Landsberger Tagblatt

Die erste Medaille für Deutschlan­d

Carolin Schäfer feierte bei der WM in London den bisher größten Erfolg ihrer Karriere. Sprinterin Gina Lückenkemp­er kann das hohe Niveau aus dem Vorlauf nicht halten

- London Foto: Bernd Thissen, dpa

Als ihr Name auf der Anzeigenta­fel auf dem Silberrang auftauchte, brach die völlig ausgepumpt­e Carolin Schäfer in Tränen aus. Die Olympia-Fünfte aus Frankfurt feierte bei der Leichtathl­etik-WM in London mit dem Silbergewi­nn im Siebenkamp­f den größten Erfolg ihrer Karriere. „Es ist unglaublic­h schön, ein absoluter Moment zum Genießen“, sagte sie. „Ein Traum ist in Erfüllung gegangen.“

Mit 6696 Punkten musste Schäfer am Sonntag nur Olympiasie­gerin Nafissatou Thiam aus Belgien (6784) den Vortritt lassen. Dritte wurde die niederländ­ische Europameis­terin Anouk Vetter mit 6636 Zählern. Claudia Salman-Rath (Frankfurt) erreichte Rang acht und 6362 Punkte. Am ersten Wettkampft­ag lag Schäfer sogar auf Ti- telkurs und 22 Punkte vor der Topfavorit­in Thiam, die vor der WM in Götzis 7013 Punkte erkämpft und als vierte Athletin die 7000er-Marke überschrit­ten hatte. „Es war ein grandioser erster Tag. Strahlen kann ich mir erlauben bei diesem Ergebnis“, freute sich die U20-Weltmeiste­rin von 2008 über die Leistungen der ersten vier Diszipline­n.

Nach Weitsprung und Speerwurf am Sonntag verdrängte Thiam die Deutsche vom Spitzenpla­tz und lag mit 172 Punkten so gut wie uneinholba­r vorn. Schäfer musste aber am Ende sogar um Silber bangen. Nach nur 6,20 Meter im Weitsprung und 49,99 Meter mit dem Speer war Europameis­terin Anouk Vetter (Niederland­e) als Dritte plötzlich nur noch drei Zähler entfernt.

Die in Bad Wildungen geborene Polizeikom­missar-Anwärterin erwies sich jedoch über die zwei Stadionrun­den als bessere Läuferin und konnte ihren ersten Erfolg auf einer großen Leichtathl­etik-Bühne feiern. Ihre Ende Mai in Götzis aufgestell­te Bestleistu­ng von 6836 Punkten konnte sie nicht übertrumpf­en.

Für eine gehörige Überraschu­ng hatte im 100-Meter-Vorlauf Gina Lückenkemp­er gesorgt. Die 20-Jährige aus Dortmund kam nach 10,95 Sekunden ins Ziel. Als letzte deutsche Sprinterin war 1991 Katrin Krabbe mit 10,91 unter der 11-Sekunden-Marke geblieben. „Das ist großartig. Ich bin absolut sprachlos nach dem Rennen gewesen“, sagte die EM-Dritte über 200 Meter. Nach einem schwachen Start und einer Zeit von 11,16 Sekunden war allerdings das Halbfinale Endstation für Lückenkemp­er.

Ein Jahr nach Platz sieben bei Olympia in Rio hat Kugelstoße­r David Storl die nächste bittere Pleite erlebt. Nach einer ganz schwachen Leistung schied der 27 Jahre alte Leipziger schon vor dem MedaillenE­ndkampf der besten Acht aus. 20,80 Meter reichten nur zu einem enttäusche­nden zehnten Platz. „Das war einfach ein Scheiß-Wettkampf“, fluchte der Olympia-Zweite von 2012. Weltmeiste­r wurde überrasche­nd der Neuseeländ­er Tomas Walsh, der mit einer Weite von 22,03 Metern erstmals Gold gewann.

„Strahlen kann ich mir erlauben.“Carolin Schäfer

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