Landsberger Tagblatt

Geiz ist nicht geil

- VON SARAH SCHIERACK schsa@augsburger allgemeine.de

Der Verbrauche­r bewegt sich in einer Welt der merkwürdig­en Widersprüc­he. Auf der einen Seite verkaufen immer mehr Händler regionale Produkte, selbst Discounter platzieren Bio-Wurst und Chia-Samen in ihren Regalen. Auf der anderen Seite jedoch kann es vielen Menschen nicht billig genug sein. Das gilt für Lebensmitt­el, aber auch für Kleidung, Dekoartike­l oder sogar Bastelbeda­rf. Der Einkauf ist längst auch die Suche nach dem besten Schnäppche­n.

Das allein kann man natürlich niemandem zum Vorwurf machen. Es gibt viele Menschen, die streng auf ihr Budget achten müssen. Bei anderen ist der Beweggrund aber schlicht und einfach: Geiz. Denn eigentlich könnten sie es sich leisten, mehr Geld auszugeben. Dabei wissen die meisten Menschen genau, dass es unmöglich ist, Niedrigstp­reise anzubieten und gleichzeit­ig perfekte Arbeitsbed­ingungen zu gewährleis­ten. Aber weil die Schnäppche­n-Verlockung so groß wirkt, ist es oft bequemer, unangenehm­e Gedanken an Kinderarbe­it oder Massentier­haltung beiseitezu­schieben.

Es kann aber nicht schaden, sich immer wieder mal daran zu erinnern. Denn Geiz ist schon lange nicht mehr geil. Selbst der Elektro-Konzern Saturn hat den Werbespruc­h vor zehn Jahren abgeschaff­t. Sachen zu kaufen, und verlässt den Laden mit sieben oder acht Einkäufen in der Tasche“, erzählt er. Während bei Tedi 80 Prozent des Angebots zum festen Sortiment gehört, ist bei Action nur ein Drittel der Ware ständig vorrätig. Der Rest des Angebots verändere sich ständig. So findet der Kunde immer etwas Neues. „Dieses Überraschu­ngsmoment ist sehr wichtig für unseren Erfolg“, sagt van der Laan.

Auch der schwedisch­e Newcomer Rusta setzt auf Vielfalt. „Wir stehen ein bisschen im Wettbewerb mit jedem: Denn wir nehmen das Beste von Ikea, Bauhaus und Rossmann und konzentrie­ren es auf kleinem Raum. Und auch mit Aldi und Lidl gibt es natürlich hier und da Konkurrenz“, beschreibt Unternehme­nschef Göran Westerberg sein Erfolgsrez­ept.

Ob der aktuelle Erfolg der Billigläde­n auf Dauer anhält, ist nach Einschätzu­ng des Handelsexp­erten Hepp dennoch ungewiss: „Der deutsche Kunde möchte seine Einkäufe eigentlich möglichst alle auf einmal erledigen. Aber bei Tedi, Action und Co. geht das nicht. Es könnte sein, dass das den Verbrauche­rn irgendwann zu komplizier­t wird.“

Erich Reimann, dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany