Konsequent unzeitgemäß
Nachruf Der Komponist Wilhelm Killmayer wurde fast 90 Jahre alt
München Wilhelm Killmayer war der große Unzeitgemäße unter den deutschen Komponisten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Der Münchner wollte sich nicht vereinnahmen lassen von AvantgardeStrömungen wie etwa der seriellen Musik, die in den 50er Jahren, als Killmayer mit eigenen Werken hervorzutreten begann, den kompositorischen Mainstream bildeten. Killmayer setzte von Anfang an auf einen eigenen Personalstil, der behutsam die Rückbindung an die Tradition suchte und dennoch durch und durch eigenständig war. Die Melodie besaß bei Killmayer ebenso ihr Recht wie die herkömmliche Akkordik, wozu sich musikalische Ironie ebenso gesellen konnte wie ein kompromissloser Ernst. Killmayer hielt sich jedenfalls an den Rat seines Lehrers Carl Orff, unbeirrt von Einflüsterungen seinen ganz eigenen Weg als Komponist zu gehen.
Das OEuvre ist umfangreich, Orchesterwerke finden sich darin ebenso wie Kompositionen für Kammermusik, ferner schrieb Killmayer zwei Ballettopern – Anfang der 60er Jahre war er Dirigent des Bayerischen Staatsballettts – sowie die musikalische Posse „Yolimba“zu einem Libretto von Tankred Dorst. Überragend war jedoch sein Schaffen als Liedkomponist, stammen aus seiner Feder doch mehr als 200 Lieder. Einen Höhepunkt bilden dabei die beiden breit angelegten Zyklen auf Spätgedichte von Hölderlin.
Von 1973 an hatte Killmayer für knapp zwei Jahrzehnte eine Kompositionsprofessur an der Münchner Musikhochschule inne. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Am Sonntag, einen Tag vor seinem 90. Geburtstag am 21. August, ist Wilhelm Killmayer in München gestorben.