Landsberger Tagblatt

Ein Psychologe im Netz der Justiz

Strafverfa­hren Ein Jahr nachdem eine Spinnenaus­stellung in Landsberg zu Gast war, wird gegen Dr. Dieter Trautmann ermittelt. Der Veranstalt­er der Schau hat ihn wegen Diebstahls angezeigt

- VON DOMINIC WIMMER

Landsberg Zwar ist es fast schon ein Jahr her, dass riesige Vogelspinn­en Landsberg in Atem gehalten haben. Aber jetzt beschäftig­t die große Spinnenaus­stellung, die im September 2016 in der Stadt zu Gast war, die Justiz. Denn gegen den Landsberge­r Psychologe­n Dr. Dieter Trautmann wird wegen Diebstahls ermittelt. Er wird vom Veranstalt­er beschuldig­t, damals Werbeplaka­te gestohlen zu haben. Die Polizei hat bereits die Praxisräum­e und die Wohnung Trautmanns durchsucht.

Das Medienecho damals ging durch die ganze Republik. Der Landsberge­r Facharzt für Psychiatri­e machte mobil gegen die Spinnenaus­stellung, die im Sommer 2016 mit großen Bannern und achtbeinig­en Tieren für die Schau im Sportzentr­um warb. Dieter Trautmann sah jedoch die Verkehrssi­cherheit in Gefahr. Seiner Meinung nach könnten sich Phobiker vor den Riesenspin­nen auf den Plakaten derart erschrecke­n, dass sie einen Unfall bauen könnten. Zudem sprach er angesichts der ungewollte­n Konfrontat­ion mit den Tieren von Körperverl­etzung für Menschen mit Spinnenpho­bie. Seine Forderung an die Stadt Landsberg, die Plakate abzuhängen, verpuffte.

Nun, ein Jahr später, sieht sich Dieter Trautmann in einem Netz gefangen, aus dem er nicht mehr so schnell herauszuko­mmen scheint. Denn die Staatsanwa­ltschaft Augsburg ermittelt gegen ihn wegen Diebstahls. Angezeigt hat ihn der Veranstalt­er der Spinnensch­au. Sergio Neigert hat den Psychologe­n im Frühjahr 2017 in einem TV-Beitrag entdeckt, in dem im Hintergrun­d eines seiner Werbeplaka­te zu sehen war. „Das ist kein Plakat, das einfach verschenkt wird. Das ist eines von den rund 40, die mir letztes Jahr in Landsberg entfernt wurden“, so Neigert. Rund um seine Ausstellun­g hatte der Veranstalt­er bereits kritisiert, dass in der Stadt von Unbekannte­n Plakate abgehängt worden seien. Im Frühjahr dieses Jahres habe er Trautmann nach dem TVBeitrag nun wegen Diebstahls angezeigt. „Allein aus Prinzip“, wie er sagt. Dabei hat er den Psychologe­n nicht in Verdacht, alle Plakate gestohlen zu haben.

Bei Dieter Trautmann rückte am 26. Juni die Polizei an und durchsucht­e Praxis und Wohnung auf der Suche nach den verscholle­nen Plakaten. Lediglich das eine im TVBeitrag gezeigte wurde sichergest­ellt. „Das lag in einem Garten in der Nähe meiner Wohnung und hat vor sich hingerotte­t“, so Trautmann gegenüber unserer Zeitung. Der 61-Jährige und seine Anwaltskan­zlei Lutz Libbertz aus München kritisiere­n das Vorgehen und die Verhältnis­mäßigkeit der Durchsuchu­ng. Zudem se- die Anwälte den Ruf ihres Mandanten geschädigt – wenn auch nur durch einen blöden Zufall. Denn kurz nach der Durchsuchu­ng bei Trautmann wurde im Landkreis Landsberg ein ebenfalls 61-Jähriger wegen der Ermittlung­en zur Kinderporn­o-Plattform „Elysium“festgenomm­en berichtete). „Wir haben Beschwerde eingelegt und Antrag auf Einstellun­g des Verfahrens gestellt“, heißt es von Trautmanns Anwälten dazu. Nach wie vor läuft das Verfahren, wie Matthias Nickolai von der Staatsanwa­ltschaft Augsburg sagt. Die Ermittlung­en dauern an.

Auf der anderen Seite hat Trautmann mit seinen Anzeigen gegen den Veranstalt­er der Spinnensch­au keinen Erfolg gehabt. Er hatte den Veranstalt­er der Spinnensch­au wegen Körperverl­etzung angezeigt und wegen Verstoß gegen das Heilprakti­kergesetz. Denn er könne Phobiker nicht einfach so heilen, indem er sie mit Spinnen konfrontie­re. Staatsanwa­lt Nickolai bestätigt die Einstellun­g der Verfahren gegen den Veranstalt­er der Spinnensch­au. Zum einen weil kein Strafantra­g gestellt worden sei, zum anderen weil kein öffentlich­es Interesse bestanhen den habe. Zudem habe man wegen des vermeintli­chen Verstoßes gegen das Heilprakti­kergesetze­s eine Stellungna­hme vom Landratsam­t eingeholt. Die Beschwerde Trautmanns gegen diese Entscheidu­ngen habe die Generalsta­atsanwalts­chaft zurückgewi­esen.

„Ich mache das, um den Leuten zu helfen“, sagt Veranstalt­er Sergio Neibert zu seiner Spinnensch­au, mit der er zum Teil durch ganz Europa tour. Er habe bei seiner Schau in Landsberg im September 2016 mehrere Phobiker vor ihrer Angst vor Spinnen geheilt. Er ist Dieter Trautmann im Übrigen sehr dankbar für dessen Aufschrei. „Eine bessere Werbung hätte ich damals nicht bekommen können.“

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Fotos: Julian Leitenstor­fer (Archiv)/Thorsten Jordan Die Plakate für eine Spinnenaus­stellung, die 2016 in Landsberg zu Gast war, sorgten im vergangene­n Jahr für Wirbel. Der Landsberge­r Psychologe Dr. Dieter Trautmann muss sich jetzt wegen Diebstahls verantwort­en.
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Foto: jor

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