Zuerst kommt mehr Luft ins Becken
Immer mehr Abwässer fließen von Eresing und Geltendorf nach Walleshausen. Der Zweckverband will einen Faulungsturm bauen lassen und vorher die Belüftung erneuern
Das Feuerwehrhaus ist fast fertig, da steht auf Geltendorfer Gemeindeflur das nächste Millionenprojekt an: Die Kläranlage in Walleshausen muss erweitert werden. Auftraggeber wird der Zweckverband für Abwasserbeseitigung Geltendorf-Eresing sein. In der jüngsten Sitzung stellten die Verbandsräte die Weichen: Es sollen eine Faulungsanlage und ein Blockheizkraftwerk entstehen.
Die Kapazität der Walleshauser Anlage ist ausgereizt: Dr. Werner Gebert vom Ingenieurbüro GFM erläuterte in der Sitzung, dass die Klärtechnik und die Beckenvolumen auf 9500 Einwohnerwerte ausgelegt seien und die Genehmigung bis 2016 gelte. Die Belüftungstechnik wurde 2010 erneuert, die dauerhafte Belastungsgrenze liegt nun bei 12 200 Einwohnerwerten. „Die Anlage darauf auszulegen war zu diesem Zeitpunkt richtig.“
Mittlerweile kommt aber noch mehr Schmutzfracht an, durchschnittlich seien es derzeit 13190 Einwohnerwerte, so Gebert. Nach anderen Bewertungsmodellen kommt man sogar auf 14479 Einwohnerwerte, und bei bestimmten Stoffen wie beispielsweise Phosphor wird dieser Wert noch überschritten.
Gebert betonte, dass das System jetzt noch funktioniere und auch die gesetzlichen Anforderungen eingehalten würden, es sei aber „deutlich überlastet“. Wenn die Kapazität nicht mehr ausreicht und der Klärschlamm im Belebungsbecken nicht mehr gut genug belüftet wird, dann kann der Schlamm abgetrieben werden, so die Gefahr. In der Walleshauser Kläranlage gibt es aber sogenannte Schönungsteiche, die dann noch als Puffer zur Paar hin fungieren können. Funktionieren die physikalisch-chemischen Abläufe nicht mehr, kann es auch zu einer Geruchsbelästigung kommen.
Gebert schlägt als ersten Schritt eine erneute Aufrüstung der Belüftung vor: Die Gebläseleistung solle erhöht und auch die Länge des Belüfters vergrößert werden, ausgelegt auf insgesamt 20 000 Einwohner- werte. Die Kosten dafür schätzte der Ingenieur auf rund 150 000 Euro. Als nächster Schritt muss dann die Anlage insgesamt erweitert werden.
Zwei Alternativen standen zur Debatte: Entweder das bisherige System zu erweitern mit einem zweiten Belebungsbecken oder einen Faulturm zu bauen, Gas zu produzieren und über ein Blockheizkraftwerk Wärme und Strom in der eigenen Anlage zu nutzen.
Gebert schätzt die Bruttoinvestition bei der Erweiterung der jetzigen aeroben Schlammstabilisierung auf rund 4,02 Millionen Euro gegenüber 4,18 Millionen Euro bei einer Faulungsanlage. Diese ist damit zwar teurer im Bau, verbraucht aber weniger Platz und ist wegen der einfacheren Schlammentsorgung und der Stromproduktion im Betrieb günstiger. Baulich ist sie auch einfacher umzusetzen, da das bisherige Kombibecken mit Belebung und Absetzbecken weiter genutzt werden kann. Insgesamt schätzt die Verwaltung das Investitionsvolumen auf 5,2 Millionen Euro.
In der kurzen Diskussion sprachen sich die Gemeinderäte einstimmig dafür aus, die Kläranlage zu erweitern. Denn in Geltendorf und Eresing sind neue Baugebiete in Planung beziehungsweise werden gerade bebaut – und damit kommen weitere Mengen an Abwasser in Walleshausen an.
Die Belüftung soll nun sofort ertüchtigt werden, das Büro GFM wurde mit der Planung beauftragt. Für die Erweiterung – man entschied sich für Variante zwei mit Faulturm und Blochheizkraftwerk – muss europaweit ausgeschrieben werden. Hierfür soll ein Büro gesucht werden. Als möglicher Zeitplan gilt, dass Ende 2018 beziehungsweise Anfang 2019 ausgeschrieben wird und die Baumaßnahme dann 2019 bis 2021 umgesetzt wird.
Angesprochen wurde auch, dass mit zwei Lebensmittel erzeugenden Betrieben Gespräche geführt werden sollten. Ziel ist es, deren Abwasser direkt für den Faulturm vorzubereiten, um nicht das Belebungsbecken damit zu belasten.
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