Landsberger Tagblatt

Das System VW rettet Stadler

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger allgemeine.de

Die Standfesti­gkeit – Kritiker mögen sagen Klebefesti­gkeit – von Rupert Stadler ist erstaunlic­h. Seit Monaten bezieht er verbal Prügel. Es steht der dringende Verdacht im Raum, Audi sei die Keimzelle des VW-Abgasbetru­gs gewesen. Doch der Oberbayer tritt nicht von sich aus als Chef der Ingolstädt­er Volkswagen-Tochter zurück. Ja, er wird auch nicht zurückgetr­eten.

Wie macht das dieser Mann? Zum einen ist der 54-Jährige ein robuster Typ. Der Sohn eines Bauern hat sich nach oben gearbeitet und Audi ganz nach oben gebracht. Das Erreichte will Stadler nicht leichtfert­ig aufgeben. All das würde dem Manager in einem normalen Konzern aber nichts nützen. Auch wenn ihm bisher keine persönlich­e Verantwort­ung für den Diesel-Skandal nachgewies­en werden konnte, hätte er in anderen Unternehme­n die politische Verantwort­ung für das Desaster übernehmen müssen.

Doch Volkswagen ist kein normaler börsennoti­erter Konzern. Weil sich gewaltige Aktienpake­te im Besitz der Familien Porsche und Piëch befinden, wird VW als Riese mit gut 600 000 Mitarbeite­rn wie ein Familienbe­trieb geführt. Stadler ist Porsche- und Piëch-versichert. Die Familien schätzen seine Kompetenz und seine Loyalität – jedenfalls so lange, bis ihm nicht die Staatsanwä­lte zusetzen. Deshalb bleibt er zunächst im Amt.

Ansonsten wird im Audi-Vorstand radikal aufgeräumt. Dass vier von sieben Top-Managern gehen müssen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Denn keiner der Männer wird wegen des DieselSkan­dals vor die Tür gesetzt. Dafür müssen andere Gründe herhalten, in einem Fall sogar der Unwillen des Betriebsra­ts und der bei VW übermächti­gen IG Metall. Die Volkswagen-Welt hat ihre eigene Logik.

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