Landsberger Tagblatt

Mit oder ohne Strich und Rinne?

Neue Bergstraße Der neu errichtete Radfahrstr­eifen ist Stadtrat Jost Handtrack (Grüne) nicht breit genug. Tiefbauamt­sleiter Hans Huttenlohe­r macht jedoch eine andere Rechnung auf

- VON GERALD MODLINGER

Landsberg Als Grünen-Stadtrat Jost Handtrack am Samstag im Landsberge­r Tagblatt las, dass der neue Radfahrstr­eifen an der Neuen Bergstraße 1,85 Meter breit ist, wollte er es genau wissen: Noch am selben Tag maß er nach – und kam nur auf 1,40 Meter Breite. Und er schickte sogleich eine Anfrage an Stadtbaume­isterin Birgit Weber: „Wird entspreche­nd noch nachgebess­ert, ehe die rote Markierung aufgebrach­t wird, da insbesonde­re in der scharfen Kurve die Breite von nur 1,40 Meter mir nicht als ausreichen­d erscheint?“Die Stadtbaume­isterin ist jedoch momentan im Urlaub. Und so erklärte derweil Tiefbausam­tsleiter Hans Huttenlohe­r auf LT-Nachfrage, dass der Radfahrstr­eifen so gebaut worden sei wie beschlosse­n – 1,85 Meter breit.

Wie so oft kommt es auf das Auge des Betrachter­s an, denn Jost Handtrack maß anders als Hans Huttenlohe­r. Die 1,85 Meter stellen die Gesamtbrei­te dar: Inklusive der 25 Zentimeter breiten weißen Trennlinie zur Fahrbahn und der Entwässeru­ngsrinne, oder, wie es Huttenlohe­r formuliert, „von der Außenkante des Strichs bis zum Hochbord“. Handtrack hingegen ermittelte als Radlerstre­ifenbreite nur den Bereich zwischen der weißen Linie und der Entwässeru­ngsrinne, und der misst nur 1,40 Meter.

Doch welche Betrachtun­g ist in diesem Fall sachgerech­t? Handtrack stieß im Internet-Lexikon wikipedia auf die Richtlinie­n für die Anlage von Stadtstraß­en (RASt 06), die eine Mindestbre­ite von 1,60 Metern (zuzüglich 0,25 Meter für die Markierung) empfehlen, wobei größere Breiten anzustrebe­n seien. Huttenlohe­r hält mit der ERA, das sind die „Empfehlung­en für Radverkehr­sanlagen“, entgegen. Dort sei ein Regelmaß von 1,85 Metern inklusive Markierung genannt und die Entwässeru­ngsrinne zähle da auch mit. „Wir haben nichts falsch gemacht“, versichert der Tiefbau-Chef.

Auch in der Vorlage für die Stadträte sei der 1,85-Meter-Querschnit­t so dargestell­t worden. Eine entspreche­nde Zeichnung vermerkt diese Breite, jedoch ist aufgrund von deren Maßstab nicht zu erkennen, ob die 1,85 Meter den weißen Strich und die Entwässeru­ngsrinne mit einschließ­en oder nicht. Ausdrückli­ch habe er auch erklärt, fährt Hut- tenloher fort, dass mehr als die Mindestbre­ite an der Neuen Bergstraße nicht machbar sei. Der für den Radfahrstr­eifen begrenzend­e Faktor sei insbesonde­re im Bereich der Kurve die erforderli­che Fahrbahnbr­eite für den motorisier­ten Verkehr, erklärt Huttenlohe­r. 3,50 Meter müssten es an dieser Stelle sein – zumindest für größere Fahrzeuge wie Lkw, landwirtsc­haftliche Gespanne und Gelenkbuss­e. Trotzdem den Radfahrstr­eifen breiter zu markieren, wäre zwar schon möglich gewesen, aber, und das habe er im Stadtrat seinerzeit ebenfalls erläutert: „Für die Radfahrer würde das wenig Sinn machen, wohlwissen­d, dass der Bus mit der Hinterachs­e auf dem weißen oder roten Streifen fährt.“

Prinzipiel­l wäre es natürlich möglich gewesen, die Radlertras­se breiter auszugesta­lten. Dazu hätte man etwa die Mittelleit­planken im Bereich der Kurve beseitigen können. Allerdings hätte dies einen kompletten Umbau erforderli­ch gemacht. Denn bislang liegen die beiden Fahrbahnen unterschie­dlich hoch und die bergauf führende Straßensei­te wird zur Mitte hin entwässert. „Das hätte den zeitlichen und finanziell­en Rahmen gesprengt“, sagt Huttenlohe­r zu dieser nicht weiter verfolgten Möglichkei­t, „so etwas kann man nicht während der Sommerferi­enzeit machen.“

Bereits die jetzt laufenden Umbauarbei­ten an der Straße kosten einiges: Der Radfahrstr­eifen ist mit rund 130 000 Euro veranschla­gt, der momentane Bau einer Querungshi­lfe weitere 50 000 Euro, erklärt Huttenlohe­r. Die Querungshi­lfe soll es ermögliche­n, vom Wolfmiller­weg leichter und sicherer über die Neue Bergstraße zu gelangen. Dies sei aufgrund der beschränkt­en Sicht bislang „äußerst problemati­sch“.

Mit diesen Kosten wird es aber nicht getan sein, das ist jetzt schon absehbar: „Das wird in jedem Fall wesentlich teurer“, kündigt Huttenlohe­r an, „weil wir in der Schottersc­hicht auf Asphalt mit PAK-haltigem Bitumen gestoßen sind, der unter die Rubrik Sondermüll fällt.“

Jost Handtrack stellen die Erklärunge­n Huttenlohe­rs indes nicht zufrieden. Ihm missfällt vor allem, dass der Chef des Tiefbaus die Entwässeru­ngsrinne zum Fahrradstr­eifen rechne. In Pflasterze­ile könne man doch nicht mit dem Rad fahren. Die Radlertras­se hätte nach Handtracks Dafürhalte­n durchaus breiter gemacht werden können – indem man halt 20 Zentimeter weiter in den Hang gebaut hätte.

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Foto: Thorsten Jordan 1,85 Meter ist der neue Radfahrstr­eifen an der Neuen Bergstraße breit – inklusive der weißen Markierung und der Entwässe rungsrinne.

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