Landsberger Tagblatt

Das Eis gab es geschenkt

Deutschlan­dläufer Vogl kämpft nicht nur mit der Hitze

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Fünf Etappen hat der Reichlinge­r Ultraläufe­r Konrad Vogl beim Deutschlan­dlauf bereits hinter sich – 14 liegen noch vor ihm. Und: „Es geht mir gut“, kann er vermelden – im Gegensatz zu sechs weiteren Läufern, die bereits die Segel streichen mussten.

Die Strecken im hohen Norden zehrten aber nicht nur an den Kräften, sondern auch an der Psyche. „Wir sind die B4 und B27 entlang gelaufen, 20 Kilometer nur geradeaus. Immer meinte man, am Horizont eine Kurve zu sehen, und dann ging es geradeaus weiter“, schildert Vogl seine Erlebnisse. Es sei einfach zermürbend gewesen.

Und es hat einige dazu verleitet, ein zu schnelles Tempo zu gehen – jetzt sind sie bereits ausgeschie­den. „Das ist nicht nur Laufen, man braucht eine Taktik“, sagt Vogl am Telefon, „man muss intelligen­t laufen“. Und genau das versucht er, auch wenn es ihm manchmal schwerfäll­t. Denn das Tempo, das er normalerwe­ise für 100 Kilometer anschlagen würde, wäre hier fatal, denn „am nächsten Tag geht es ja weiter, da kann man nicht regenerier­en“. Daran nicht gedacht zu haben, sei diesen Läufern zum Verhängnis geworden.

Er versucht sogar, bereits die letzten Kilometer das Tempo rauszunehm­en, um schon zu regenerier­en. „Denn die Nacht allein ist einfach zu kurz. Es ist nicht umsonst eines der härtesten Rennen.“

Hart war aber nicht nur die gerade Streckenfü­hrung – auch mit der Länge hatten die Organisato­ren manchmal Probleme. „Wenn die Etappe mit 80 Kilometern angegeben ist, und man bei Kilometer 80 ein Schild sieht, dass es noch vier Kilometer bis zum Ziel sind, da bekommt man Mordgedank­en“, erzählt er – und muss Schmunzeln. Extrem wurde es am Mittwoch bei der Hitze – und da erlebte er eine nette Begebenhei­t.

Mit seinem Laufkolleg­en kehrte Vogl in Quickborn in eine Eisdiele ein – und kassierte von der Verkäuferi­n ein „Oh je, schauen Sie fertig aus“. Eigentlich wollte Vogl fünf Kugeln Eis, aber „sie hat uns zwei riesige Eisbecher mit acht Kugeln, Sahne und allem gemacht und geschenkt“, erzählt er und lacht. Das Eis jedenfalls hat gewirkt: Vogl brachte auch diese Etappe und den heißesten Tag der Woche hinter sich.

Jetzt muss er noch das Wochenende mit zwei Etappen, ebenfalls mit jeweils fast 100 Kilometern, hinter sich bringen, dann kommt die erste „Erholung“mit nur knapp 60 Kilometern, bei der es dann aber auch einige Höhenmeter zu bewältigen gilt. Aber die extrem langen und extrem geraden Strecken hat er hinter sich und kann sagen: „Es geht mir gut“. (mm) Wir werden Konrad Vogl auf seinem Weg zur Zugspitze, dem Ziel des Deutschlan­dlaufs, weiter begleiten.

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Foto: Patrick Graf Hamburg hat Konrad Vogl schon lange wieder verlassen.

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