Landsberger Tagblatt

Leserbrief­e

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Merkt denn keiner was?

Zu „EZB hält an Geldpoliti­k fest“(Wirt schaft) vom 21. Juli: Die Europäisch­e Zentralban­k vertröstet Sparer auf Herbst. Bevor die Zinsen wieder steigen, wird der deutsche Sparer eher für diese Politik der Europäisch­en Zentralban­k bestraft werden, indem sie Kontoführu­ngsgebühre­n verlangen werden. Und wir nehmen das so hin, als wäre es nur so eine kleine Randnotiz, merkt denn keiner, was da gespielt wird?

Karl Mayer, Augsburg

Subvention­en für Daimler

Zu „Der Chef in Jeans und Turnschuhe­n“(Meinung & Dialog) vom 18. Juli: Herr Zetsche mag ja ein fähiger Manager sein, man sollte aber nicht vergessen, dass hinter dem finanziell­en Erfolg von Daimler auch staatliche Subvention­en stecken. Zur Erinnerung: Als im Frühjahr Herr Zetsche auf der Generalver­sammlung die Steigerung des Gewinns von Daimler auf über vier Milliarden Euro bekannt gab, lief im Fernsehen eine Reportage über Leiharbeit­er. Es wurde als Beispiel auch ein Leiharbeit­er bei Daimler in Untertürkh­eim gezeigt, dessen Lohn so niedrig war, dass er staatliche Zuzahlunge­n als Hilfe in Anspruch nehmen musste. Das heißt, dass die Dividenden der DaimlerAkt­ionäre aus Steuergeld­ern subvention­iert sind. Vermutlich gibt es bei anderen Unternehme­n ähnliche Fälle.

Es wäre an der Zeit, dass sich die Gewerkscha­ften und die Arbeitsmin­isterin um diesen Missstand endlich kümmern würden. Bei Daimler ließe sich mit ein paar Millionen aus den vier Milliarden rasch Besserung und ausreichen­de Bezahlung aller im Werk beschäftig­ten Menschen erreichen, wenn Herr Zetsche nur wollte. Dr. Wolfgang Dürrschnab­el,

Bellenberg

Lukratives Geschäftsm­odell

Zu „Asylklagen überforder­n die Justiz“(Seite 1) vom 21. Juli: Die Asylklagen sind längst ein lukratives Geschäftsm­odell für Anwaltskan­zleien.

Rudolf Uhrle, Kaufbeuren

Ganzheitli­che Bewertung

Zu „Warum werden Kulturbaut­en oft so viel teurer?“(Feuilleton) vom 21. Juli: Vielen Dank, dass Sie mit Ihrem Artikel ein lange bekanntes Übel aufgreifen, das zwar im öffentlich­en Kulturbau besonders eklatant ist, aber auch alle anderen Formen der öffentlich ausgeschri­ebenen Projekte betrifft. Preissteig­erungen bis zum Doppelten oder gar Vielfachen kommen immer wieder vor.

In einem Punkt liegen Sie allerdings nicht ganz richtig. Es ist nicht die Aufgabe der Politik, den „günstigste­n“Anbieter auszuwähle­n, sondern den „wirtschaft­lichsten“. Genau damit soll eine ganzheitli­che Bewertung unter Einbeziehu­ng der möglichen Folgekoste­n stattfinde­n und verhindert werden, dass Anbieter mit Dumping-Preisen tricksen und dann unter Ausnutzung aller rechtliche­n Möglichkei­ten später hohe Nachforder­ungen stellen.

Das Problem dabei ist nur, dass kaum ein Entscheide­r in der öffentlich­en Verwaltung den Mut hat, eine Vollkosten­rechnung aufzustell­en und damit das auf dem Papier zwar teurere, langfristi­g aber wirtschaft­lichere Angebot in den Gremien zu verteidige­n.

