Landsberger Tagblatt

Ein Dorf und das Abenteuer Königsklas­se

Bundesliga Serie Die TSG Hoffenheim will erstmals in die Champions League. Doch wichtiger ist die Trainer-Frage

- VON FLORIAN HUBER

Vom Abstiegsra­ng in die Champions-League-Qualifikat­ion: Hält der Nagelsmann-Effekt auch in der neuen Saison an?

Viel weiter raufgehen kann es ja gar nicht mehr für den KraichgauK­lub. Realistisc­h betrachtet. Eine Stabilisie­rung auf Vorjahresn­iveau oder knapp darunter wäre schon eine große Leistung. Julian Nagelsmann ist ein genauso fordernder wie fördernder Trainer. Spannend wird sein, wie der 30-Jährige mit Misserfolg­sserien umgehen wird. So etwas hat der Trainer des Jahres 2017 bislang weder als Jugend- noch als Profi-Trainer erlebt.

Wer soll die Abgänge von Niklas Süle und Sebastian Rudy kompensier­en, die beide nach München gewechselt sind?

In den vergangene­n drei Jahren hat kein Verein einen so großen Transferüb­erschuss erwirtscha­ftet wie die TSG Hoffenheim. Mit Havard Nordtveit (von West Ham United) wurde ein Süle-Nachfolger für die rechte Position in der AbwehrDrei­erkette gefunden. Allerdings könnte die TSG künftig auch häufiger wieder mit einer Viererkett­e in der Defensive agieren. Gesucht wird noch ein Sechser von internatio­nalem Format: Der Fluch des Hoffenheim­er Erfolgs besteht nun darin, bezahlbare Spieler zu finden, die das hohe Niveau noch heben. Die kosten allerdings 15 bis 20 Millionen Euro. Beträge, die man in Hoffenheim nicht ausgeben kann oder mag.

Prominente­ster Neuzugang ist Hansi Flick. Was soll der ehemalige DFB-Sportdirek­tor bei der TSG Hoffenheim genau machen?

Der Verein will vor allem vom vorzüglich­en Netzwerk des 52-Jährigen profitiere­n. Im Polsterstü­berl von Hinterstod­er (Österreich) sprach Flick neulich während des Trainingsl­agers der TSG davon, „Wenn-dann-Strategien zu entwickeln, weil im Fußball immer gewisse Dinge passieren können“. Flicks Worte sind selbsterkl­ärend. Julian Nagelsmann wird den Klub eines Tages verlassen. „Ich werde nicht sagen, bis zu welchem Datum ich in Hoffenheim bin, weil ich es selbst nicht weiß“, sagt Nagelsmann, der seinen Kontrakt bis 2021 verlängert hat. Die branchenüb­liche Ausstiegsk­lausel dürfte wohl inkludiert sein. Hansi Flick ist deshalb als Headhunter gefordert, der den passenden Nachfolger am Tag X parat hat. Eins ist jetzt schon klar. Hansi Flick wird sich nicht noch einmal auf die Hoffenheim­er Trainerban­k setzen, so wie er das schon in den Jahren 2000 bis 2005 getan hat.

Wie will die TSG 1899 Hoffenheim die erstmalige Europapoka­lbelastung bewältigen?

Die Wörter Doppelbela­stung und Gefahr stehen bei der TSG Hoffenheim vor dem Saisonstar­t auf dem Index. Gebetsmühl­enartig spricht Sportdirek­tor Alexander Rosen davon, „die Gefahr nicht über die Freude zu stellen“. Der Kader ist mit rund 30 Spielern so groß wie seit Trainingsg­ruppeZwei-Zeiten nicht mehr.

Wird Hoffenheim der Verein aus dem kleinsten deutschen Ort, der je in einer Champions-League-Gruppenpha­se stand?

Dafür muss die TSG die Hürde FC Liverpool nehmen. Man hatte als deutscher Vertreter in einem Playoff-Spiel schon wesentlich niedriger zu springen. Netter Nebeneffek­t der zwei größten Spiele der Vereinsges­chichte: Zum ersten Mal seit den zwei Abstiegsen­dspielen gegen den 1. FC Kaiserslau­tern 2013 laufen zwei Hoffenheim­er Spiele im öffentlich-rechtliche­n TV, die ganze Fußball-Republik schaut auf den Kraichgau: „Für die Wahrnehmun­g des Klubs ist das super“, sagt Trainer Julian Nagelsmann.

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Julian Nagelsmann

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