Der Ursprung der Menscheit
Ausstellung Die Wortkünstlerin Nue Ammann präsentiert erstmals ihre Werke in der Galerie Stenzel auf Schloss Seefeld
Seefeld Zufällige Begegnungen ziehen manchmal spannende Projekte nach sich. Als der Galerist Jürgen Stenzel während der vergangenen ArtMuc in München auf das Refugium-Werk der Dießener Künstlerin Nue Ammann aufmerksam wurde, entstand recht schnell die Idee für eine Ausstellung in Seefeld. Stenzel regte zu einem neuen Format an: Erstmals präsentiert die Wortkünstlerin, die bislang fast ausschließlich temporäre Installationen erstellte, kleine Dioramen.
Es sind quasi Objektkästen, in denen sie Quintessenzen ihrer Werke zeigt. Zur Vernissage in der Galerie im Seefelder Schloss veranstaltete Ammann einen Sommernachtstraum. Am Piano spielte der Komponist Martin Hauber. Ammann las dazu Texte, unter anderem aus ihrem „Wirklichkeit ist immer anderswo“. Doch nicht nur die Wortkünstlerin geht mit ihren Dioramen neue Wege. Auch Stenzel hat für sich ein neues Format kreiert: das Kunstfenster. Hier möchte er im monatlichen Wechsel die Arbeiten regionaler Künstler vorstellen.
In ihren Dioramen setzt die Wortkünstlerin in schneeweißen Rahmen, in einem Format von 25 mal 25 Zentimenter und einer jeweiligen Auflage von 24 Stück ihre Texte in Szene und lässt die Kerngedanken verschiedener Themen auf teils poetische, teils philosophische Weise dreidimensional erscheinen. Dabei arbeitet sie collagenartig mit Papier, Fotos und auch Faden. Auf diese Weise leben ihre bisherigen Werkserien „Glück und Leidenschaft“, „Die Wahrheit und die Freiheit“sowie „Paradies“weiter. Bespielt wird aber auch das Thema Heimat, zu dem sie zuletzt Arbeiten während der Kreiskulturtage in Landsberg präsentierte. Auf einer anderen Arbeit ist zu lesen „Wenn der Schnitter sich zur Ernte aufmacht, wen wird er finden?“„Touristen, Flüchtlinge Heimatlose, Immigranten, Besucher ...“, gibt die Künstlerin auf langen schmalen Papierbändern die Antworten. In einem anderen Kasten lädt sie den Betrachter ein, einen kurzen Text durch ein in Papier gestanztes Guckloch zu entziffern.
„Für mich ist es eine spannende Weiterentwicklung“, erläutert Ammann, die bekannt ist für ihre zwischen Poesie und Philosophie mäandernden Texte. Mit diesem neuen Format erlebe sie ihre Kunst aus einem anderen Blickwinkel. Vieles sei dabei noch sehr experimentell. „Ich dachte bislang, ich komme den Menschen mit meinen Installationen näher, in die Bilder können sie sich aber noch viel mehr hineindenken.“
Nicht nur 16 weiße Objektkästen sind in Seefeld zu sehen. Der Ausstellungsraum wird beherrscht vom „Paradies“, ein vier Quadratmeter großes Scherenschnittbuch aus Papier, Kapa, Platten und Klebebändern, das die Künstlerin 2015 erstmals im Münchner Glashaus zeigte. Ammann setzt sich darin mit den Ursprüngen der Menschheit auseinander: „Ich weiß auch nicht, was das sollte, aber sicher ist, du kannst nichts dafür“, steht da geschrieben.
Ausstellung Bis zum 9. September, Donnerstag bis Sonntag, 13 bis 18 Uhr, Galerie Stenzel auf Schloss Seefeld.