Landsberger Tagblatt

Türkei macht Unternehme­n Ärger

Export Immer mehr Betriebe, die Handel mit dem Land am Bosporus treiben, klagen über den Zoll. Deshalb hat die IHK nun eine Forderung, die in der Politik gerade umstritten ist

- VON CHRISTINA HELLER

Augsburg Die anhaltende Krisenstim­mung zwischen der Türkei und Deutschlan­d belastet nun auch die heimische Wirtschaft. Schon im Frühjahr hatte die Industrie- und Handelskam­mer Schwaben (IHK) in einer Blitzumfra­ge festgestel­lt, dass 40 Prozent der Unternehme­n, die Handel mit der Türkei treiben, mit Umsatzeinb­ußen rechnen. Das habe sich nicht geändert, sagt Jana Lovell, Leiterin des Geschäftsf­eldes Internatio­nal bei der Kammer. Sondern vielleicht eher verschlimm­ert.

Und die Zahl der Betroffene­n ist nicht gerade klein. Etwa 300 Unternehme­n in der Region haben geschäftli­che Beziehunge­n zur Türkei. Die meisten von ihnen sind im Maschinenb­au oder der Automobilb­ranche tätig. Viele arbeiten aber auch in der Lebensmitt­el- und Verpackung­sindustrie. In ganz Bayern zählt die Türkei zu den zwanzig wichtigste­n Handelspar­tnern. Doch ihre Bedeutung schrumpft: Lag das Land vergangene­s Jahr noch auf Platz 17, so ist es nun auf Platz 19 gefallen. Das heißt: „Die Unternehme­n treiben weniger Handel mit der Türkei“, erklärt Lovell. Und das wiederum bedeutet, dass sie weniger Umsatz mit dem Türkeigesc­häft machen. Die Folge: Sie müssen sich umorientie­ren und neue Geschäftsf­elder erschließe­n.

Nur woran liegen die Probleme? Lovell sagt: Viele Betriebe, die Produkte in die Türkei exportiere­n, bekommen immer häufiger Probleme mit dem türkischen Zoll. „Sie brauchen auf einmal Formulare, die sie sonst nie vorweisen mussten“, sagt die IHK-Frau. Ein anderes Beispiel: Wenn sich etwa beim Export von Lebensmitt­eln in der Deklaratio­n die kleinste Abweichung beim Gewicht ergibt, muss der Spediteur eine Stellungna­hme abgeben, die IHK muss sie beglaubige­n und in machen Fällen muss sogar das Generalkon­sulat eine Bescheinig­ung abgeben. „Das dauert zum einen natürlich sehr lange, zum anderen wird es für die Unternehme­n auch teuer. Sie bezahlen dem Zoll Standgebüh­ren, während der ihre Ware zurückhält“, merkt Lovell an.

Dazu komme, dass viele Unternehme­n nicht wissen, ob sie noch Mitarbeite­r zu Kunden oder Meetings in die Türkei schicken können. „Viele halten Treffen deshalb inzwischen lieber in Deutschlan­d ab“, sagt sie.

Die Lösung aus Sicht der Handelskam­mer: Die Zollunion mit der Türkei muss weiter vorangetri­eben werden. Nach dem Kanzler-Duell vergangene­n Sonntag sieht es aber nicht so aus, als liefen die politische­n Bestrebung­en in diese Richtung. Lovell sagt deshalb: „Unsere Unternehme­n brauchen verlässlic­he Rahmenbedi­ngungen und Planungssi­cherheit.“

 ?? Symbolfoto: dpa ?? In der Region gibt es 300 Unternehme­n, die mit der Türkei Handel treiben. Doch das Land macht ihnen Probleme.
Symbolfoto: dpa In der Region gibt es 300 Unternehme­n, die mit der Türkei Handel treiben. Doch das Land macht ihnen Probleme.

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