Gott ist nicht an allem schuld
Wie eine Atheistin „Moses in Ägypten“inszeniert
Musik zu beweisen. Das klingt im Ergebnis zuweilen befremdlich – wenn etwa der Pharaonensohn in hüpfendem Rhythmus klagt: „Es gibt kein größres Leid als meines.“
Während beschwingte Elemente dem Komponisten selbst bei der Exodus-Erzählung wichtig waren, befragt Lotte de Beer, die „Moses in Ägypten“nun in Bregenz inszenierte, das Stück nach seiner Tragik – und bleibt dabei nicht an der unglücklichen
Dieses Ensemble ist also für Gott zuständig. Wie in einem ständigen Making-of bewegen sich grau gekleidete Künstler in der Opernszenerie, beobachten die Handelnden, machen Notizen, greifen ein und setzen sich wieder an eine MiniaturBühne. Hier entsteht das ganz Große: Vor Stadt- und Landschaftsmodellen werden Puppen zu Menschen, folternden Soldaten, Völkern, die leiden. Eine Handkamera streift durch die Modellwelten, tastet Straßen zerstörter Städte ab, folgt den fliehenden Israeliten in die Fluten. Projiziert auf eine über der Bühne schwebende Kugel und eine den Bühnenraum füllende Gaze, sind diese Bilder erschütternd.
Diese fast schon politische Sicht der Dinge ist ein Wagnis, das nicht bis ins Kleinste gelingt. Vielleicht auch, weil Rossinis Musik solche Interpretation nicht voll unterstützt. Dafür entfalten die großen, emotionalen Chor- und Orchesterstücke, inhaltlich aufgeladen dank der ergreifenden Bilder des Hotel Modern, eine noch stärkere Wirkung.
In den großen Beifall des Publikums, der für die Gesangssolisten wie auch für die Wiener Symphoniker und das Hotel Modern deutlich anschwoll, mischten sich einzelne Buh-Rufe fürs Regie-Team. Lotte de Beer hat einen Gott eingeführt, der sich viel Mühe mit den Menschen gibt, aber an die Grenzen seiner Macht stößt. Ihr Fazit: Gott ist nicht an allem schuld.
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