Claudia Roth ganz entspannt auf dem See
Wahlkampftour Die Spitzenpolitikerin der Grünen fährt von Stegen nach Herrsching
Stegen/Herrsching Grüne Wahlkampftour auf dem blauen Wasser: Die Vizepräsidentin des Deutschen Bundestags, Claudia Roth, ist mit der hiesigen Bundestagskandidatin Kerstin Täubner-Benicke auf dem Ammersee unterwegs. Der See gehörte einst zu den Ausflugszielen der Familie von Claudia Roth, doch die Bundespolitikerin ist schon lange nicht mehr auf einem der Raddampfer unterwegs gewesen.
Obwohl für sie als Trägerin des Bayerischen Verdienstordens die Rundfahrt gratis ist, worauf Kassier Matthias Leis von der Seenschifffahrt hinweist, der sich samt Gastroteam mit der prominenten Grünen fotografieren lässt. Wie viele andere auf dem Schiff, die die Politikerin erkennen.
Und Roth – in Ulm geboren und in Babenhausen bei Memmingen aufgewachsen – hat gewissermaßen ein Heimspiel: eine Reisegruppe aus Ulm ist zufällig ebenfalls auf dem Raddampfer Herrsching unterwegs und einige der Sommerfrischler wollen ein paar Worte mit Roth wechseln.
Die Berge sind zwar im sommerlichen Dunst kaum zu erkennen, dennoch wirken „die Schönheit und der Reichtum“der hiesigen Landschaft auf die Grünenpolitikerin. Eine Schönheit und ein Reichtum, die es zu erhalten gelte, wie sie in Hinblick auf den Klimawandel betont. Für Roth ist es hierzulande auch deswegen so schön, „weil die Grünen seit 30 Jahren im Landtag sind.“Die Politikerin ist schon länger auf Wahlkampftour, hat Einrichtungen und Betriebe besucht. „Solche direkten Erfahrungen macht man sonst nicht“, sagte sie. In Ruhpolding sei es im Zusammenhang mit dem Bundesstützpunkt Biathlon um das Verhältnis Spitzensport und Breitensport gegangen, aber auch darum, dass Bund und Land zwar ein Projekt anfangs fördern beziehungsweise bauen, die Folgekosten dann aber die Kommune trage. In Traunstein habe man über die Zukunft der Arbeit im Chiemgau jenseits von Tourismus gesprochen, erzählt Roth.
Auch auf dem Raddampfer spricht Claudia Roth mit den Menschen, plaudert mal über Ulm, Babenhausen und die Vergangenheit und fragt später bei den in Schondorf und Utting zusteigenden Kommunalpolitikern die Probleme vor Ort ab. Ein Blick auf die Villen am See in Schondorf: „Kann man sich das noch leisten?“Eine Frage, die Schondorfs Grüner Bürgermeister Alexander Herrmann nur mit „Nein“beantworten kann.
Und schon ist man mittendrin in der Diskussion um die immens gestiegenen Grundstückspreise und das Problem, hier am See noch Wohnraum für Normalverdiener vorhalten zu können. Herrmann spricht an, wie die Gemeinden versuchen – beispielsweise über Auflagen für Investoren, wie beim ehemaligen Prix-Gelände –, dem entgegenzuwirken. Und er erläutert die Auswirkungen auf das gemeindliche Leben, wenn sich nur noch wenige die teuren Grundstücke leisten können: „Wir sehen uns noch als Dorf mit viel ehrenamtlicher Tätigkeit und Vereinsleben.“Und daran beteiligten sich Villenbesitzer eher weniger. Ein weiteres Thema ist der Seezugang, der, wie vom Schiff aus deutlich erkennbar, zumeist privat ist. „Ich habe eine Anfrage an die Staatsregierung gestellt“, erläutert Herrmann, dass er wissen wolle, warum die dem Freistaat gehörenden Uferstreifen an Privatleute verpachtet seien.
In Utting steigen Gemeinderätin Sabine Kaiser und der Landsberger Stadtrat Jost Handtrack – er kam mit dem E-Bike aus der Lechstadt – zu. Sie begleiten Claudia Roth noch hinauf nach Andechs, dem nächsten Punkt der grünen Wahlkampftour. Mit dem Besuch der Umweltdruckerei Ulenspiegel in Machtlfing endet die Tour.