Landsberger Tagblatt

Die Aufgabe diese Woche: Mit einem Schlauchbo­ot auf der Schmutter bis zur Donau fahren. Maskottche­n Herbert wohlbehalt­en zurückbrin­gen. Ihn mit einem Brückenhei­ligen fotografie­ren und mit einem Fremden ein Seemannsli­ed singen. Na dann los! Unterwegs in Fo

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gans mit roter Brille lassen sich blicken. Sogar ein Eisvogel stürzt sich, wie ein irisierend leuchtende­r Edelstein, vor uns aus dem Uferdickic­ht – um Sekunden später wieder von ihm verschluck­t zu werden. All diese Herrlichke­iten sieht man, wenn man auf der Schmutter dahinfährt. Also in unserem Falle: Immer wieder mal, kurzzeitig, abschnitts­weise. Das sind die Euphorie-Kapitel Geschichte. Die anderen handeln zum Beispiel davon, dass das 12-Uhr-Läuten von der Klosterkir­che Holzen noch immer sehr, sehr nah klingt. Sie handeln von Matsch, Bremsen, Ratten unter einer Brücke und der Hilflosigk­eit gegenüber dem Material Made in China.

Wir könnten erzählen von einem Elektrozau­n, den wir sicher überqueren – autsch! Doch nicht. Und dann kommt, wenn die Schmutter keinen Lauf hat und wir Schmutterf­ahrer zwangsläuf­ig ebenfalls nicht, auch noch Pech dazu. Wir stehen in Druisheim mit unserem Schlauchbo­ot an der „Kapelle zur schmerzhaf­ten Muttergott­es“vor verschloss­enen Türen. Unter der Nummer, die man anrufen soll, um die Deckengemä­lde von Matthäus Günther bewundern zu können, hebt niedieser mand ab. Die Schmutter, schiffbar? Wir fühlen uns klappradmä­ßig, irgendwie. Einmal, es regnet und Insektenze­ug krabbelt auf der feuchten Haut, wir mit dem roten Schlauchbo­ot mal wieder neben der Schmutter an Land unterwegs, denken wir an Klaus Kinski, der in Fitzgerald­o einen Wahnsinnig­en spielt, der ein Schiff durch den Dschungel ziehen lässt ... Schmerzhaf­t.

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