Der Nabel der Welt
Ohne sie gerät das Leben schnell aus dem Lot. Vor den großen Ferien: Betrachtungen zur Pause, die eine Säule unseres Daseins ist
Intervalle und Pausen in der Symphonie des wirklichen Lebens.“
Man könnte die Pause als eine Maßeinheit des Menschlichen verstehen. Ohne Pause gibt es kein Davor und kein Danach. Pausen würzen den Einheitsbrei. Sie machen Musik erst zu Musik. Pausen rhythmisieren das Lebenstempo. Das ist hoch, weshalb zum Beispiel selbst in der Politik gelegentlich Denkpausen gefordert werden. Ist damit eigentlich gemeint – und diese Tücke gilt semantisch für viele Pausen – man solle mal mit dem Denken aufhören? Oder vielleicht doch eher das Gegenteil: die Pause nutzen zum Nachdenken? Zeitlich wird die Denkpause oft nicht genauer definiert, was zum Problem werden kann, weil die Pause manchmal schon beendet ist, bevor das Denken – je nach Lesart – so richtig ausgesetzt bzw. in Gang gekommen ist. Es gilt so oder so, was der Dramatiker Christian Friedrich Hebbel klug eingeworfen hat: „Doch sind die Pausen, wo der Geist ruht, wohl nicht ganz zu verachten.“
Pausen können kurz sein, wie die Kunstpause und die Verlegenheitspause, oder verdammt lang, wie die Winterpause in der Bundesliga oder die Sommerpause früher bei Harald Schmidt. Als Tätigkeit ist das Pausieren eine zweischneidige Sache. Einerseits klingt es verlockend, sich in einer länger währenden Pause zu befinden und diesen Zustand als Aktivität zu begreifen. Ich pausiere – und was machst du so?
Manchmal gehören zum Pausieber ren ja auch zwei – in der Beziehungspause beispielsweise, die zu den neuen Segnungen der Pausenbeschwörung zu gehören scheint. Andererseits kann es eine große Belastung sein zu pausieren, weil dies auch eine Form der Verurteilung zur Untätigkeit ist. Leistungssportler wissen das, wenn sie „pausieren müssen“. Pausen, die andere einem verordnen, sind nicht sehr beliebt.
Womit wir an einem sensiblen Punkt sind. Die meisten Pausen stellen sich nicht von selbst ein – man muss sie bewusst machen, muss sie sich nehmen, muss eine Unterbrechung herbeiführen – gleichsam die Pausentaste drücken wie am CD-Player, damit die Musik nicht ewig weiterspielt.
Das gilt übrigens auch für den Fernseher. Die Zeiten der nächtlichen Sendepause sind lange vorbei – es flimmert around the clock. Stopp, halt: Darüber muss der Einzelne gebieten, es gibt in einer Welt des 7/7 mal 24 Stunden immer weniger Pauseninstanzen.
Dazu braucht es Einsicht und Vernunft – was nicht immer jedem in jeder Situation gelingt. Etwa den Durchbretterern, die am liebsten in einem Rutsch an den Gardasee rasen und Pinkelpausen von Mitfahrern als persönliche Niederlage begreifen. Pausen sind für diese Typen Flausen im Kopf. Oder die Workaholics, die mit Kaffee und Aufputschmitteln bis in die Nacht weitermachen, taub und unempfänglich für den inneren Pausengong, als wäre eine Pause ein schwarzes Loch,
Jetzt noch ein Geheimnis. Auf der Tastatur hier in der Redaktion gibt es eine Taste, auf der steht „Pause“. Haben alle Computer-Tastaturen. Olles Ding, sagt Wikipedia:
„Die Pause- bzw. Untbr/BreakTaste ist ein Relikt auf der Computertastatur. In den meisten heute verwendeten PC-Anwendungen kommt der Pause-Taste keine oder nur noch geringe Bedeutung zu, in bestimmten Situationen wird sie aber auch heute noch benötigt. So kann mit der Pause-Taste der Start des BIOS unterbrochen und mit einer beliebigen Taste wieder fortgesetzt werden.“
Danke, das reicht, Pause. PAUSE!
Aber hier, in der Redaktion, ist die Pausentaste besonders hinterlegt. Das ist das Geheimnis. Wenn sie gedrückt wird, so wie jetzt
Dies ist fortlaufender Text, der über eine Makrotaste eingegeben wurde. Er braucht somit nicht gelesen zu werden. PD
kommt das da oben raus. Kurios, oder? Noch mal?
Dies ist fortlaufender Text, der über eine Makrotaste eingegeben wurde. Er braucht somit nicht gelesen zu werden. PD
An dieser Stelle beginnt der aufmerksame Leser zu ahnen: Da kündigt sich eine notwendige Schaffenspause an, jetzt kommt nicht mehr viel, wir sind in der 29. Etage, da rettet sich einer in die große Pause, oder aufs Dach, am Ende sogar in die großen Ferien, diese größte aller gemeinsamen Pausen.
Dafür noch zwei polarisierende Lektüreempfehlungen: „Aktive Pause: Plädoyer für einen neuen Zeitbegriff“von G. Dellbrügger und „Donald macht Pause“, Micky Maus Taschenbuch Nr. 04.