Kleiner Käfer, große Aufmerksamkeit
Borkenkäfer und Kupferstecher sind gerade sehr aktiv. Deswegen hat das Landwirtschaftsamt Luftaufnahmen machen lassen und die Besitzer betroffener Flächen informiert. Was Waldbesitzer jetzt tun sollten
Borkenkäfer und Kupferstecher sind derzeit in den Waldgebieten des Landkreises mit überwiegend Fichtenbestand sehr aktiv. Um eine weitere Ausbreitung bis zum Massenbefall zu verhindern, lud das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Fürstenfeldbruck (AELF) mit der Waldbesitzervereinigung zu einer Informationsveranstaltung in ein besonders befallenes Waldstück bei Leeder ein.
Dort erläuterte Revierförster Michael Lang, seit sechs Wochen Nachfolger von Ludwig Pertl, wie Käferbefall möglichst früh erkannt werden kann und was dann zu tun ist. Das AELF ist dafür in Vorleistung gegangen: Laut Lang wurde erstmals eine Befliegung des gesamten Landkreises durchgeführt und ausgewertet. „Wo wir befallene Flächen zuordnen konnten, haben wir die entsprechenden Besitzer bereits angeschrieben oder werden sie noch informieren.“
Dies sei allerdings lediglich als Unterstützung gedacht und nicht als ständige Einrichtung, so der Förster, denn letztendlich sei es Aufgabe der Waldbesitzer, sich um die Kontrolle zu kümmern. „Wichtig bei dem Versuch, Massenbefall zu verhindern oder zumindest einzudämmen sei, vom Verhalten des Käfers zu wissen und frischen Befall zu erkennen. „Borkenkäfer fliegen ab einer Durchschnittstemperatur von 16,5 Grad und suchen sich geschädigte Bäume.“Beim zweiten Befall ab etwa Mitte Juni sind dann die stärkeren Fichten dran. Die Bäume, an denen die Rinde schon abfällt, deren Spitzen dürr sind, seien allerdings uninteressant. „Das ist alter Befall, da ist der Käfer schon längst wieder ausgeflogen.“
Frischer Befall müsse erkannt werden; Lang hatte für die etwa 50 Teilnehmer etliche Tipps. Wichtigstes Erkennungsmaterial sei Bohrmehl, von Farbe und Konsistenz braunem Schnupftabak ähnelnd. „Sie sehen dem Baum noch nichts an“, sagte Lang, „finden aber auf dem Moos am unteren Stammende und in Spinnweben am Baum das frische Mehl.“Wenn dann schnell gehandelt werde, könne eine vielzählige Brut verhindert werden, und das Holz gelte beim Verkauf möglicherweise noch nicht als Käferholz. Werde Bohrmehl entdeckt, sei der jeweilige Baum sofort umzuschneiden, müsse aus dem Wald herausgeschafft und mindestens 500 Meter weit weg vom nächsten Baumbestand gelagert werden. Letzteres sei sehr wichtig, weil von Bäumen und Schädlingen Stoffe ausgesendet werden, die weitere Käfer anlocken.
Entrinden, um das Holz zu trocknen, und im Wald lassen, sei keine perfekte Methode gegen die Ausbreitung der Käfer. Den Einsatz von chemischen Mitteln sehen die Förster ebenfalls als wenig effektiv an. Lagerndes Holz müsse für die gleichmäßige Verteilung des Mittels, bei der Behandlung gewendet werden, außerdem gebe es viele Sicherheitsvorschriften. Martin Mall von der Waldbesitzervereinigung plädierte vehement für ständige Käferkontrolle mit Früherkennung, um qualitativ hochwertiges Holz zu erhalten. „Wir haben wegen Käferbefall seit drei Jahren ununterbrochen starke Holzeinschläge mit massenweisem Anfall von Hackmaterial.“Es sei nahezu nicht verwertbar, weil der Markt gesättigt ist.
Der vier bis sechs Millimeter große Käfer fliegt ab einer Durchschnittstemperatur von 16,5 Grad. Er befällt bevorzugt Fichten ab einem Alter von 40 Jahren. Das Männchen sucht einen meist vorgeschädigten Baum, bohrt ihn an und gibt über das Bohrmehl Botenstoffe ab, die Weibchen und weitere Männchen anlocken. Letztere legen Rammelkammern an, von da aus legen die Weibchen bis zu drei Muttergänge in Faserrichtung und Nischen für die Eier an. Die ausschlüpfenden Larven fressen Quergänge, an deren Ende sie sich verpuppen. Sechs Wochen nach der Eiablage fliegen frische Käfer aus. Borkenkäfer können sich bis zu drei Mal im Jahr paaren, aus einem Baum können laut Förster Michael Lang bis zu 20000 Käfer ausfliegen. „Alle natürlichen Feinde des Holzschädlings schaffen diese Masse nicht.“
Beim zweiten Befall sind stärkere Fichten dran