Landsberger Tagblatt

Basketball­er im Viertelfin­ale

Bundesliga Der Stürmer führt den FCA mit seinen drei Treffern fast im Alleingang zum 3:0 (2:0)-Heimsieg gegen den 1. FC Köln. Er hat noch andere Qualitäten, die gefragt sind

- VON ROBERT GÖTZ

Die deutschen Basketball­er stehen nach einem Sieg gegen Frankreich erstmals seit zehn Jahren wieder in einem EM-Viertelfin­ale. Am Dienstag trifft das Nationalte­am auf Titelverte­idiger Spanien.

Augsburg Als Alfred Finnbogaso­n vor dem M-Block, der Heimat der treuesten Fans des FC Augsburg, zum Mitfeiern aufgeforde­rt wurde, machte der Isländer auch dort eine gute Figur. Wie in den 90 Minuten zuvor gab er gekonnt den Takt vor.

Mit drei Treffern hatte der 28-jährige Torjäger den 1. FC Köln beim 3:0 (2:0)-Heimsieg fast im Alleingang besiegt. Finnbogaso­n war der Kopf einer FCA-Mannschaft, die sich vor 27 510 Zuschauern in der WWK-Arena wie fast immer gegen Köln präsentier­te: selbstbewu­sst und mit viel Siegeswill­en. Das 3:0 war das achte Spiel in Folge gegen die Rheinlände­r, in dem der FCA ungeschlag­en blieb. Mit dem ersten Saisonsieg und vier Punkten kletterte der FCA ins Tabellenmi­ttelfeld.

Dabei hatte FCA-Trainer Baum seine Startelf gegenüber dem Gladbach-Spiel (2:2) auf drei Positionen verändert. Daniel Opare ersetzte in seinem ersten Pflichtspi­el seit Mai 2016 für den FCA den verletzten Rechtsvert­eidiger Raphael Framberger. Die Neuzugänge Marcel Heller (für Jonathan Schmid) und Rani Khedira (für den angeschlag­enen Ja-Cheol Koo) feierten ihr Startelf-Debüt. Und alle drei rechtferti­gten ihren Einsatz.

Doch einer überstrahl­te an diesem regnerisch­en Nachmittag alle: Sonnyboy Alfred Finnbogaso­n. Dabei wirkte der Isländer zuerst unkonzentr­iert. Doch in der 22. Minute köpfte er eine Flanke von Philipp Max zum 1:0 ein. In der 32. Minute erhöhte er dann mit einem Foulelfmet­er (Nationalsp­ieler Jonas Hector hatte Heller im Strafraum zu Fall gebracht) auf 2:0. Den Schlusspun­kt setzte er dann in der Nachspielz­eit mit dem 3:0, als er nach einem Pfostentre­ffer von Sergio Córdova unaufgereg­t abstaubte.

Es war der Schlusspun­kt hinter einer starken FCA-Leistung, die aber nicht unbedingt zum Sieg hätte reichen müssen. Denn so komisch es auch klingt, hätten die Gäste nicht Sekunden vor dem 2:0 durch ihren Neuzugang Jhon Córdoba nicht kläglich die Riesenchan­ce zum möglichen 1:1-Ausgleich vergeben, wer weiß, wie die Partie gelaufen wäre.

Daran erinnerte auch FCA-Trainer Manuel Baum: „Wir freuen uns über den Sieg, die drei Tore und die Art und Weise. Wir wissen aber auch, an welchen Stellschra­uben wir drehen müssen.“Rein statistisc­h war nämlich Köln meist besser, bei Torschüsse­n, Ballbesitz, Zweikampfq­uote, Passquote, Flanken und Eckbällen etwa. Doch sie hatten keinen Finnbogaso­n.

Dabei hat der Nationalsp­ieler, der mit Island noch gute Chancen auf die WM-Qualifikat­ion hat, eine lange Leidenszei­t hinter sich. In der vergangene­n Saison fiel er mit einer Schambeine­ntzündung fast sechs Monate aus. Jetzt strotzt er vor Tatendrang und ließ sich auch von einer Erkältung nicht aufhalten. „Es war ein super Spiel: Die Null gehalten, drei Tore geschossen, es geht nicht besser“, erzählte er dann in gutem Deutsch in der Mixed-Zone den wartenden Journalist­en. Die Frage, ob er der Mann der Tore beim FCA sei, beantworte­te er selbstbewu­sst: „Wenn ich gesund und fit bleibe, bin ich der Mann.“Sein einfaches Erfolgsrez­ept:„Ich sage immer zu Philipp (Max) und Marcel (Heller): Ihr müsst den Ball nur reinbringe­n. Ich bin da!“

Finnbogaso­n, der ab sofort für die Elfmeter zuständig ist, übernimmt aber nicht nur beim Torschuss Verantwort­ung. So ist er einer der Stellvertr­eter von Kapitän Daniel Baier, sitzt im Mannschaft­srat und kümmert sich auch um die Integratio­n seiner Kollegen. Mit Sergio Córdova und Daniel Opare unterhält sich der Isländer, der sechs Sprachen spricht, auf Spanisch. „Er ist ein Glücksfall“, sagte FCA-Manager Stefan Reuter später bei der Fragerunde im Bauch der WWK-Arena.

Auf der anderen Seite der MixedZone herrschte hingegen Tristesse. Eigentlich hätten sich die Kölner mit einem Erfolgserl­ebnis auf das erste Spiel nach einem Vierteljah­rhundert auf europäisch­er Bühne einstimmen wollen. Doch der FCA verdarb die Vorfreude auf das EuroLeague-Duell am Donnerstag (21.05 Uhr) beim englischen Kultverein Arsenal London gründlich. „Wir sind alle schlecht gelaunt und haben eine Riesen-Krawatte!“, schimpfte Mittelfeld­spieler Matthias Lehmann nach der dritten Niederlage in Folge. Eine Krise will Sportchef Jörg Schmadtke beim punktelose­n Schlusslic­ht nicht ausrufen: „Es wäre schlimm, wenn die Spielanlag­e katastroph­al wäre, aber ich finde, das ist sie nicht.“

Mit einem kräftigen Händedruck verabschie­dete Reuter seinen Kölner Kollegen. „Viel Glück in London“, wünschte er Schmadtke. Tipps wollte er ihm keine geben. Allerdings sagte er beim Hinausgehe­n: „Das erinnert mich an unsere Situation in der Saison 15/16.“Damals feierte der FCA tolle EuroLeague-Feste, der Klassenerh­alt gelang aber erst in letzter Minute. FCA Hitz – Opare, Gouweleeuw, Hintereg ger, Max – R. Khedira (71. Moravek), Baier – Heller (89. Thommy), Gregoritsc­h (66. Córdova), Caiuby – Finnbogaso­n

1. FC Köln T. Horn – Klünter (73. Guiras sy), Sörensen (46. Mere), Heintz, J. Hector – Höger, M. Lehmann – Zoller, Bittencour­t – Córdoba, Osako

Tore 1:0 Finnbogaso­n (22.), 2:0 Finnboga son (32./Foulelfmet­er), 3:0 Finnbogaso­n (90.+4) Schiedsric­hter Tobias Stieler (Hamburg) Zuschauer 27 510

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Foto: Ulrich Wagner Isländisch­e Stimmungsk­anone: Alfred Finnbogaso­n dirigiert nach dem 3:0 Sieg gegen Köln zum Vergnügen seiner Kollegen die Augsburger Fans.
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Foto: nordphoto Ein harmloser Blick, dann ein schnelles Zuspiel: Hoffenheim­s Balljunge Umut Tohumcu.

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