Er soll Trump sympathisch machen
Porträt Anthony Scaramucci wurde vom Gegner zum glühenden Verehrer des Präsidenten. Diese Wendigkeit wird er auch in seinem neuen Job brauchen
Schon bei seinem ersten Auftritt im Weißen Haus hat Anthony Scaramucci demonstriert, warum er in der Gunst des Präsidenten so hoch steht. Selbstbewusst, locker und humorvoll ging der neue Kommunikationsdirektor mit den Journalisten um – ein Kontrast zum oft tollpatschigen und rüden Pressesprecher Sean Spicer, der am Freitag zurückgetreten ist. Der neue Mann outete sich dabei als geradezu fanatischer Trump-Fan. Gleich mehrmals sagte er: „Ich liebe den Präsidenten“. Sein neuer Chef mag das. Er sieht die Nöte seiner bisherigen Amtszeit vor allem als PR-Problem. Seine Regierung habe so viel erreicht, bekomme dafür aber so wenig Anerkennung, erklärte Trump den Umbau in seinem Medienstab.
Scaramucci soll mit seinem Enthusiasmus und seiner Eloquenz helfen, die historisch niedrigen Zustimmungswerte des Präsidenten zu verbessern. Glühende Lobpreisungen seines Chefs werden von dem geschniegelten Hedgefonds-Manager, TV-Kommentator und Buchautor wohl noch viele zu hören sein. Der 53-Jährige beschrieb Trump in seiner ersten Pressekonferenz als „wunderbaren Menschen“mit „gutem Karma“. Der Präsident verfüge über „einen der besten politischen Instinkte in der Welt und vielleicht in der Geschichte“.
Schon als Fernsehkommentator hatte sich Scaramucci für Trump in die Bresche geworfen, die Affäre um dubiose Russland-Kontakte als Schwindel abgetan und so das Wohlgefallen des Präsidenten gewonnen. Scaramucci, der an der Wall Street den Beinamen „Der Schnorrer“trägt, schwärmte aber keineswegs schon immer für Trump. In der Frühphase des Präsidentschaftsrennens bezeichnete er ihn noch als „politischen Opportunisten und Rüpel“mit „großem Mundwerk“. Im Verlauf von Trumps Siegeszug entdeckte Scaramucci dann plötzlich doch seine Begeisterung für den populistischen Immobilienmogul. Scaramucci hat sich aus einfachen Verhältnissen hochgearbeitet. Er wuchs in einer italienischstämmigen Arbeiterfamilie in New York auf, studierte Jura an der Eliteschmiede Harvard und arbeitete für die Investmentbank Goldman Sachs, bevor er sich als Investor selbstständig machte. Auch politisch engagierte sich Scaramucci – mit großer Wendigkeit. 2008 trieb er Spenden für den Wahlkampf von Barack Obama ein, vier Jahre danach arbeitete er für dessen republikanischen Rivalen Mitt Romney.
Diese Geschmeidigkeit stellte Scaramucci auch bei seinem ersten Auftritt im Weißen Haus unter Beweis: Seine harsche Kritik an Trump bezeichnete er als einen seiner größten Fehler, der aus seiner damaligen Unerfahrenheit resultiert habe. Dass er in der Vergangenheit Standpunkte vertrat, die von Trumps Ansichten abweichen, und sich für die Homo-Ehe und gegen die Todesstrafe aussprach? Vergessen. Solche Aussagen löschte er kurz nach seiner Berufung zu Trumps Kommunikationschef einfach aus seinem Twitter-Profil.