Landsberger Tagblatt

Ein Lebensgefü­hl

Neue Arbeiten von der Pop-Art-Legende James Francis Gill

- VON NUE AMMANN Seefeld

Als James Francis Gill 1962 drei Porträts von der im selben Jahr verstorben­en Marylin Monroe malte, verlieh er damit einer Idee Ausdruck, der bis heute in unzähligen Varianten nachgeeife­rt wird. Ihm selbst verhalf das Triptychon zu Weltruhm, denn nur wenige Monate später kaufte das New Yorker Museum of Modern Art die Gemälderei­he, „Marylin Triptych“, und James Francis Gills Arbeit hielt Einzug in die renommiert­e Sammlung des Museums.

Der 1934 in Texas geborene Gill gehört zu den angesehens­ten PopArt-Künstlern der USA. Seine Arbeiten sind seit den frühen 60erJahren in vielen bedeutende­n Museen zu sehen. Dass sein Name heute weniger bekannt ist als die seiner Pop-Art-Kollegen, mag daran liegen, dass Gill 1972 auf der Höhe seiner Karriere aus der Kunstszene ausstieg und sich in Whale Gulch im kalifornis­chen Grenzland in ein „selbst gewähltes Exil“zurückzog.

Fast 30 Jahre lang war es still um den Maler, dessen Bilder weitaus politische­r und gesellscha­ftskritisc­her waren als in der Pop-ArtStrömun­g üblich. Als sich in den 1990er-Jahren ein amerikanis­ches Kunstmagaz­in mit der Bitte um ein Interview an ihn als Pop-ArtKünstle­r der ersten Stunde wandte, wurde dies zum Grundstein seines Comebacks, einer Erfolgswel­le, die bis heute ungebroche­n ist.

Gills Werk zeichnet sich nicht nur thematisch als tiefgründi­ger aus als klassische Pop-Art, sondern im Gegensatz zu den bekannten Bildern seiner Kollegen, auch formal vielschich­tiger. So überrascht er durch einen multiplexe­ren Duktus, der Farbfläche­n kaleidosko­partig aufsplitte­rt, surreale Elemente zulässt oder Montageeff­ekte nutzt. Technisch unterschei­det sich sein Spätwerk vor allem durch den Einsatz von computerge­stütztem Design, mit dem Gill ab 1987 zu experiment­ieren begann.

In der Galerie Stenzel sind aktuell neueste Arbeiten von Gill zu sehen: großformat­ige Unikatdruc­ke mit eingebrach­ten Übermalung­en, die als Vorstudien zu Gemälden dienen, leuchtende Farbserigr­afien sowie eines seiner Acrylgemäl­de. Thematisch widmet sich Gill seit 2010 verstärkt der Darstellun­g typischer Pop-Art-Motive, wie den Ikonen unserer jüngeren Vergangenh­eit. Doch rückt er neben Porträts von John Wayne, Brigitte Bardot oder John Lennon auch Kult-Objekte in den Fokus, wie den Porsche 356 Speedster, das Hippie-Gefährt VW Bus T1 oder einen klassisch leuchtend roten Lippenstif­t.

Flankiert werden die Arbeiten von Gill von drei weiteren Künstlern: dem Amerikaner Mel Ramos, ebenfalls eine Legende der Pop-Art, der sich durch seine Pin-Up-GirlSerie, mit dem Titel „Hav-A-Havanna“, eine eigene Nische geschaffen hat; Thitz aus Deutschlan­d, der als Erfinder der „Tütenkunst“gelten kann und mit seinen farbintens­iven, comichafte­n Gemälden einen modernen Zweig der Pop-Art pflegt; und der aus Russland stammende Andrei Krioukov, dessen Sujet der Abfall unserer Konsumgese­llschaft ist und der insbesonde­re Einwegverp­ackungen in gekonnt realistisc­her Manier übergroß auf die Leinwand bringt. Die drei von ihm stammenden Werke sind zugleich eine Vorschau auf eine im Herbst stattfinde­nde Einzelauss­tellung.

Termin Die Ausstellun­g wird am Sonntag, 23. Juli, um 13 Uhr eröffnet und ist bis Ende August, Donnerstag bis Sonntag von 13 bis 18 Uhr zu sehen.

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Die Ikone eines Lebensgefü­hls, der „Hip pie Bus“von James Francis Gill.
 ?? Fotos: Ammann ?? „MM and early nude studies“, Farbseri grafie auf Bütten.
Fotos: Ammann „MM and early nude studies“, Farbseri grafie auf Bütten.

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