Eiskalte Dusche für die Bayern
Beim Audi Cup setzt es eine verdiente 0:3-Niederlage gegen den FC Liverpool. Vor allem das Defensivverhalten seiner Mannschaft bereitet FCB-Trainer Ancelotti Sorgen
Den Audi Cup als stinknormales Vorbereitungsturnier zu bezeichnen, wäre dann doch etwas untertrieben. Alleine die Choreografie vor dem Spiel zwischen dem FC Bayern und dem FC Liverpool mit rund 200 Tänzerinnen und Statisten erinnerte gestern an die Eröffnungszeremonien von internationalen Turnieren. Nach Auskunft des namensgebenden Automobilherstellers wird das Turnier in 200 Länder übertragen. Das, was die vier teilnehmenden Mannschaften – der FC Bayern, Liverpool, Atlético Madrid und der SSC Neapel – sich allesamt noch in der diesjährigen Champions-League-Saison sehen könnten, unterstreicht den Anspruch.
Ob die Partie des FC Bayern gegen den FC Liverpool allerdings für gute Laune beim deutschen Rekordmeister gesorgt hat, ist fraglich. Am Ende stand eine saftige und in der Höhe sogar verdiente 0:3-Niederlage. Es ist die vierte Pleite in den vergangenen fünf Testspielen. Bei Bayern-Trainer Carlo Ancelotti dürfte vor allem das teils unterirdische Defensivverhalten seines Teams für Verdruss gesorgt haben: Aus dem Mittelfeld, wo Neuzugang James und Kapitän Thomas Müller zusammen aufliefen, gingen vor allem zu Beginn viele Bälle während des Aufbauspiels an die bissig auftretenden Liverpooler verloren. Die Reds spielten im Stile einer typischen Klopp-Mannschaft, schalteten schnell um, fuhren einen Konter nach dem anderen.
Das erste Tor des Spiels fiel nach diesem Muster und gerade mal nach sieben Minuten. Der Ex-Hoffenheimer Roberto Firmino bediente seinen Mitspieler Sadio Mané, der schob problemlos an Ulreich vorbei zur Führung ein. Passend zum heftigen Gewitter, das an diesem Abend über Fröttmaning niederging, wurden auch die Bayern kalt erwischt. Fünf Minuten später hätte Mohamed Salah nach ähnlichem Muster beinahe das zweite Tor erzielt, Sven Ulreich hielt jedoch. Nah dran an dem zweiten Tor war auch Alberto Moreno mit einem Freistoß aus 16 Metern, der an die Latte klatschte (25.). Nach einer guten halben Stunde folgte das verdiente 2:0: Ulreich konnte eine gefährlich abgefälschte Flanke von Moreno gerade noch abklatschen. Der Ägypter Salah drückte per Kopf ein (33.).
An der Dominanz der Gäste änderte sich auch nach dem Seitenwechsel nichts. Die Engländer zeigten sich ballsicherer und ließen kaum etwas zu. Das erste Lebenszeichen der Bayern sendete nach einer Stunde der auf der rechten Außenbahn ansonsten äußerst blass wirkende James mit einem Distanzschuss. Wenig später erlöste Ancelotti den Kolumbianer, für ihn kam Kingsley Coman. Entscheidende Impulse konnte aber auch der Franzose nicht setzen.
Beinahe hätte Marko Grujic gegen eine pomadig wirkende FCBDefensive das 3:0 erzielt, der Treffer wurde aber wegen einer Abseitsstellung von Lallana aberkannt (71.). Daniel Sturridge besorgte aber wenig später doch noch das dritte Tor – ein Heber über Ulreich landete im Bayern-Kasten (83.).
Während Jürgen Klopp einen weiteren Sieg in der Münchner Arena einfuhr, zeigte das Spiel deutlich, wie viel Arbeit noch auf BayernCoach Ancelotti wartet. Wie sehr es in dem Italiener garte, musste als Erstes sein intensiv bearbeiteter Kaugummi erfahren. Nach dem Spiel schilderte er seine Eindrücke in der anschließenden Pressekonferenz. „Wir sind besorgt. Wir befinden uns gerade nicht in der besten Verfassung. Unser Ziel muss es sein, zum Bundesligastart am 18. August in bester Verfassung zu sein“, so Coach Ancelotti.
Beim anderen gestrigen Spiel lieferten sich Atlético Madrid und Neapel ein vor allem zum Schluss hitziges Duell. Darin setzten sich die Spanier mit 2:1 durch, verloren aber auch Abwehrchef Diego Godin mit Gelb-Rot. Atlético trifft im heutigen Finale ab 20.30 Uhr auf Liverpool, den dritten Platz ermitteln Neapel und der FC Bayern (ab 17.45 Uhr/ beide Partien in der Wohnviertel zum Opfer fallen, hat sich zum zweiten großen olympischen Problem ausgewachsen. Die Bewohner der Olympiastädte sind oft nicht mehr bereit, diesen Preis zu bezahlen. Sie wählen die Spiele ab. Wie Hamburg, das sich knapp gegen eine Bewerbung für 2024 entschieden hat.
Beinahe märchenhaft erklingt vor diesem Hintergrund die Nachricht von der Vergabe der Spiele an Paris (2020) und Los Angeles (2024). Zwei Städte mit Olympia-Vergangenheit, beide mit der Aussicht auch in einigen Jahren noch die Menschenrechte zu achten und politisch stabil zu sein und beide können auf bestehende Wettkämpfstätten zurückgreifen. Dass die Amerikaner den Franzosen den Vortritt gelassen haben, obwohl sie selbst gerne vier Jahre früher dran gewesen wären, hat beinahe Züge des olympischen Gedankens. Ehe man aber von so viel Sportsgeist gerührt, die Welle macht, sei gesagt, dass sich Los Angeles seinen Großmut mit 1,8 Milliarden Euro aus der Olympia-Kasse hat entlohnen lassen. Im Zeichen der Ringe läuft nichts ohne Geld. Das ist der wahre Kern des olympischen Gedankens.