Der Wiesn-Wirt und seine Buchführung
Ach, wie ist das schön, über die alten Zeiten zu plaudern. Und wenn dann auch noch das Oktoberfest vor der Tür steht und die Wirte-Legende Richard Süßmeier, 87, sich im Münchner Presseclub die Ehre gibt, dann ist es doppelt schön. Da kommen dann alle, die damals schon dabei waren, als aus einem Hendl noch drei halbe geschnitten und aus einem 200-LiterFass 289 Mass Bier gezapft wurden. Die G’schichten haben zwar damals schon nicht g’stimmt – ganz üble, hundsgemeine Nachrede! Sie sind aber bis heute lustig.
Und so ist es auch mit dem, was der Herr Süßmeier Ausgleich nennt. Als er nämlich immer wieder mal gefragt wurde, was denn ein Wiesn-Wirt so verdient, da hat er einfach gesagt, dass sich das über die Jahre ausgleicht: Verdient er mehr, dann ist er weniger grantig, verdient er weniger, dann ist er mehr grantig. Ist doch logisch!? Zumindest lässt sich hier von einer speziellen Form doppelter Buchführung sprechen.
Heutzutage ist alles ein bisserl ernster. Als die Stadt München jetzt detaillierte statistische Befunde zur Wiesn 2016 veröffentlichte, wurde das in einer Münchner Lokalzeitung als „bittere Wahrheit“wahrgenommen: weniger Besucher, weniger Bier, weniger Bratwürschtl. Fast könnte man meinen, eine ganze Kultur stünde am Abgrund. Und dabei haben sich letztes Jahr die Münchner so g’freut, dass sie endlich auch mal wieder ohne Reservierung abends einen Platz im Bierzelt gefunden haben. Also: Immer mit der Ruhe. Weniger Gäste, mehr Platz – mehr Gäste, weniger Platz. Das gleicht sich schon wieder aus.