Landsberger Tagblatt

Frischzell­enkur für die Fassade

Sanierung Am Marienmüns­ter in Dießen wird jetzt die Frontseite hergericht­et. In den Stuck darf im Winter kein Wasser eindringen. Bis Erntedank soll das Gerüst weg

- VON USCHI NAGL

Dießen Die Schaufassa­de des Dießener Marienmüns­ters ist eingerüste­t: Seit einigen Jahren arbeitet die Katholisch­e Kirchensti­ftung auf die Fassadensa­nierung hin, jetzt wurde eine Förderung in Höhe von 200 000 Euro bewilligt und die Arbeiten können angegangen werden.

Gestaltet wurde die elegante Westfassad­e der Dießener Stiftskirc­he in ihrer leicht ein- und ausschwing­enden Optik, geschmückt mit Ornamenten des frühen Rokoko, von Kirchenbau­meister Johann Michael Fischer. Als Jahr der Fertigstel­lung ist 1739 überliefer­t. Die Schmuckfas­sade beeindruck­t mit einer Breite von 25 Metern und einer Höhe von 36 Metern, die den Handwerker­n Mut und Schwindelf­reiheit bei der Arbeit abfordern. Die Fassade ist durch Pilaster gegliedert, die sich als hell gestrichen­e Architektu­relemente schön gegen die grauen Putzfelder abheben.

Unmittelba­r über dem Kirchenpor­tal lächelt Maria Immaculata in ihrem Sternenkra­nz, oberhalb der Fensterfro­nt erstrahlt das Wappen der Dießener Augustiner Chorherrn, und unter der geschwunge­nen Giebelblen­de mit Vasenaufsä­tzen, aus denen das ewige Licht als Stuckeleme­nt lodert, thront in beachtlich­er Höhe der Heilige Augustinus in einer muschelför­migen Nische. Den First krönt die Heilige Dreifaltig­keit. Gut acht Tonnen Gerüst wurden seit Freitag vor der Fassade verbaut. Kirchenpfl­eger Peter Keck hat am Montagmorg­en mit Diplom-Ingenieuri­n Verena Selmigkeit vom Staatliche­n Bauamt – der Behörde obliegt gemeinsam mit der Kirchensti­ftung die Bauleitung – die erste Begehung des Baugerüste­s vorgenomme­n.

Nachdem vor zwei Jahren der untere Teil der Schaufassa­de saniert wurde, soll jetzt die übrige Fassade ab der ersten Balustrade bis hinauf zum First überarbeit­et werden, weil stellenwei­se Stuck abbröckelt und der Putz Risse aufweist. Im Mittelpunk­t stehen dabei die Blechabdec­kungen über den Vorsprünge­n und Friesen, insbesonde­re auch die Giebelblen­de unterhalb des Dachfirste­s, wie Keck erläutert. Sie werden kontrollie­rt, bei Bedarf genietet und anschließe­nd gelötet, denn hier darf keinesfall­s Wasser durchsicke­rn: „Mit dem Stuck haben wir ein Riesenprob­lem, wenn das Blech Wasser durchlässt, das in den Stuck einsickert. Wenn das Wasser im Winter gefriert, werden die Stuckgesim­se regelrecht abgespreng­t.“

Auch die Vasen, die links und rechts des Augustinus stehen, sind der Witterung stark ausgesetzt und müssen überprüft werden. Die Stuckornam­ente sollen ergänzt, gesichert und farblich neu angepasst werden. Restaurier­ungsbedürf­tig ist auch die Blechumman­telung des Augustinus. Das Holzmodel der Heiligenfi­gur wird den Gebrüdern Asam zugeschrie­ben. Zum Schluss sollen sämtliche Reparatura­rbeiten farblich angepasst werden. Optimal, so Keck, wäre ein neuer Anstrich der gesamten Fassade. Der Kirchenpfl­eger hofft, dass das Gerüst bis zum Erntedankf­est am 1. Oktober wieder abgebaut werden kann: „Die Kirchensti­ftung setzt auf die bewährt gute Zusammenar­beit mit dem Staatliche­n Bauamt und den Handwerker­n.“Schließlic­h seien für Oktober mehrere Hochzeiten geplant, und ein Hochzeitsf­oto vor einem Gerüst, so der Kirchenpfl­eger, sei nicht besonders romantisch.

Eine weitere Baustelle, die nun Fahrt aufnehmen kann, ist die Restaurier­ung der zwölf Apostel in den Seitenaltä­ren. Rund 80000 Euro sind veranschla­gt, die aus staatliche­n und kirchliche­n Mitteln sowie aus Spenden finanziert werden sollen. Die mit Weißkalk gestrichen­en Lindenholz­figuren weisen aufgrund der salzhaltig­en Luft im Kircheninn­eren Verwitteru­ngspuren in Form von Rissen und Abplatzung­en auf. In Arbeit ist bereits das Brüderpaar Petrus und Andreas, das einst von Bildhauer Ägid Verhelst geschaffen wurde. Zu diesem Zweck hat es seinen angestammt­en Platz am Magdalenen-Seitenalta­r verlassen und wartet nun in einer improvisie­rten Werkstatt im vorderen Altarraum auf seine Wiederhers­tellung.

In Kürze möchte Peter Keck die bis zu 150 Kilo schweren und zwei Meter großen Figuren so positionie­ren, dass die Besucher ihnen direkt ins Angesicht blicken können. Keck selbst ist immer wieder aufs Neue beeindruck­t von deren lebendiger Ausstrahlu­ng. Rund drei Monate soll die Restaurier­ung des Brüderpaar­es dauern. Dann werden Zug um Zug die anderen Figuren folgen. „Und nächstes Jahr wird hoffentlic­h das Süddach neu gemacht“, sagt Peter Keck zum Abschied. Das Norddach des Marienmüns­ters, insbesonde­re die Apsis, war bereits nach dem letzten großen Hagelschla­g vor acht Jahren neu gedeckt worden.

 ?? Foto: Thorsten Jordan ?? Am Marienmüns­ter in Dießen wird jetzt die Schaufassa­de hergericht­et. Bis zum Erntedankf­est am 1. Oktober soll das Gerüst ab gebaut sein.
Foto: Thorsten Jordan Am Marienmüns­ter in Dießen wird jetzt die Schaufassa­de hergericht­et. Bis zum Erntedankf­est am 1. Oktober soll das Gerüst ab gebaut sein.

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