Der Geschichte hinter den Toten auf der Spur
Manfred Stagl aus Windach sammelt Sterbebilder und fragt bei den Angehörigen nach Lebensdaten und Wissenswertem zu den Verstorbenen. Dabei kommt mitunter Kurioses zutage
„Von eurem Vater bräuchte ich noch das Sterbebild“– Manfred Stagl sitzt in der Küche von Karl Freisleder und hat einen Fragebogen vor sich. Anhand von Windacher Sterbebildern will er die Geschichte der Menschen, deren Tod über diese Totenzettel verkündet wird, erzählen. Angewiesen ist er dabei auf die Angehörigen, die ihm die Geschichten erzählen. Was nicht immer so einfach ist: Denn über das genaue Geburtsdatum des verstorbenen Leopold Freisleder senior gibt es unter den Söhnen Karl und Leo eine kurze Diskussion.
Stagls Interesse kommt nicht von ungefähr. Er ist der Vorsitzende des Veteranen- und Kameradenvereins Windach-Hechenwang, der seit 2012 auch den Zusatz „Verein zur Wahrung der Dorfgeschichte“trägt und sich thematisch mit der Windacher Historie auseinandersetzt.
Neue Inhalte neben Totengedenken und Volkstrauertag
Grund war vor fünf Jahren, dass der Verein vor der Auflösung stand und auch mit neuen Inhalten belebt werden sollte – neben den traditionellen Aufgaben wie dem Totengedenken, der Gestaltung des Volkstrauertages oder dem allgemeinen geselligen Vereinsleben.
Dass dies eine erfolgreiche Idee war, zeigen nicht nur die Mitgliederzahlen, die von 94 auf jetzt 151 gestiegen sind. Auch die Publikationen des Vereins belegen, dass es in Windach viele Geschichten aus der Vergangenheit zu erzählen gibt: die Historie des eigenen Vereins, der Molkereigenossenschaft, der Oberen Mühle, die Schulgeschichte Hechenwangs, aber auch die eigene Vereinsgeschichte. Geplant ist auch, die Geschichte der Firma Popp, die eine Opelvertretung hatte, aber auch Omnibusse baute, wie Leopold Freisleder berichtet, zu erzählen
Mit dem ehrenamtlichen Archivar von Windach, Gerhard Heininger, hat der Verein ein kompetentes Mitglied, welches die Schriften des Archivs der Verwaltungsgemeinschaft Windach initiiert hat. „Es geht oft um Gebäude oder Unternehmen“, sagt Stagl, „aber Ge- schichte wird von Menschen gestaltet“. Und so kam es im Juni zu einer Ausstellung historischer Klassenfotos mit dem Ziel, dass die Besucher sich oder Klassenkameraden wiedererkennen. Und auch bei den Sterbebildern geht es Stagl um die Menschen. „Wir werden Deiner ewig gedenken“, heiße es oft bei Beerdigungen, und diesen Gedanken habe er aufnehmen wollen, erläuterte Stagl das neue Projekt. Von Karl Freisleder habe er einen ganzen Packen Sterbebilder bekommen.
Übrigens war der Brauch, einfache oder gefaltete Zettel mit den wichtigsten Daten eines gerade Verstorbenen drucken zu lassen und auf der Beerdigung weiterzugeben, früher im gesamten katholischen Europa verbreitet. Sie waren immer schon eine Quelle der Ahnenforschung, denn es finden sich nicht nur Geburts- und Todesdatum darauf, sondern auch Geburts- und Sterbeort. Trotzdem ist es nicht immer so einfach: „Eine Anna Klas gab es drei Mal in Windach“, so Stagl.
Stagl, der selbst aus einer Familie von Heimatvertriebenen stammt, stößt mittels der Sterbebilder auch darauf, wie viele Sudetendeutschen in dem Ort eine neue Heimat fanden. Und Leo Freisleder weiß, dass sich während des Dritten Reiches auch einige Südtiroler ansiedelten. Und es trat auch Kurioses zutage: Als Stagl das Projekt im Juni vorstellte, wurde deutlich, dass da einer im Zweiten Weltkrieg für tot erklärt worden ist, der in den 1950er-Jahren in Windach lebte. Stagl bekam auch eine mögliche Erklärung: Der Soldat hatte wohl damals einem gefallenen Kameraden seine Jacke umgehängt, samt Unterlagen.
Das Projekt Sterbebilder wird neben den anderen Themen weiterlaufen. Über 400 Totenzettel hat der Vorsitzende gesammelt. Stagl will den Ordner samt Fragebögen bei Veranstaltungen auslegen. Was eine Basis sein kann für Gespräche über die Verstorbenen und Ahnen. Karl Freisleder zeigt Bilder der Eltern, als sie jung waren und bei der Goldenen Hochzeit, und Stagl erinnert sich an Leo Freisleder senior, der Ehrenmitglied bei den Sportfreunden war. 1904 kam der Großvater der 70- und 76-Jährigen aus dem Niederbayerischen nach Windach, und am 16. Februar 1911 wurde Vater Leopold in Windach geboren.
Unbekannter beschädigt ein geparktes Auto
Eine 63-jährige Frau aus Windach hatte ihren weißen Pkw Renault Clio laut Polizei von Sonntagnachmittag bis Montagabend in Peißenberg abgestellt. Ein unbekannter Fahrzeugführer beschädigte, vermutlich beim Rangieren, das vordere Eck des Fahrzeuges. Er entfernte sich vom Unfallort, ohne sich um den Schaden in Höhe von rund 1500 Euro zu kümmern.