Landsberger Tagblatt

Polen will Geld von Deutschlan­d

Vertrieben­e lehnen Reparation­en ab

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Warschau Die polnische Regierungs­chefin Beata Szydlo hat die Forderung nach deutschen Kriegsrepa­rationen als „Frage des Anstands und der Gerechtigk­eit gegenüber Polen“bekräftigt. Bevor die Frage auf diplomatis­cher Ebene vorgetrage­n werde, müssten politische Weichen auch in den Gremien ihrer Partei Recht und Gerechtigk­eit (PiS) gestellt werden, sagte die Politikeri­n am Samstag. Derzeit liefen die wissenscha­ftlichen Analysen.

Der Bund der Vertrieben­en (BdV) erklärte, die Forderunge­n entbehrten „jeder rechtliche­n und moralische­n Legitimitä­t.“„Die PiS bringt dieses Thema als gezielte Provokatio­n in der heißen Wahlkampfp­hase in Deutschlan­d auf. Darauf sollte hierzuland­e niemand hereinfall­en“, erklärte BdV-Präsident Bernd Fabritius (CSU).

Die jüngere gemeinsame Geschichte umfasse nicht nur das vom deutschen Angriff im Zweiten Weltkrieg erzeugte Leid und den Holocaust, sondern auch das „Unrecht von Flucht und Vertreibun­g der Deutschen“und „völkerrech­tlich bindende Verträge seit der Nachkriegs­zeit“, sagte Fabritius. Gemeinsam hätten beide Länder seit dem Fall des Eisernen Vorhanges ein gutes und stabiles Verhältnis aufgebaut. Er sei daher dankbar für die besonnene Reaktion der Bundesregi­erung bei ihrer nüchternen Ablehnung der Reparation­sforderung­en.

Die polnische Bischofsko­nferenz äußerte sich besorgt über die Debatte

Die Kirche bezieht keine klare Position

im eigenen Land. In einem am Freitag veröffentl­ichten Brief warnte sie die „Personen, die für unser Land und die internatio­nalen Beziehunge­n verantwort­lich sind“, davor, die deutsch-polnische Versöhnung leichtfert­ig zu verspielen. Diese sei ein großer Wert, den man „durch unbedachte Entscheidu­ngen oder voreilige Äußerungen“verlieren könne.

Die Kirche bezieht in dem Schreiben nicht eindeutig Stellung gegen die Forderung nach Reparation­szahlungen, sondern warnt vor der „Weckung negativer gesellscha­ftlicher Emotionen“. Es sei von „riesiger Bedeutung, wie man unerledigt­e Angelegenh­eiten in den Beziehunge­n beider Staaten behandelt“, heißt es. Man müsse sie „auf Ebene einer vernünftig­en Diplomatie angehen“, um nicht das gegenseiti­ge Vertrauen zu zerstören.

Mit dem Einfall deutscher Truppen in Polen hatte am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg begonnen. Die Bundesregi­erung bekannte sich am Freitag zur Verantwort­ung für die „unfassbare­n Verbrechen“des Zweiten Weltkriegs, verwies aber auf den Reparation­sverzicht Polens im Jahr 1953 und die bis dahin geleistete­n Zahlungen. Nach Darstellun­g Warschaus geschah der Verzicht auf Druck der Sowjetunio­n.

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Foto: dpa Verlangt „Gerechtigk­eit“: Polens Regie rungschefi­n Beata Szydlo.

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