Wieder mehr Azubis in Industrie und Handel
Beruf und Karriere Heute startet das neue Ausbildungsjahr. Im Landkreis Landsberg sind noch einige Stellen frei. Auf der anderen Seite gibt es aber auch noch unversorgte Bewerber
Landkreis Bäcker, Bürokauffrau, Mechatroniker, Frisörin, Schreiner und viele andere Berufe: Zum 1. September beginnt für viele Jugendliche heute ein neuer Lebensabschnitt – sie beginnen ihre Ausbildung. Während die Betriebe in den Bereichen Industrie, Handel und Informatik im Landkreis in den vergangenen Jahren Probleme hatten, die Ausbildungsplätze zu besetzen, ist heuer etwas Entspannung in Sicht. Dennoch leiden einige Branchen unter einem Mangel an Bewerbern.
Heute starten Hunderte Jugendliche im Landkreis in die Ausbildung. Etwa 349 davon in Betrieben, die der Industrie- und Handelskammer (IHK) für München und Oberbayern angehören. Insgesamt gibt es im Landkreis Landsberg 218 IHK-zugehörige Ausbildungsbetriebe. Die Zahl der dort neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge hat deutlich zugelegt – im Vergleich zu 2016 um 14,8 Prozent. Besonders beliebt sind die Segmente Einzelhandel, Industriemechaniker, Fachinformatiker, Industriekaufleute und Verkäufer.
„Ein Wermutstropfen ist, dass noch viele Lehrstellen unbesetzt sind und sich für viele dieser Stellen keine geeigneten Bewerber finden lassen“, sagt Reinhard Häckl, der Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses Landsberg. „Angesichts der starken Konjunktur setzen die Betriebe mehr denn je auf den eigenen Fachkräftenachwuchs und würden in vielen Fällen gern noch mehr ausbilden“, betont Häckl. Der Bewerber-Engpass gehe wie schon in den Vorjahren quer durch alle Branchen: „Es werden zwar nach wie vor besonders angehende Einzelhandelskaufleute und Verkäufer gesucht, aber auch Bankkaufleute und Fachinformatiker fehlen.“Der Schondorfer Unternehmer führt den Bewerbermangel auf stagnierende Schulabgängerzahlen sowie den Trend zur Akademisierung zurück. Die Zahl der Absolventen der Mittelschulen (früher Hauptschulen) ist laut IHK in Oberbayern seit 2005 um 28 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig stieg die Zahl der Abiturienten jedoch um 57 Prozent.
Wie viele Schulabgänger heute im Landkreis Landsberg tatsächlich ihre Ausbildung beginnen, lässt sich nur schwer sagen. Denn die IHK erfasst nur rund 60 Prozent aller Ausbildungsverhältnisse. Die Zahlen der Arbeitsagentur beziehen sich auf alle Ausbildungsbereiche. Neben Industrie, Handel und Dienstleistung gehören dazu auch das Handwerk und die freien Berufe (unter anderem Finanzen, Recht, Medizin). Bis Mitte August waren bei der Agentur für Arbeit 914 Bewerber für eine Ausbildungsstelle gemeldet. Auf der anderen Seite waren bei der Agentur 730 Ausbildungsstellen im Landkreis registriert. „Wir sehen das realistisch. Denn es gibt Betriebe, die ihren Nachwuchs auch ohne uns rekrutieren können“, sagt Pressesprecherin Elvira Thoma von der Agentur für Arbeit in Weilheim, die für den Landkreis Landsberg zuständig ist. Nicht alle Jugendlichen, die eine Ausbildung beginnen möchten, würden sich im Vorfeld bei der Agentur melden. Gleiches gelte für die Arbeitgeber, die Lehrstellen anbieten.
Bis zum Stichtag Mitte August seien noch 128 Bewerber im Landkreis Landsberg ohne Ausbildungsplatz gewesen. Diesen standen 165 unbesetzte Lehrstellen gegenüber. Gesucht würden noch Lehrlinge in den Bereichen Einzelhandel, Verkauf, Fachinformatik, im Nahrungsmittelgewerbe sowie Maurer, Gärtner und Elektroniker. „Es ist noch viel Bewegung im Ausbildungsmarkt“, sagt Elvira Thoma. Abschließende Zahlen aus dem Lehrstellenbereich würden erst im Oktober vorliegen.
Der Tipp der Expertin an Jugendliche, die zum 1. September noch ohne Lehrstelle sind: „Derjenige, der noch keine Stelle hat und noch nicht bei uns gemeldet ist, dem kann ich nur raten: bei uns melden, nicht auf einen Wunschberuf fokussieren, sondern flexibel und regional mobil sein.“
Aber auch an die Ausbildungsbetriebe appelliert die Pressesprecherin der Agentur für Arbeit. „Man sollte die Jugendlichen nicht nur nach dem Zeugnis bewerten. Man erlebt da oft positive Überraschungen. Jugendliche können oft mehr, als das Zeugnis aussagt.“Und sollte es später einmal in der Berufsschule zwicken, könnte die Agentur für Arbeit mit begleitenden Maßnahmen helfen.