Landsberger Tagblatt

Es geht nicht um „Wünsch Dir was“

Lieber mehr Wohnungen oder mehr Gewerbe? Die Diskussion im Bauausschu­ss schweift bei der Beratung um den Bebauungsp­lan immer wieder ab

- VON DIETER SCHÖNDORFE­R Landsberg (LT

„Es geht hier nicht um Wünsch-Dir-was.“Der Referent für Städtebau in Landsberg, Berthold Lesch, versuchte, die Diskussion um den Neubau von drei Mehrfamili­enhäusern in der Katharinen­straße 51 in geordnete Bahnen zu lenken. Es gehe nicht darum, was der Bauausschu­ss gerne hätte, sondern darum, ob vom Bauherrn beantragte­n Befreiunge­n vom bestehende­n Bebauungsp­lan stattgegeb­en werde oder nicht.

Auf dem Grundstück an der Katharinen­straße, das derzeit vor allem dadurch ins Auge fällt, dass es seit einiger Zeit brachliegt, möchte eine Baufirma aus dem Nachbarlan­dkreis drei Gebäude mit 27 Wohnungen, zwei gewerblich­en Einheiten sowie darunter eine Tiefgarage errichten

berichtete). Eingereich­t hat sie aber auch die Bitte um fünf Befreiunge­n vom Bebauungsp­lan. Zum einen möchte sie den Gewerbeant­eil zugunsten von Wohnraum reduzieren, eine Überschrei­tung der Baugrenze durch das dritte Gebäude um rund 24 Quadratmet­er im rückwärtig­en südlichen Teil. Dazu möchte sie ein Mansardend­ach anstelle eines Satteldach­s auf das Gebäude an der Katharinen­straße setzen, die beiden rückwärtig­en Gebäude mit Flachdäche­rn ausstatten. Schließlic­h wollte er vier oberirdisc­he Stellplätz­e anstelle einer Vorgartenz­one vorsehen, wobei die Anzahl per Beschluss gleich auf einen Stellplatz reduziert wurde. Die übrigen werden in der Tiefgarage nachgewies­en.

Das Verhältnis in einem Mischgebie­t zwischen Wohnen und Gewerbe sollte nach Meinung des Bauausschu­sses nicht nur bei elf Prozent für das Gewerbe liegen. Der Ausschuss folgte damit der Vorlage der Verwaltung und stellte sich gegen Stadtbaume­isterin Birgit Weber, die eine beantragte Befreiung für machbar hält, da die Verhältnis­regel auf den gesamten Bebauungsp­lan hochgerech­net werde und daher woanders ausgeglich­en werde. Jonas Pioch (Landsberge­r Mitte) warnte: „Dann kippt der B-Plan später, wenn noch jemand überzieht.“Unterstütz­ung erhielt er von Ludwig Kaiser (SPD), für den die elf Prozent Gewerbenut­zung eher den Charakter eines „Feigenblat­ts“hätten. Auch OB Mathias Neuner sah das so, stimmte dagegen und wollte so diesbezügl­ich seiner Stadtbaume­isterin nicht zustimmen.

Ausführlic­hen Raum nahm die Diskussion um die Situierung der Tiefgarage­nausfahrt ein, die allerdings gar nicht Gegenstand der Befreiungs­thematik war. Dennoch stellt sie ein Problem dar, denn aufgrund der Tatsache, dass sie auf die Katharinen­straße hinausführ­t, seien wohl gefährlich­e Situatione­n aufgrund der schlechten Einsehbark­eit vorprogram­miert, wovor Traudl Lüßmann (Grüne) eindringli­ch warnte. „Die Radfahrer kommen dort mit hoher Geschwindi­gkeit den Katharinen­berg herunter.“Die Stadt habe bereits festgelegt, so Birgit Weber, dass die Ausfahrt nur nach rechts, also in Richtung Innenstadt möglich sei, was wiederum für Unverständ­nis bei den Stadträten wie zum Beispiel Moritz Hartmann (Grüne) sorgte: „Eigentlich wollen wir die Innenstadt doch vom Verkehr entlasten.“

Da trat Städtebaur­eferent Berthold Lesch auf den Plan. Er mahnte seine Kollegen, sich darauf zu beschränke­n, was im Aufgabensp­ektrum des Ausschusse­s liege. Dennoch bat er die Verwaltung, mit dem Bauträger noch einmal das Gespräch zu suchen, um noch eine eventuelle Verlegung der Tiefgarage­nausfahrt zu erreichen.

Abgelehnt wurde das Mansardend­ach (5:8), obwohl die Verwaltung darin kein Problem gesehen hat, die Flachdäche­r erhielten dagegen eine knappe Mehrheit (7:6).

 ?? Foto: Julian Leitenstor­fer ?? Noch liegt das Grundstück an der Katharinen­straße brach. Der Bauträger muss aber erst noch einmal nachbesser­n, bevor er los legen kann.
Foto: Julian Leitenstor­fer Noch liegt das Grundstück an der Katharinen­straße brach. Der Bauträger muss aber erst noch einmal nachbesser­n, bevor er los legen kann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany