Sie ist gerne Schlagersängerin
Interview Vanessa Mai gilt als schärfste Konkurrentin von Helene Fischer. Ihr neues Album hat sich in Deutschland gleich an die Spitze gesetzt. Ende September singt sie in Landsberg
Landsberg Zumindest die Über30-Jährigen denken beim Namen Vanessa Mai an eine Violinistin namens Vanessa Mae, die in den 1990er-Jahren als Shooting Star der Crossover-Szene durchging, weil sie klassische und rockige Klänge vereinte. Wobei die thailändisch-britische Geigerin der (männlich geprägten) Öffentlichkeit auch durch ein Albumcover in Erinnerung bleibt, das sie in einem nassen, weißen T-Shirt zeigt, die Fidel entschlossen in der Hand.
Die Beinahe-Namensvetterin Vanessa Mai besitzt gleichfalls durchaus erotisierendes Potenzial, doch musikalisch hat die 25-Jährige aus dem baden-württembergischen Backnang – wo sie bis heute lebt – nichts mit der Engländerin zu tun. Stattdessen ist Mai felsenfest im „modernen Schlager“zu Hause, die schärfste Konkurrentin von „SuperDiva“Helene Fischer. Am Samstag, 23. September, wird Vanessa Mai neben Michelle, Jürgen Drews und vielen anderen Stars der leichten Muse in Landsberg beim „Schlagertag“als Hauptattraktion auftreten.
Das letzte Album „Für dich“aus dem vergangenen Jahr wurde mit Platin ausgezeichnet, Mai wurde Echo-Preisträgerin, Aushängeschild der Kampagne „Mein Herz schlägt Schlager“und belegte den zweiten Platz bei der Tanzshow „Let’s Dance“. Am 6. Juni heiratete sie zudem ihren Manager Andreas Ferber, mit dem sie seit 2013 zusammen ist – übrigens der Stiefsohn von Schlager-Königin Andrea Berg.
Jetzt ist das neue Werk von Vanessa Mai erschienen, „Regenbogen“betitelt – und dieses setzte sich am Donnerstag gleich an die Spitze der deutschen Album-Charts. Es ist die erste Scheibe, auf der sie nicht nur wie bislang interpretiert, sondern auch Texte geschrieben und Einfluss auf die Produktion genommen hat. Trotz aller Neu-Justierung: Zwei Drittel aller Songs von „Regenbogen“wurden nach wie vor von Dieter Bohlen („Deutschland sucht den Superstar“) komponiert und produziert. „Aber egal“, meint die Künstlerin, „ich kann heutzutage dem Publikum noch intensiver meine eigenen Geschichten erzählen, meine eigenen Erfahrungen plausibel machen. Das gibt mir enorme Sicherheit.“Das Landsberger Tagblatt hat auch darüber mit Vanessa Mai gesprochen. „Noch nie war sie ihren Fans so nahe“, heißt es in der Biografie zu Ihrem aktuellen Album. Ist diese Nähe zu Ihren Anhängern Fluch oder Segen? Vanessa Mai: Je erfolgreicher man wird, desto mehr muss man sich auf die eigene Identität besinnen, keine Frage. Ich pflege den Umgang mit meinen Fans so – was auch mit einem gewissen Risiko verbunden ist –, wie ich mir das vorstelle: möglichst authentisch, ohne dass ich mein Privatleben dabei völlig verkaufe. Schlagersängerin – und als solche sehe ich mich unbedingt – bedeutet nun mal, dass mich Men- schen auf der Straße erkennen und ansprechen. Das ist legitim. Weil ich dem nicht selten negativen Anstrich der Schlagersängerin in der Öffentlichkeit hoffentlich ein positives Flair verpasse. Ich bin jedenfalls gerne „Schlagersängerin“.
Sie haben auf „Regenbogen“zum ersten Mal eigene Lieder komponiert. War das eine große Herausforderung? Mai: Absolut! Eigentlich bin ich nicht so der Schreiber-Typ. Aber wenn ich für mich selbst komponiere, bin ich ganz Ich. Dann geht es um Erinnerungen, auch welche von vor längerer Zeit, die es aufzuarbeiten gilt. Ich habe die Chance, mit Erlebnissen von einst endgültig abzuschließen. Eine prima Sache.
Trotz aller neu gefundener Unabhängigkeit war Dieter Bohlen wieder an Bord bei der Produktion von „Regenbogen“. Wie ist die Kooperation mit einem solchen Alpha-Tier?
Mai: Ich bin nicht abhängig von ihm, denn ich lernte ihn erst kennen, als ich bereits ein Name in der MusikSzene war. Privat kommen wir nicht allzu oft zusammen. Aber wenn wir miteinander zu tun haben, schätze ich Dieters Offenheit, Ehrlichkeit und Direktheit. Nicht alle kommen mit diesem Mann klar, das ist mir bewusst. Ich tue es. Er übt auf mich niemals Druck aus.
Wie wichtig ist Ihnen ihr Image?
Mai: Beim Auftreten in der Öffentlichkeit kommt es stets darauf an, wie du ganz persönlich damit umgehst. Ich etwa bewundere Künstlerinnen wie Christina Aguilera oder Britney Spears – gerade dafür, dass sie Fehler machen, dass sie nicht perfekt sind und trotzdem immer nur sich selbst verkörpern. Mein Standing ist ähnlich konzipiert: Immer schön ehrlich bleiben! Macken nicht unter den Teppich kehren. Schließlich wollte ich stets berühmt werden. Deshalb darf ich mich auch nicht beschweren, wenn mich Medien und Fans jetzt im Alltag beobachten und wahrnehmen. Das ist der Preis für den Ruhm. Ich zahle ihn. Und habe trotzdem noch genügend Privatleben, keine Sorge.
Wie kam es zum Titel des aktuellen Albums „Regenbogen“?
Mai: Tatsächlich habe ich in meinem jungen Leben noch gar nicht so viele davon gesehen. Aber immer wenn ich einen davon erblicke, fasziniert mich diese Naturerscheinung. Sie ist außergewöhnlich und einfach nur schön. Jeder Regenbogen berührt mich tief im Innersten.
In Kürze geht es auf ausgedehnte Tournee. Haben Sie Lampenfieber? Mai: Noch nicht – aber das wird sich bald ändern. Trotzdem freue ich mich auf jedes einzelne Konzert. Ich stehe gerne im Mittelpunkt. Gleichzeitig hoffe ich, dass ich jedem einzelnen Besucher einen unvergesslichen Abend bescheren kann.
IIm Internet www.schlagertag.de