In Teufels Küche
Der Staudenwirt in Finning lädt zur Küchenparty „Hell’s Kitchen“ein. Und Fernsehkoch Mike Süsser kredenzt warmen Oktopus. Er ist mit dem gastgebenden Wirt schon lange befreundet
Die Säle sind mit schwarzen Vorhängen verkleidet, sanftes Licht strahlt von roten Kerzen, rauchige Hitze strömt aus der Küche. Am Eingang grüßen zwei teuflische Kreaturen. Der Finninger Staudenwirt ist verwandelt: in Hölle und – kulinarischen – Himmel auf Erden gleichzeitig. Zum fünften Mal laden Gastgeber Veronika und Konrad Wolfmiller zur „Hell’s Kitchen“-Küchenparty ein: Hier macht der Staudenwirt einen Abend lang Platz für acht Köche aus ganz Deutschland. Zunächst dürfen die 200 Gäste ihren Gaumen mit zwei köstlichen Amuse-Gueules auf das, was folgt, einstimmen: Fenchelsalat mit Lakritzzucker und Gemüsetatar im Guave-Süppchen von Matthias Scholz. Dazu Lavendel-Daiquiris in Plastiktüten als Aperitif.
Im Festsaal, mit Stehtischen und DJ-Pult zur Tanzfläche umgestaltet, versammelt sich die Gesellschaft. Es wird gelauscht und applaudiert, als die Köche erklären, was man bei ihnen an diesem Abend kosten darf. Wochenlang hatten sie geplant, die meisten waren schon seit den Morgenstunden auf den Beinen. 36 Stunden schmoren die Kalbswaden, die Franz Gerstenlauer und sein Team der Hamburger „Speisenwerft bei Tim Mälzer“mit Pilzen und einer feinen Soße „auf der Erbse“anrichteten.
Direkt daneben das bekannteste Gesicht der Runde: Fernsehkoch Mike Süsser („Die Kochprofis“), der zum ersten Mal dabei war: „Ich bin ein langjähriger Freund von Konrad und freue mich, dass ich die Zeit gefunden habe, dabei zu sein.“Auf einer fruchtigen Tomatenmarmelade und geträufeltem Macadamia-Melissen-Pesto drapiert Süsser einen warmen Oktopus. In der Vorstellungsrunde scherzt er: „Merkt euch mein Gesicht, bei mir schmeckt es meistens besser“– ohne Zweifel, das Gericht hielt, was der Fernsehkoch versprach.
Doch auch die anderen Köche brauchen sich nicht zu verstecken: Rotes Linsencurry auf Basmati-Reis mit einer Zitronen-Koriandercreme und Curry aus Dubai – das vegetarische Gericht von Franz Zauner („Hermannsdorfer“München) – wird von den Gästen gelobt. Das Motto „Scampi echt lecker“setzt Stefan Liebler aus Blaubeuren in die Tat um. Schnell bildet sich eine Schlange, viele wollten das Gericht mit Mozzarella und einer Gemüsevariation ein zweites und drittes Mal kosten. Nicht weniger beliebt: Dominik Schmids (Sternerestaurant „Geisels Werneckhof“München) „Lamm-Bun“, Lammfleisch mit Relish im Baguette. Die Gäste strömen an die Stationen, nicht nur, um zu probieren, sondern auch, um den Köchen live über die Schulter zu schauen und nach den speziellen Zutaten zu forschen. Viel Lob erhält auch das „Okonomiyaki“von Max Stockburger.
Der junge Hobbykoch ist eigentlich Fotograf, hatte sich während eines Japan-Aufenthalts in das Gericht verliebt und bereitet es jetzt hobbymäßig als Streetfood in Berlin zu. Es ist ein pfannkuchenartiges Fladenbrot mit geschmolzenem Käse, Speck, Kohl und Sojasprossen, gekrönt mit einem Wachtelei. Seinen Namen verleiht dem Gericht eine Soße aus Datteln, Sojasoße, Aprikosen, Zimt und Frühlingszwiebeln. Gegenüber vervollständigt Holger Melchert die „japanische Ecke“. Er hat sich eine geheimnisvolle japanische Suppe mit Ramen-Nudeln, Algenchip, grünem Spargel und Fleischbeilage ausgedacht. Dazu ein Wachtelei und Trüffel. Josepha Schemm, früher beim Staudenwirt, dann bei Kempinski München, heute selbstständig, kredenzt ein Dessert aus Aprikosen, Schokolade und Mohn, dazu ein Macaron mit Goldstaub – teuflisch gut. Alternativ kann man am Stand des Tölzer Kasladens das Mahl mit einer Käsevariation beenden.
Nach so viel Essen braucht mancher einen Digestif, in Form von Espresso an der Kaffee-Bar oder an der Almgeist-Schnapsbar draußen auf der Terrasse. Dort ist auch Staudenwirt-Koch und Profi-Bartender Dominik Wengert anzutreffen, der auch für außergewöhnliche Cocktails, unter anderem mit Rum, Gin und Maracuja sorgt. Zu später Stunde kann man die Kalorien tanzend wieder abbauen: Jay&Friends mit Live-Saxofonist sorgen für beste Stimmung. Die meisten Köche haben sich da schon verabschiedet. Nicht so Kochprofi Mike Süsser, der scheinbar unbegrenzte Energiereserven hat: Er kommt mit vielen Gästen ins Gespräch und tanzt bis in die frühen Morgenstunden.
Für Hell’s Kitchen müssen Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt werden. „Damit so ein Abend gut funktioniert, müssen alle gut zusammenhelfen“, sagt Konrad Wolfmiller. 2018 müssen die Fans aber ohne Hell’s Kitchen leben: „Wegen der Fußball-WM und der 1200-JahrFeier in Finning setzen wir aus. Aber wir kommen wieder“, verspricht Veronika Wolfmiller.