Landsberger Tagblatt

Tierisch gut

Pflege Tanja Birnbaum unterstütz­t mit ihrem Hund Mogli chronisch Kranke. Der Husky-Schäferhun­d-Mix bringt Kinder nicht nur zum Lachen, sie lernen auch von ihm

- VON JANNIK LÄKAMP

Landkreis Im Garten eines Zweifamili­enhauses in Stoffen spielen zwei Kinder mit einem großen schwarzen Hund, zwei Frauen schauen zu. Mogli ist ein einjährige­r Husky-Schäferhun­d-Mix. Ein Straßenhun­d aus Bulgarien. Eine der beiden Frauen ist seine Besitzerin, Tanja Birnbaum. Sie ist eine Betreuungs­kraft im Palliativb­ereich der Johanniter Landsberg. Ihre Aufgabe: Familien unterstütz­en, bei denen ein oder mehrere Angehörige unheilbar krank oder behindert sind.

Die zweite Frau ist Janine Sommer, die Mutter der Kinder, die mit dem Hund spielen. Sie haben das Asperger-Syndrom, eine Variante des Autismus. Doch wenn die Betreuerin mit Mogli vorbeikomm­t, blühen sie richtig auf. „Tanja und der Hund sind eine echte Bereicheru­ng für unser Leben“, so Janine Sommer. „Durch den Hund sind die Kinder abgelenkt und können sich viel besser öffnen. Außerdem lernen sie durch Mogli, wie sie sich zu verhalten haben.“Machen sie etwas falsch, ist dem Hund das unangenehm und er zieht sich zurück. Die Kinder merken sich das. Aber falls sie mal einen Anfall haben, sei der Hund trotzdem für sie da.

Tanja Birnbaum ist ausgebilde­te Hundetrain­erin und vom Erfolg selbst überrascht. „Ich habe natürlich schon vorher von Therapieun­d Begleithun­den gehört. Aber angefangen hat es damit, dass ich meinen Mogli als Bürohund mit in die Arbeit genommen habe. Dann kam mir die Idee, mich von ihm auf Terminen begleiten zu lassen. Ich habe die Patienten gefragt, ob das für sie in Ordnung ist, und seitdem ist Mogli für sie nicht mehr aus der Betreuung wegzudenke­n.“

Doch die positive Wirkung des Tieres ist nicht nur bei jungen Patienten zu beobachten. „Besonders im Gedächtnis ist mir ein Vorfall mit einer Alzheimer-Patientin geblieben. Wenn ich sie besucht habe, wusste sie nie, wer ich bin und was ich will. Doch seit ich Mogli dabei habe, fragt sie immer, ob denn der Hund auch noch komme, und erkennt mich sogar ohne den Hund wieder. Und das nur, weil sie Mogli so in ihr Herz geschlosse­n hat.“Möglich wird das jedoch vor allem durch das besondere Wesen des Hundes. „Er ist zwar noch jung und verspielt, aber total aufgeschlo­ssen gegenüber Fremden. Und er will jedem gefallen, deswegen strengt er sich bei den Patienten so an. Aber er merkt schnell, wenn er jemandem zu wild ist, dann wird er merklich ruhiger. Ich denke, gerade wegen dieser Flexibilit­ät mögen ihn die Patienten so“, sagt Birnbaum. „Aber es ist und bleibt Arbeit für ihn. Nach zwei bis drei Stunden ist er jedes Mal total fertig. Er muss sich halt echt anstrengen, es allen recht zu machen.“Tanja Birnbaum hat ihre Leidenscha­ft mit zur Arbeit genommen, und so vielen Menschen geholfen. Doch das reicht noch nicht, sagt Janine Sommer. „Es gibt so viele Möglichkei­ten, mit Hunden zu therapiere­n. Aber in Deutschlan­d ist das noch viel zu schwierig, denn die Krankenkas­sen zahlen eine Hundethera­pie in der Regel nicht. Also haben wir echt Glück gehabt mit Tanja und ihrem Mogli.“

Und so können ihre beiden Kinder jetzt mit dem Hund im Garten spielen – dank Tanja Birnbaums Leidenscha­ft. Doch das geht nicht lange, ein Höhepunkt wartet: Mogli zieht die beiden Kinder abwechseln­d auf einem Longboard hinter sich her. „Das machen sie am liebsten, danach sind sie den ganzen Tag unfassbar fröhlich“, sagt Sommer.

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Foto: Thorsten Jordan Hundeführe­rin Tanja Birnbaum zeigt mit ihrem sechsjähri­gen Sohn Dominik wie Hund Mogli ein Longboard ziehen kann. Das lie ben auch die Kinder einer Familie aus Stoffen, die Birnbaum unterstütz­t.

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