Florida flieht vor Irma
Klima Der Wirbelsturm kündigt sich an – und jeder Bürger ist in Gefahr
Miami Die 200 Meilen auf dem Highway zwischen Miami und Orlando sind ein einziger Stau. Auch vor den Tankstellen drängen sich die Autos. Florida flieht. Wer aus dem Süden, etwa aus Miami und Palm Beach, weg kann, geht. So schnell wie möglich. Hurrikan „Irma“, obwohl inzwischen von der höchsten Stufe fünf auf vier heruntergestuft, könnte verheerende Schäden anrichten: meterhohe Wellen, Windböen mit bis zu mehr als 300 Kilometern pro Stunde. „Wartet nicht! Es wird nicht besser“, ruft Floridas Gouverneur Rick Scott seinen Landsleuten zu. „Heute ist der Tag, an dem ihr es richtig machen könnt, für euch und eure Familien.“
„Irma“könnte zum schwersten Sturm werden, den Florida je gesehen hat. Und der Bundesstaat hat viele gesehen. 1992 hatte „Andrew“große Teile der Halbinsel, die zwischen dem Atlantik und dem Golf von Mexiko liegt, verwüstet.
Das US-Hurricane-Center in Miami geht davon aus, dass „Irma“am Wochenende mit voller Wucht auf Florida treffen wird. Das Zentrum soll am Sonntagmorgen (Ortszeit) die Inselgruppe der Florida Keys und die Südküste des Bundesstaats erreichen. Allein in der Gegend um Miami haben die Behörden 650 000 Menschen zum Verlassen ihrer Häuser aufgerufen. Weit über 100 000 Menschen haben es bereits getan. Gouverneur Scott ließ auf den Highways die Mautstellen räumen – die Autofahrer sollen nicht auch noch zur Kasse gebeten werden. „Wir haben 1000 Trucks und 100 Helikopter bereitstehen“, sagt er. Alte Leute müssen aus Hochhäusern geholt, Kranke aus Kliniken transportiert werden. In den Baumärkten warten die Männer auf Nachschub. Fenster und Türen müssen verbarrikadiert werden.
In der Nacht zum Freitag hatte „Irma“schwerste Zerstörungen auf mehreren Karibikinseln angerichtet. Mindestens 17 Menschen kamen ums Leben. Allein der französische Teil der Insel Saint-Martin soll zu 95 Prozent zerstört sein. „Es ist, als wäre jemand mit einem Rasenmäher vom Himmel über die Insel gegangen“, sagte eine Augenzeugin. „Irma“verursachte nach Berechnungen des Karlsruher Instituts für Technologie in der Karibik Schäden von rund 10 Milliarden Dollar – daran gemessen dort der schlimmste Sturm aller Zeiten.