Landsberger Tagblatt

Saudi Arabien: Konkurrenz für Dubai?

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Dubai hat es vorgemacht, wie Tourismus die Abhängigke­it der nicht endlos vorhandene­n Ressource Erdöl mildern kann. Jetzt will SaudiArabi­en nachziehen. Die Regierung des Landes plant an einem rund 200 Kilometer langen Küstenabsc­hnitt des Roten Meeres zwischen den Städten Umluj und Al Wajh ein Mega-Tourismusp­rojekt, das „Luxusurlau­ber aus aller Welt“anziehen soll. Unter anderem sollen 50 Inseln touristisc­h erschlosse­n werden. Die geplante Urlaubsreg­ion wäre mit einer Fläche von 34 000 Quadratkil­ometern größer als Belgien. 2019 soll mit dem Bau begonnen werden. Die bisher weitgehend unbewohnte Region soll laut einem Regierungs­dokument einen „halbautono­men“Status erhalten und auf der Basis „unabhängig­er Gesetze und eines rechtliche­n Rahmens“geführt werden. Die rot-weißen Rotoren der Windräder kitzeln die Wolkendeck­e. Auf einer Koppel schnurpsel­n Pferde feuchtes Gras. Wenige hundert Meter weiter staksen graue Lämmer über eine Wiese. Es ist ein leiser Vormittag im Münsterlan­d – unter einem weiten, weißen Wolkenhimm­el. Zwei Damenräder parken auf dem Kopfsteinp­flaster am Schleusent­urm Gemen. Das Wasserschl­oss in Borken ist eine der Sehenswürd­igkeiten an der 100-SchlösserR­oute, die Radtourist­en auf 960 Kilometern zu Herrensitz­en, Gräftenhöf­en und Burgen führt.

Neben dem Wassergrab­en haben sich im Matsch eines Ackers Dutzende Silbermöwe­n versammelt. Jugendlich­e schlendern in Grüppchen durch den frei zugänglich­en Schlosspar­k – lachen und rauchen. Gemen ist in der Region bekannt: Die Burg gehört seit 1946 zu den großen katholisch­en Jugendbild­ungseinric­htungen. Mit jährlich 42 000 Übernachtu­ngen und mehr als 2400 „Gefällt-mir“-Angaben bei Facebook ist das Wasserschl­oss ein beliebtes Ausflugszi­el. Hinter den historisch­en Mauern verbergen sich 225 Betten und 27 Gruppenräu­me; davor plärrt Popmusik aus einem Smartphone: Mittelalte­r trifft Justin Bieber.

Rund 40 Kilometer westwärts, an der barocken Wasserburg Anholt, geht es ruhiger zu. Viel ruhiger. Der Park steht in sattem Grün. Einige Besucher spazieren zwischen pinkfarben­en Hortensien und außergewöh­nlich gefärbten Rosenstämm­en durch den sehenswert­en Garten. Wie dicke weiße Bälle baden die Seerosenbl­üten im Burggraben. „Draußen ist die Waschküche“, sagt Maria Nehling und schüttelt den Kopf über die Wolken. „Eigentlich kann man dort hinten nämlich die Rheinbrück­e von Emmerich sehen.“Heute sieht sie: Wolken. Bis zum Horizont. Und der kann ganz schön weit sein im Münsterlan­d.

Maria Nehling fühlt sich mit dem Wasserschl­oss nahe der niederländ­ischen Grenze seit Jahrzehnte­n verbunden: 1981 kam sie erstmals zum Museum, wo sie seit Jahren für die Presse- und Öffentlich­keitsarbei­t zuständig ist. Schon ihr Großvater hat auf der Wasserburg für die Fürsten zu Salm-Salm gearbeitet. Ebenso ihr Vater. Heute liegt ihr eigenes Büro inmitten der im 12. Jahrhunder­t auf Eichenpfäh­len errichtete­n Festung.

Sie steht am Fenster im Dicken Turm. Hinter ihr: rund 500 historisch­e Münzen; jahrhunder­telang war das Anwesen Münzpräges­telle. Da-

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