Landsberger Tagblatt

Der flinke Handwerker

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger­allgemeine.de

Die Suche nach einem Handwerker kann in Zeiten, in denen an allen Ecken und Enden gebaut, renoviert und gewerkelt wird, mitunter schwierig sein. Der eine hat keine Zeit oder keine Lust, der andere hat keinen guten Ruf oder überzogene (finanziell­e) Ansprüche. Ist nach etlichen Telefonate­n endlich ein Fachmann gefunden, hofft man das Beste. Meistens läuft dann ja auch alles reibungslo­s. So wie in diesem Fall. Zumindest auf den ersten Blick.

Angesichts einer defekten Arbeitspla­tte in der neuen Küche oblag es dem garantiege­benden Geschäft, Ersatz zu beschaffen und den Handwerker gleich dazu. Der klingelte also eines Morgens an der Tür und stand schon in der Küche, bevor er das „Guten Morgen“ausgesproc­hen hatte. Zack, zack, zack – schon war das Werkzeug ausgepackt, die Platte aus massivem Eichenholz in den vierten Stock gewuchtet und die alte fachkundig abmontiert.

Dem Hausherrn, der dem Trubel in der heimischen Küche entfliehen wollte, nötigte die Arbeitsges­chwindigke­it der zwei schweigsam­en Handwerker gehörigen Respekt ab, als er von einem kurzen Einkauf zurück in die eigenen vier Wände kam. „Fertig“, lautete die knappe Ansage. Eine Unterschri­ft hier, eine Unterschri­ft da und noch einmal dort. Und zum Abschluss bitte noch kurz auf dem mitgebrach­ten Tablet auf einen Smiley drücken: auf den lachenden bei vollster Zufriedenh­eit. Auf den weinenden bei großer Enttäuschu­ng. Oder auf einen der beiden dazwischen. Überforder­t von all den Entscheidu­ngen innerhalb einem (gefühlten) Bruchteil einer Sekunde, landete der Finger auf dem lachenden Gelbgesich­t und schon waren die flinken Handwerker wieder aus dem Haus.

Durchschna­ufen. Ruhe genießen. Und dann mal die neue Arbeitspla­tte genauer begutachte­n. Die ist wunderschö­n. Gute Arbeit. Doch beim zweiten Blick auf das Werk der umtriebige­n Besucher, entgleisen dem Smiley im Kopf die Gesichtszü­ge. Sägespäne überall – zwischen Gläsern, Tellern, Müsli und Äpfeln. Eine offene Flasche Wasser aus dem Kühlschran­k – gern geschehen, hätte man aber auch drüber reden können. Und beim Blick in die Toilette wird offensicht­lich, dass die Handwerker nicht nur in der Küche äußerst geschäftig waren. Na vielen Dank auch!

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