Das Gefühl für Entfernung, Zeit und Raum schwindet
Foto:DorisWegner moorige – oder ist es doch jauchefarbene? – Wasser zu schauen und sich fern von allem Vertrauten zu fühlen – es ist, selbst wenn man mit nasser Hose auf einem aufblasbaren Kissen sitzt, erhebend. Alles ist neu, und die Euphorie will geteilt sein.
Wir reden nicht viel, aber wir teilen, was uns durch den Sinn geht. „Wie in einem Indianerfilm“. – „Reise ins Herz der Finsternis“. – „Unentdeckte Mangrovenwälder in Schwaben.“Auf Wasser nimmst du eine Perspektive ein, die alles fremd und anders erscheinen lässt. Wo sind wir? Wir wissen es nicht, das Gefühl für Entfernung, Zeit und Raum geht ein wenig verloren.
Mit einem Mal wird die Schmutter breit und breiter, ein majestätischer Strom – zumindest aus Sicht einer Schlauchbootbesatzung. Haben wir uns verfahren? Geht ja nicht. Das ist überhaupt das Gute an dieser Tour: Wir brauchen keine Karten, keinen Kompass, nichts. Immer mit der Fließrichtung, immer der Schmutter nach, die übrigens erstaunlich viele Wasserpflanzen kämmt auf ihrem abenteuerlich holprigen Weg in die Donau.
Es stellt sich Übermut ein – und es muss jetzt ausgesprochen werden, das Zauberwort: „Amazonas“. Wir sind auf dem schwäbischen Amazonas – Herbert, wir beschwören es bei der schmerzhaften Muttergottes, ist unser Zeuge! Andere haben wir nicht gesehen. Kein Angler, kein Libellenjäger, kein anderes Boot, nicht mal eine Luftmatratze.
Dafür aber auch das: Im Vergleich wie tot wirkende Maisfelder bis ans Ufer. Der Regenwald stirbt.
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