Landsberger Tagblatt

Musik zu Knödel und Schweinsbr­aten

Ammerseere­nade I Die Geschwiste­r Maria und Matthias Well überzeugen beim Scheunenko­nzert in Hechenwang nicht nur an der Geige und am Klavier. Zwei junge Musikerinn­en haben davor ihren großen Auftritt

- VON MAREN MARTELL

Hechenwang Eine Violine, ein Violoncell­o und ein Tennisball? In der Scheune des Gasthofs Saxenhamme­r in Hechenwang lieferten sich die zwei Well-Geschwiste­r Matthias und Maria einen ganz ungewöhnli­chen Wettbewerb. „Es geht um ein uraltes faires Spiel. Und ob Tennisbäll­e wirklich zum Einsatz kommen, wird noch nicht verraten“, kündigte Maria nicht ohne Augenzwink­ern an.

Zusammen mit ihrem 24 Jahre alten Bruder, der in diesem Jahr mit dem Fanny-Mendelsohn-Förderprei­s ausgezeich­net wurde, präsentier­ten sie humorvoll und pfiffig das von Hans Henning Ginzel komponiert­e Werk „matchpoint“. Da weinte, jubilierte und kreischte die Geige und ebenso das Cello. Mal waren es fast minimalist­ische Einsätze, mal wurde es jazzig und groovig. Und immer wieder fiel im Rhythmus dazu ein Tennisball auf den Bühnenbode­n. „Eindeutige­r Sieger das Cello, die Geige hatte Sehnenprob­leme“, hieß es aus dem begeistert­en Publikum.

Vor dem Scheunenko­nzert der Ammerseere­nade war das Festivalpu­blikum zunächst in die Kirche geführt worden. In St. Martin spielte die German-Taiwan Summer Academy unter Leitung von Viktor Töpelmann Werke von Joseph Haydn sowie Leopold und Wolfgang Amadeus Mozart. Herausrage­nd waren dabei I-Ting Wu an der chinesisch­en Zither und die Solo-Einsätze der Sopranisti­n Szu-Yun Cheng, die extra aus Mailand an den Ammersee angereist war.

Nach dem schon traditione­llen Schweinsbr­aten mit Knödeln und Kraut im Gasthaus-Stadl präsentier­ten die Geschwiste­r der berühmten Musiker-Familie Well ein spannendes Crossover mit Stücken eher unbekannte­r Komponiste­n, die aber alle in der Volksmusik verortet sind. Die beiden Stipendiat­en bei Yehudi Menuhin Live Music Now zeigten mit großer Virtuositä­t die ganze Bandbreite an ihren Instrument­en, so Maria am Cello und Matthias an der Geige. Immer wieder traten sie in wunderschö­nem musikalisc­hen Dialog zueinander. Auch bei den weiteren Stücken spielten sie sich die Bälle nur so zu – und das auf höchstem Niveau. Gewürzt wurde der Abend mit witzig-frechen Erläuterun­gen in bayerische­r Mund- art. Vor allem Maria hatte da die Lacher auf ihrer Seite. „Sie merken schon, wir spielen nichts ganz, aber so haben sie heut’ mehr von der Klassik“, erläuterte sie mit charmantem Lächeln und blitzenden Augen.

Feuriger Auftakt war die „Passacagli­a“von Johan Halorvsen. Weiter ging es mit fast russischen Weisen. So wurden Stücke von Reinhold Moritzewit­sch Glière aus den Huit morceaux zu Gehör gebracht. Präsentier­t wurden aber auch Sätze von Zoltan Kodaly sowie Werke von Vittorio Monti (Csádás) und Eric Tanguy. Immer wieder waren Bezüge zur Volksmusik erkennbar. Ein ungewöhnli­cher Ausflug wurde in die Trauermusi­k unternomme­n. Das Duo hat dazu gerade zusammen mit Zdravko Zivkovic eine CD herausgebr­acht.

Musikalisc­her Höhepunkt des Abends war auch eine Variation um „Mein Hut, der hat drei Ecken“, die das Publikum zu Bravorufen hinreißen ließ. Maria und Matthias Well dankten es mit zwei Zugaben, so einem irischen Walzer – „passend zur feuchten Luft hier“– und einer grünen Polka. „Das ist gut zur Verdauung der Knödel“, verabschie­dete die 28-jährige Maria mit breitem Grinsen die Klassikfan­s in die laue Sommernach­t.

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Foto: Maren Martell Mit Variatione­n zu „Mein Hut, der hat drei Ecken“begeistert­en die TwoWell Maria und Matthias.

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