In Bayern fehlen Erzieher
Wo die Kinder am besten betreut werden
Gütersloh/München In keinem Bundesland gibt es größere regionale Unterschiede in der Qualität der Kinderbetreuung in Krippen und Kindergärten als in Bayern. Dies geht aus dem Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme der Bertelsmann Stiftung hervor. Er attestiert dem Freistaat aber zumindest geringfügig eine flächendeckende Verbesserung der Betreuung.
Nach Ansicht der Autoren lässt sich die Betreuungsqualität vor allem an der Entwicklung des Personalschlüssels ablesen. Kamen im Freistaat 2012 noch 4,0 ganztags betreute Kinder auf eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft in Krippengruppen, waren es im März vergangenen Jahres 3,7. In den Kindergärten verbesserte sich der Personalschlüssel von 9,0 auf 8,7 Kinder pro Fachkraft. Trotz dieser leichten Verbesserungen sind die Schlüssel im Freistaat für beide Altersgruppen leicht schlechter als das westdeutsche Mittel.
Auch hängt die Qualität der Betreuung vom Wohnort ab. So liegt etwa der Personalschlüssel im Landkreis Rosenheim im Krippenbereich bei 1 zu 2,7, im Landkreis Hof hingegen bei 1 zu 5,0. Dies ist unter allen Flächenländern die größte Spannweite zwischen den Kreisen.
In Kindergartengruppen unterscheiden sich die Personalschlüssel ebenfalls zwischen den Kreisen: Während in Memmingen 7,7 Kinder von einer Fachkraft betreut werden, sind es im Landkreis Kulmbach bis zu 10,5 Kinder.
Bundesweiter Spitzenreiter beim Personalschlüssel sowohl im Krippenals auch im Kindergartenbereich ist Baden-Württemberg. Schlusslicht bei den jüngeren Kindern ist Sachsen und bei den Älteren Mecklenburg-Vorpommern.
Die Bertelsmann Stiftung empfiehlt einen qualitätssichernden Personalschlüssel von 1 zu 3,0 in Krippengruppen und 1 zu 7,5 in Kindergartengruppen. Nach Berechnungen der Stiftung müssen in Bayern für einen kindgerechten Personalschlüssel zusätzlich 8400 Vollzeitkräfte rekrutiert und weitere 389 Millionen Euro jährlich bereitgestellt werden. Notwendig sei aber nicht nur eine ausreichende Anzahl an Fachkräften, sondern auch „gut“qualifiziertes Personal.
Bayerns Familienministerin Emilia Müller (CSU) hat der Bertelsmann-Stiftung eine unseriöse Arbeitsweise bei ihrer Studie vorgeworfen. „Das reine Aufzählen von Personalschlüsseln und die stets negative Bewertung dieser Zahlen wird der komplexen, verantwortungsvollen Aufgabe der Kinderbetreuung und dem Engagement der Betreuerinnen und Betreuer nicht gerecht.“