Eine Trendwende?
Was Kirchenvertreter dazu sagen, dass 2016 weniger Menschen ausgetreten sind
Die Kirchenaustrittszahlen sind rückläufig, aber ist damit der Mitgliederschwund gebremst? Gibt es gar eine Trendwende? Die aktuellen kirchenstatistischen Zahlen sorgten gestern sowohl bei der Deutschen Bischofskonferenz als auch bei der Evangelischen Kirche in Deutschland für Erleichterung und Hoffnung.
Von einer Trendwende wollte Johannes Minkus, Sprecher der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, nicht sprechen. Er redete stattdessen von einem „guten Zeichen“. Und sagte im Gespräch mit unserer Zeitung: Es sei nun entscheidend, dass Kinder und Jugendliche einen Draht zur Kirche finden. Hier bestehe der größte Nachholbedarf. Katholische Kirche ● Mitglieder (insgesamt/2016): 23 581 549 (2015: 23 761 806) ● Kirchenaustritte: 162 093 (2015: 181 925) ● Austritte im Bistum Augsburg: 9201 (2015: 10 422) ● Eintritte im Bistum Augsburg: 116 (2015: 126)
● Mitglieder (insgesamt): 21 922 187 (2015: 22 271 927) ● Kirchenaustritte: rund 190 000 (2015: 210 000) ● Austritte im Kirchenkreis Augsburg und Schwaben: 2704 (2919) ● Eintritte im Kirchenkreis Augsburg und Schwaben: 400 (2015: 456) (wida/Quellen: DBK, EKD, ELKB) Auch vonseiten der katholischen Kirche äußerte man sich zurückhaltend. Der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Jesuitenpater Hans Langendörfer, bedauerte die Austritte. Der Rückgang von fast 182 000 im Jahr 2015 auf rund 162000 im Jahr 2016 sei noch kein Grund zur Beruhigung. „Wir müssen so manches tun – vor allem in der Zuwendung zu den Menschen.“Den Mitgliederschwund erklärten die Kirchen vor allem mit der demografischen Entwicklung. So starben 2016 alleine 340000 evangelische Christen.
In den vergangenen Jahren war es wegen der Skandale um Missbrauch oder Geldverschwendung immer wieder zu Austrittswellen gekommen. Vor allem 2014 verzeichneten die Kirchen einen Austrittsrekord. Da bei einem Kirchenaustritt keine Gründe genannt werden müssen, tun sich Kirchenvertreter und Experten jedoch schwer mit Erklärungen. Katholische Bischöfe nannten für 2014 Änderungen bei der Kirchensteuer auf die Kapitalertragsteuer als wesentlichen Auslöser, aus der Kirche auszutreten.
Trotz Mitgliederschwunds sprudeln die Kirchensteuern. Sie erreichten 2016 mit 6,146 Milliarden Euro bei der katholischen und mit 5,454 Milliarden Euro bei der evangelischen Kirche neue Höchststände. Der vermeintliche Widerspruch erklärt sich durch die gut laufende Konjunktur: Die Kirchensteuer ist an die Lohn- und Einkommensteuer gekoppelt. Bei Kirchenvertretern herrscht dennoch keine Euphorie. Sie bereiten sich auf sinkende Einnahmen vor und mahnen zum Sparen.
Ram Nath Kovind wird Indiens neuer Präsident
In Indien wird ein ehemals Unberührbarer neuer Präsident: Der 71-jährige Ram Nath Kovind wurde zum neuen Staatsoberhaupt gewählt, wie in Neu-Delhi bekannt gegeben wurde. Nach Angaben der Zeitung (online) erhielt Kovind 65,65 Prozent der Stimmen des Wahlkollegiums aus Vertretern des Parlaments und der Unionsstaaten. Der frühere Gouverneur des Bundesstaates Bihar war als Kandidat der hindunationalistischen Regierungspartei BJP angetreten. Mit der Kandidatur Kovinds war der BJP ein politischer Überraschungscoup gelungen: Der Rechtsanwalt, der zur untersten Kaste der Dalits gehört, soll helfen, das Image der Partei als Vertreter der höheren Kasten abzustreifen. Der neue Präsident tritt sein Amt am Dienstag an.
Generalstreik: Drei Tote bei Ausschreitungen
Bei Ausschreitungen während eines von der Opposition organisierten Generalstreiks sind in Venezuela mindestens drei Menschen getötet worden. Zwei junge Männer seien bei einer Demonstration in der nördlichen Stadt Los Teques erschossen worden, teilte die Staatsanwaltschaft laut der Tageszeitung
mit. Ein Jugendlicher erlag im Krankenhaus seinen Verletzungen. An dem 24-stündigen Generalstreik haben sich nach Oppositionsangaben 85 Prozent der Venezolaner beteiligt. Sie protestierten gegen Regierungspläne für eine Verfassungsreform.
El Universal Times of India
Die wichtigsten Zahlen