Ab durch die Furt
Fürth Eine Führung für Einsteiger
Möchte man die Stadt Fürth und ihre mehr als tausendjährige Geschichte kennenlernen, schließt man sich am besten einer Führung an. So man überhaupt auf die Idee kommt, die mittelfränkische Stadt zu besuchen, steht sie doch arg im Schatten ihrer Nachbarstadt Nürnberg.
Wir wären auch nicht nach Fürth gekommen, würde nicht eine gute alte Freundin jetzt dort leben. Aber es hat sich gelohnt. Die in Fürth gebräuchliche Redewendung, die Stadtführerin Silvia Seigell gleich zu Anfang der Tour verrät, macht’s deutlich: „Fürth zieht nicht an, es hält aber fest.“Sie muss es ja wissen: Sie ist selbst keine gebürtige Fürtherin. Nach der kurzen Einführung zu den Anfängen der Stadtgeschichte weist sie uns den Weg vom Kulturforum zur nahen Rednitz.
Wollten die Menschen früher in die Drei-Flüsse-Stadt gelangen, mussten sie Regnitz, Pegnitz oder Rednitz überwinden. Brücken gab es nicht. Man nutzte die Furten, die seichten Stellen der Flüsse. So bekam die Stadt ihren Namen. Nur wenige hundert Meter weiter erfahren wir auf dem ehemaligen Synagogenplatz, wie die Juden nach Fürth kamen. Nürnberg hatte sie 1499 vertrieben. In Fürth fanden sie eine Bleibe, mehr noch, sie fanden unter der damaligen Dreiherrschaft freiheitliche Lebensbedingungen wie in keiner anderen Stadt.
Wir stehen auf dem Grünen Markt – mit Gauklerbrunnen und schönen Fachwerkhäusern. Im 30-jährigen Krieg waren bis auf drei alle abgebrannt. Durch die verwinkelte Altstadt geht es zur Michaeliskirche, an stattlichen Gebäuden vorbei, die einst als Ausspannhöfe dienten, zum kleinsten Haus in Fürth. Steht man vorm Rathaus, wähnt man sich in Florenz: Es wurde mit seinem 52 Meter hohen, viereckigen Turm dem Palazzo Vecchio nachempfunden. Fürth war die Stadt der Schlöte, die Stadt der Spiegel, hier wurde das erste Kaufhaus in Bayern eröffnet.
Die Stadt ist wirklich sehenswert, sie ist schön und interessant. Wer hätte das gedacht? Die Straße wird immer schmaler, immer schlechter, hier sollen unsere Freunde mit einem Wohnwagen durchgepasst haben? Sind wir wirklich richtig? Und dann, nach einer Linkskurve und einer kleinen Brücke sehen wir den Bauernhof, der für viele Erwachsene wohl so was wie das Ende der Welt oder zumindest des Allgäus erscheint und für Kinder das Ferienparadies mit Natur pur ist: der Maurus Ferienhof in Röthenbach.
„Es ist herrlich hier, die Kinder sind den ganzen Tag mit den Tieren beschäftigt und ich habe meine Ruhe“, sagt der befreundete Familienvater und blickt in Richtung Zeitung, die auf dem Campingstuhl liegt und scheinbar schon auf ihn wartet. Er macht mit seiner Familie „Camping auf dem Bauernhof“und hat seinen Wohnwagen auf der Wiese neben dem Maurus Ferienhof aufgebaut. Seine Töchter übernehmen sogleich die Hofführung und stellen den Neuankömmlingen begeistert die drei Kätzchen vor, die täglich eine Mittagspause vom Schmusen bekommen. Sie zeigen uns auch die Kälbchen und die Ponys, die Hasen und das Federvieh. Natürlich auch den tollen Spiel-Heuboden mit Tarzanseil und Rutsche, den Kindertraktor, den Spielplatz ... Überall wuseln Kinder umher, kleine, große, auch Teenager, die durch ihr trendiges Outfit ein bisschen nach Großstadt aussehen und optisch irgendwie nicht an diesen Ort passen. Dennoch wirken sie sehr glücklich und zufrieden zwischen Kuhfladen und Pferdeäpfeln.
Unsere Freunde überlegen sich derweil, ob sie lieber wandern gehen oder das nahe Flüsschen auf Kanutauglichkeit testen. Plötzlich knattert es etwas und der Hofherr fährt mal wieder auf seinem Rasenmäher vorbei, weil er nach dem Rechten sieht, Neucamper einweist oder schnell mal einen Stellplatz mäht.
Für alle, die nicht campen möchten oder können: Der Maurushof hat im Haupthaus auch Ferienwohnungen. Die Einrichtung? Einfach und ehrlich, zum Wohlfühlen für die ganze Familie. Lea Thies