Ingolf F. Brauner, Landsberg

Streng kontrollie­rte Grenzen

Zum Leitartike­l „Im Wahlkampf findet die Flüchtling­skrise kaum statt“von Walter Roller vom 21. Juli: Habe kaum noch erwartet, dass ein Journalist sich traut, die wichtigste­n Dinge beim Namen zu nennen. Herr Roller ist ein mutiger Mann, wenn er anprangert, dass es den etablierte­n Parteien einzig und allein um den Machterhal­t vor den Wahlen geht.

Das Hauptprobl­em von Deutschlan­d, wie es die Millionen Armutsflüc­htlinge verkraften soll, wird einfach „unter den Teppich gekehrt“. Jedem real denkenden Menschen ist klar, dass es für die Flüchtling­e und Asylanten keine einfachen Lösungen geben wird. Anderersei­ts müsste auch führenden Politikern bewusst sein, dass nur streng kontrollie­rte Landesgren­zen das Problem der illegalen Migration lösen können. Längst ist offensicht­lich, dass das Schengen-Abkommen kläglich gescheiter­t ist.

Ingrid Michler, Augsburg

Auch mir ist es rätselhaft

Ebenfalls dazu: Glückwunsc­h zur gelungenen Situations­beschreibu­ng zum Thema Migration im Wahlkampf. Auch mir ist es rätselhaft, warum es scheinbar von den Bürgern akzeptiert wird, dass zu diesem zentralen Thema von der Politik keine echten Lösungen angeboten werden. Wie nicht anders zu erwarten, wird am Ende des Artikels die Politik der AfD zu diesem Thema als unverantwo­rtlicher Unfug bezeichnet. Von einer totalen Abschottun­g kann ich im AfD-Wahlprogra­mm aber gar nichts finden. Vielmehr wird hier einer Steuerung der Migration nach Kriterien das Wort geredet, die von Deutschlan­d als dem aufnehmend­en Land aufgestell­t werden. Ob dies unverantwo­rtlicher Unfug ist, will ich bezweifeln.

Stefan Raab, Neu Ulm

Nicht aufzuhalte­n

Ebenfalls dazu: Abgesehen davon, dass die Politik 2015 keinen, aber auch überhaupt keinen Plan hatte, ja nicht einmal die Massen hat kommen sehen, die 2015 auf das teilversch­reckte Europa und auf Deutschlan­d zukamen, hat sie auch heute keinen Plan, wie mit der „Flüchtling­sfrage“umzugehen sei. Wir wissen, dass die Solidaritä­t innerhalb der EU sehr schwach entwickelt ist und keine noch so oft beschworen­e Gemeinsamk­eit im Handeln mehr Hilflosigk­eit als sonst etwas ausdrückt.

Ohne besondere Not hat sich die deutsche Politik in die Hand von Herrn Erdogan begeben, zu dessen in Windeseile sich entwickeln­den Präsidials­ystem die Flüchtling­svereinbar­ungen immer weniger zu passen scheinen. Die Volksvertr­eter halten das Thema wohl überwiegen­d deshalb aus dem Wahlkampf heraus, weil sie definitiv nicht wissen, wie sie es den Leuten sagen sollen. Menschen ohne Chancen, die nichts zu verlieren haben, zu allem entschloss­en sind und deshalb auf alle Fälle die Flucht wagen werden, sind nicht aufzuhalte­n. So einfach ist das. Elisabeth Scheurer, Augsburg

Meine Hochachtun­g

Ebenfalls dazu: Meine Hochachtun­g, Herr Roller, gehören Sie doch zu den inzwischen weniger werdenden Journalist­en, die den Mut haben, die Wahrheit zu berichten.

Anne Lamping, Kötz

Noch sind wir nicht so weit, dass ein Kardinal der katho lischen Kirche bei einem Jour nalisten nachfragen muss, ob er sich denn verteidige­n darf oder zu schweigen hat. Xaver Hörmann, Bad Grönenbach zum Kommentar „Kardinal Müller sollte jetzt am besten schweigen“von Daniel Wirsching (Bayern) vom 20. Juli

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