Landsberger Tagblatt

Warum sind Nacktschne­cken nackt?

Schnecken haben Häuser – aber nicht alle. Es gibt auch Exemplare, die lieber oben ohne durch die Salatbeete kriechen. Warum die das können und was sie so besonders macht, steht hier

- VON MARIA BERENTZEN (dpa)

Da kriecht etwas durchs Gemüsebeet: eine Nacktschne­cke. Doch warum tragen eigentlich einige Schneckena­rten ein Haus auf ihrem Rücken – und andere nicht? Das weiß der Experte Vollrath Wiese. Er leitet ein Museum, in dem es um Schnecken geht.

Ursprüngli­ch hatten alle Schnecken ein Haus. Das ist viele Millionen Jahre her. In der Natur ist es so, dass sich Lebewesen verändern können. Das dauert seeehr lange. Die Idee dahinter ist: Das, was einem Lebewesen nützt, bleibt erhalten. Andere Eigenschaf­ten, die keinen Nutzen haben, bilden sich wieder zurück. Diesen Vorgang nennt man auch Evolution.

Im Laufe der Evolution haben Schnecken Möglichkei­ten entwickelt, sich zu schützen. Die Tiere müssen vor allem darauf achten, dass sie nicht austrockne­n. Ihre Vorfahren stammen aus dem Meer. „Auch die Schnecken an Land benötigen bis heute viel Feuchtigke­it“, sagt Vollrath Wiese.

Ein Haus ist deshalb auch für eine Schnecke an Land praktisch: Es schützt sie vor dem Austrockne­n. Allerdings ist so ein Häuschen ziemlich sperrig. Die Schnecke kann es nicht einfach ausziehen, wenn sie sich mal eben durch eine kleine Ritze quetschen will. Einige Schnecken haben eine andere Strategie entwickelt, um sich zu schützen, erklärt der Experte. Sie haben ihr Häuschen immer weiter verkleiner­t. So können sie sich in winzige Spalten verkrieche­n, damit sie nicht austrockne­n. Wenn sie sich dort verstecken, sind sie auch vor ihren Feinden geschützt. Eine Nacktschne­cke kommt nur dann aus ihrem Versteck, wenn es draußen feucht genug für sie ist. Bei Regen ist sie den ganzen Tag aktiv und frisst oft viele Stunden lang. In heißen Sommern ist sie nachts unterwegs, wenn die Pflanzen feucht vom Tau sind. „Zur Not kann eine Nacktschne­cke auch einmal für eine längere Zeit hungern, wenn es zu trocken für sie ist“, sagt Vollrath Wiese.

Vögel finden den zähen Schleim nicht lecker

Hast du schon einmal eine Nacktschne­cke angefasst? Dann hast du vielleicht gemerkt, dass sie sich viel schleimige­r anfühlt als Schnecken mit Haus. Das liegt daran, dass eine Nacktschne­cke tatsächlic­h mehr Schleim produziert. Ihr Schleim ist auch zäher. Auf diese Weise schützt sie sich zusätzlich vor dem Austrockne­n. Außerdem schreckt dieser zähe Schleim viele Tiere ab, die sonst gern Schnecken fressen: zum Beispiel Igel und Vögel.

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Foto: Simone Andress, Fotolia.com

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