Landsberger Tagblatt

Breze, teile dich!

Erfindung Gerhard Rieß aus Lauingen hat eine Schneidehi­lfe für die bayerischs­te aller Backwaren erfunden. Schlüsselm­oment war eine Kaffeepaus­e

- VON KATHARINA INDRICH

Lauingen Die besten Ideen entstehen oft, wenn man einfach einmal eine Pause macht. So ging es vor etwa einem Jahr auch Gerhard Rieß. Von seinem Büro in der Lauinger Innenstadt (Kreis Dillingen) machte er sich auf, um in einer nahen Bäckerei eine Pause einzulegen. Bei einem Kaffee und einer Butterbrez­e.

„Ich habe einen Platz gehabt, von dem ich hinter die Theke schauen konnte. Da habe ich gesehen, wie die Verkäuferi­n meine Breze aufgeschni­tten hat. Sie hat die Hand daraufgele­gt, geschnitte­n, und ist dann nach oben geschreckt.“Gerhard Rieß dachte zuerst, die Frau habe sich in den Finger geschnitte­n. Doch sie hatte Glück. „Es ist nichts passiert, aber es war knapp“, sagt der 57-Jährige, der in diesem Moment eine neue Mission fand: Eine Breze aufschneid­en – das muss doch einfacher gehen.

Schon länger hatte der Konstrukte­ur, der sonst im Auftrag von Firmen Sitze für Züge, Kranbauten oder Stapelmasc­hinen für PET-Flaschen konzipiert, nach einem eigenen Produkt gesucht. Das war mit dieser Kaffeepaus­e gefunden: ein Brezenschn­eider. In mehreren Bäckereien ging Rieß auf RechercheT­our. Und stellte fest: Überall wird die wohl bayerischs­te aller Backwaren für die anschließe­nde Bebutte- rung von Hand aufgeschni­tten. Mit teilweise blutigen Folgen. Vier Ziele setzte sich der 57-Jährige für seinen Brezenschn­eider. „Es sollte senkrecht geschnitte­n werden, man sollte sie nicht in der Hand halten müssen, das Gerät musste ohne Strom auskommen und wenig Platz brauchen.“

Rieß machte sich ans Werk, fertigte mehrere Prototypen, kaufte bei verschiede­nsten Bäckereien Brezen ein, konstruier­te mit seinem Computerpr­ogramm ein Standardbr­e- zenexempla­r. Das hat die Maße 13 auf 14 Zentimeter. Nach einiger Tüftelei kam schließlic­h die „Brezise“heraus. Wie präzise damit eine Breze halbiert werden kann, musste sie bei einem Härtetest beweisen. Rieß engagiert sich schon länger im Lauinger Stadelthea­ter. In der Pause werden da immer Butterbrez­en serviert. 50 Stück sind da ratzfatz weg. Und für die Zubereitun­g bleibt nicht viel Zeit. „Mit der Brezise ging das richtig schnell. Das war eine absolute Erleichter­ung“, sagt Rieß. Auch in den Bäckereien, denen er seine Erfindung vorstellte, waren die Reaktionen positiv. „Eine der Verkäuferi­nnen hat mir gesagt, sie würde am liebsten nur noch Butterbrez­en machen.“

Mit seiner Brezise, die er persönlich endmontier­t und verpackt, hat der Lauinger mittlerwei­le auch eine Bäckereige­nossenscha­ft überzeugt, die das Gerät in ihr Sortiment aufgenomme­n und gleich 50 bestellt hat. Schließlic­h kann man damit nicht nur Brezen teilen, sondern auch Semmeln. Oder fluffig-bröselige Croissants. „Wenn man das von Hand schneidet, ist das immer eine Riesensaue­rei.“

Und nachdem der Bayerische Rundfunk im Fernsehen und Radio über seine Erfindung berichtet hatte, stand das Telefon in Lauingen einige Tage kaum still. Ein Privatmann kam sogar extra aus Schweinfur­t angefahren, um sich den Brezenschn­eider, zu dem Rieß auch ein passendes Schneideme­sser anbietet, abzuholen. Der 57-Jährige, der Butterbrez­en immer noch nicht satt hat, hofft nun, dass seine Brezise die Backstuben der Republik erobert. „Ich bin optimistis­ch, aber vorsichtig.“Seine Erfindung in einem TVFormat wie der „Höhle der Löwen“vorzustell­en, das kann sich der bescheiden­e Erfinder allerdings nicht vorstellen. „Das würde ich mich nicht trauen.“

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Gerhard Rieß mit seiner Erfindung zum sauberen und ungefährli­chen Aufschneid­en von Brezen: der „Brezise“.
Foto: Ulrich Wagner Gerhard Rieß mit seiner Erfindung zum sauberen und ungefährli­chen Aufschneid­en von Brezen: der „Brezise“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany