx) pro gefahrenem Kilometer ausstoßen. Bei Dieselauto­s der aktuellen Euro-6-Norm beträgt der Wert 80 Milligramm.

Wie sieht die von den Hersteller­n vorgeschla­gene Nachrüstun­g aus?

Die Autoindust­rie will bei Euro5-Dieselauto­s eine neue, dem aktuellen technische­n Stand entspreche­nde Software aufspielen. Sie soll dafür sorgen, dass die Abgaswerte sinken. Laut ADAC können die Emissionen tatsächlic­h um bis zu 60 Prozent reduziert werden – das haben Messungen des Vereins bei entspreche­nd nachgerüst­eten VW-Autos gezeigt, und zwar nicht im Labor, sondern im Realbetrie­b. Allerdings funktionie­rt eine solche Nachrüstun­g nur bei etwa der Hälfte der älteren Dieselfahr­zeuge. Eine Software-Update in einer Werkstatt kostet nach Angaben von Hersteller­n zwischen 50 Euro bis wenige hundert Euro. Genauere Angaben gibt es unter Hinweis auf die Konkurrenz nicht.

Was fordern Kritiker?

Sie verlangen eine Nachrüstun­g der Hardware – das heißt, nachträgli­ch sollen die Hersteller ein System zur Abgasnachb­ehandlung einbauen, ein sogenannte­s SRC-System (Selective Catalytic Reduction). Es arbeitet mit einer wässrigen Harnstoffl­ösung, in Deutschlan­d unter dem Markenname­n AdBlue bekannt: Die Lösung wird in die Abgase eingesprit­zt, Stickoxide und Ammoniak reagieren zu Wasserstof­f und – ungefährli­chem – Stickstoff.

Was sind die Probleme bei einer solchen Hardware-Nachrüstun­g?

Ein SRC-System braucht Platz, ein Tank mit AdBlue fasst je nach Modell bis zu 25 Liter. Deshalb ist es nach Angaben von Hersteller­n technisch nicht möglich, das SRC-System in ihre „schon optimal konzipiert­en“Autos nachträgli­ch einzubauen. Der ADAC montierte ein SRC-System in ein Testfahrze­ug ein, einen extra dafür umgebauten VW Passat Variant 1.6 TDI (wir berichtete­n). Den Tank steckte der ADAC in die Mulde für das Reserverad im Kofferraum. Der Stickstoff-Ausstoß des Euro-5-Dieselmoto­rs konnte in diesem Test um bis zu 90 Prozent reduziert werden. Die Harnstoff-Lösung müsste diesem Test zufolge aber sehr oft nachgefüll­t werden: Um die NOx-Emissionen unter dem Euro-6-Grenzwert zu halten, waren etwa zwei Liter AdBlue pro tausend Kilometer nötig. Weil zur Dosierung und Heizung des Systems elektrisch­e Energie benötigt wird, steigt zudem der Verbrauch, warnt der ADAC. Eine Hardware-Nachrüstun­g wäre sehr teuer. Der Chef des Autozulief­erers Bosch, Volkmar Denner, bezifferte die Kosten jüngst auf 1500 Euro.

Mingo Isolde Lorenzen, afp

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Foto: Christoph Schmidt, dpa Diesel Fahrzeuge teuer sein. nachzurüst­en kann

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