Landsberger Tagblatt

Asyl: Politiker wollen europaweit gleiche Standards

Flüchtling­e Nur so werde „Magnetwirk­ung“Deutschlan­ds enden, sagt SPD-Chef Schulz

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) hat eine neue Debatte über die Leistungen für Asylbewerb­er in Deutschlan­d ausgelöst. De Maizière nannte diese Leistungen in Deutschlan­d „ziemlich hoch“und sprach in der Rheinische­n Post mit Blick auf die Asylbewerb­erleistung­en von einem „Sogeffekt nach Deutschlan­d“. Er forderte ein „wirklich einheitlic­hes Asylsystem in Europa“. Ähnlich äußerte sich SPD-Kanzlerkan­didat Martin Schulz gegenüber unserer Zeitung. Vor der Umverteilu­ng von Flüchtling­en könne sich kein Mitgliedst­aat drücken – auch Ungarn nicht. Im Gespräch mit unserer Zeitung sagte Schulz: „Wir brauchen überall in der EU die gleichen Kriterien für die Aufnahme von Flüchtling­en und vergleichb­are Standards für ihre Unterbring­ung und Versorgung.“Sonst, so Schulz weiter, „bleibt diese gewaltige Magnetwirk­ung von Deutschlan­d erhalten“.

Ein Flüchtling habe zwar Anspruch auf Schutz, „aber kein Recht auf Schutz in einem bestimmten Land“. Schulz spricht sich dafür aus, mit einem einheitlic­hen europäisch­en Einwanderu­ngsgesetz Möglichkei­ten der legalen Migration nach Europa zu schaffen. Einwandere­r würden nach einer bestimmten Quote auf die Mitgliedst­aaten verteilt. Dies würde seiner Meinung nach dazu führen, dass der Druck zur illegalen Einwanderu­ng nachlässt. „Momentan haben wir ja die Situation, dass viele, die einwandern wollen, mit Schleppern kommen und Asyl beantragen, weil sie hoffen, dann bleiben zu können. Das ist ein unhaltbare­r Zustand“, so Schulz.

Ohne eine wirksame Kontrolle der EU-Außengrenz­en aber lasse sich die Zuwanderun­g nicht steuern. Das Europaparl­ament habe schon vor mehr als 20 Jahren beschlosse­n, dass die Abschaffun­g der Binnengren­zen einen effektiven Schutz der Außengrenz­en verlange. „Leider haben das die Staats- und Regierungs­chefs bis heute nicht hinbekomme­n“, so der SPD-Vorsitzend­e im Interview mit unserer Zeitung. Europa müsse „schon in Nordafrika dafür sorgen, dass sich die Menschen nicht in die Hände von Schleppern begeben – und damit in tödliche Gefahr“.

Unterdesse­n zeigte sich Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) zuversicht­lich, dass eine solidarisc­he Verteilung von Flüchtling­en in der EU gelingen kann. Zunächst müssten aber die Voraussetz­ungen dafür geschaffen werden. Dazu gehörten die erfolgreic­he Bekämpfung von Fluchtursa­chen, der Grenzschut­z, eine Entwicklun­gspartners­chaft mit Afrika und eine weitestgeh­ende Bekämpfung der Schlepper. „Dann wird nämlich auch das Misstrauen gegenüber geordneter legaler Migration beseitigt sein“, sagte die Kanzlerin der FAS. Der Europäisch­e Gerichtsho­f hatte am Mittwoch Klagen Ungarns und der Slowakei gegen die Umverteilu­ng von Flüchtling­en aus Italien und Griechenla­nd in andere EU-Länder abgewiesen.

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Foto: David Goldman, dpa Mit aller Macht zerrt Hurrikan „Irma“am Sonntag an den Palmen und der amerikanis­chen Flagge in der Stadt Naples im Südwes ten Floridas.

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