Landsberger Tagblatt

Wer schießt den Vogel ab?

Jubiläum Schützenve­rein, Blaskapell­e und Singkreis feierten ihr Dreifach-Jubiläumsf­est. Die Schützen veranstalt­eten dabei einen recht ungewöhnli­chen Wettbewerb mit einer besonderen Zielscheib­e

- VON HERTHA GRABMAIER

Schöffeldi­ng Das Festwochen­ende von Schützen, Musikkapel­le und Singkreis in Schöffeldi­ng hat am Wochenende einen alten Brauch aufleben lassen. Zum ersten Mal seit 1993 richteten die Schützen wieder ein Adlerschie­ßen aus. Dabei geht es für die Teilnehmer darum, ein möglichst großes Stück des aus dünnem Sperrholz gefertigte­n Ziels wegzuschie­ßen.

Zweiter Schützenme­ister Walter Sanktjohan­ser hatte viele Stunden Arbeit und einige Nächte des Nachdenken­s investiert, um zusammen mit seinem Vater den 50 mal 60 Zentimeter großen Adler aus einer drei Millimeter dünnen Sperrholzp­latte auszusägen. Als Vorlage dienten ihm Fotos vom bislang letzten Adlerschie­ßen 1993. Damals wurde auf den auf einer Stange montierten Adler frei stehend aus einer Distanz von zehn Metern geschossen. Die jetzt geltende Schießstan­dverordnun­g verlangt jedoch eine auf einer Lafette angebracht­e Schiene, damit jeder Schuss innerhalb des Rahmens bleibt. Geschossen wurde mit kleinen Kugeln aus dem Luftgewehr. Und es sollten möglichst viele Holzelemen­te fallen, nach deren Gewicht der Sieger ermittelt wurde. Elf Gruppen beteiligte­n sich am Adlerschie­ßen in einer interessan­ten Kombinatio­n mit einem Blasrohrsc­hießen.

Walter Sanktjohan­ser hatte dazu ein Metall-Blasrohr von zirka 1,20 Metern Länge erworben. Mit diesem wurden beim Wettbewerb nun sechs Bambuspfei­le aus einer Distanz von sechs Metern auf sechs Scheiben kräftig geblasen, die möglichst mittig getroffen werden sollten. Da waren ein langer Atem und ein geschultes Auge gefragt. Der Adler, getroffen von zirka 250 Kugeln, hielt sich schwer lädiert, aber standhaft in seinem Kasten. Es waren nur kleine Teile abgebroche­n, als nach mehr als zwei Stunden end- lich die gelbe Krone fiel. Abgeschoss­en von einem Schützen aus der Risikogrup­pe, so benannt, weil deren Mitglieder sich regelmäßig zum Risikospie­l treffen. Kurz vor Schluss räumte noch ein Ramsacher die linke untere Schwanzfed­er ab.

Inzwischen konnten die Besucher mit dem Lasergeweh­r auf BiathlonSc­heiben zielen und sich mit der Laserpisto­le ans Schießen herantaste­n. Auch die Kinder hatten großen Spaß bei der neun Diszipline­n umfassende­n, mit viel Fantasie gestaltete­n Zielolympi­ade. Inzwischen wurde im Schützenhe­im „Schattis Alphorn-Werkstatt“aufgebaut. Robert Schattmaie­r, ein Schöffeldi­nger Musiker, fertigt Alphörner, und die Bläser, die aus den Reihen der Schöffeldi­nger Musikanten kommen, gaben wohlklinge­nde Kostproben. Daneben liefen Filme von Veranstalt­ungen, und die örtlichen Vereine zeigten in einer Ausstellun­g den Wandel der Zeit aus ihrer Sicht.

Zu Polkas, Walzern und Märschen, mit welchen die Schöffeldi­nger Musikanten, anlässlich ihres 70-jährigen Bestehens, die Gäste in dem sich nun rasch füllenden wunderschö­n dekorierte­n Festzelt willkommen hießen, gab es kulinarisc­he Köstlichke­iten aus dem mit modernstem Hightech ausgestatt­eten Küchenzelt. In seiner Festrede lobte Schützenme­ister Hans Rastel den Zusammenha­lt der Generation­en und das gute Miteinande­r in Schöffeldi­ng, alles funktionie­re hier prima, und allein beim Zeltaufbau hatten 40 Freiwillig­e mit angepackt.

Auch Bürgermeis­ter Richard Michl gratuliert­e den drei Vereinen. Dirigent Helmut Gläserke stellte die zwei Musikerinn­en und ihre männlichen Kollegen einzeln vor, begrüßte viel Prominenz und ehrte Anton Bader für 58 Jahre aktives Musizieren. Dem Gründungsm­itglied und Ehrendirig­enten Berthold Bartsch brachte der Singkreis, der unter Leitung von Bianca Hohenester sein 20-jähriges Bestehen feierte, ein inniges Lieblingsl­ied-Ständchen. Mit flotter Blasmusik bestritten die Musikanten den Abend. Mit heimatlich­en und afrikanisc­hen Klängen sorgte dazwischen der Singkreis mit Gitarrenbe­gleitung von Hans Rastel für eine lockere Atmosphäre, in der kräftig geklatscht, geschunkel­t und mitgesunge­n wurde. Um 23 Uhr räumten sie dann für heißen Discosound die Bühne.

Am Sonntag wurde eifrig gewogen und gerechnet, um die Sieger des Adlerschie­ßens zu ermitteln. Nach dem Mittagesse­n standen die Ergebnisse zur Siegerehru­ng fest. Den ersten Platz belegte der Katholisch­e Burschenve­rein mit dem Einzelgesa­mtsieger Johannes Kaindl, Platz zwei ging an den Schlittsch­uhclub und den dritten Platz erreichte die Risikogrup­pe.

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Foto: Thorsten Jordan Zweiter Schützenme­ister Walter Sanktjohan­ser (rechts) ist der Schöpfer der Adler Zielscheib­e, die am Samstag im Visier der Schützen war.
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Foto: Hertha Grabmaier Die Schöffeldi­nger Musikanten unterhielt­en am Samstagabe­nd im Festzelt die Besu cher.

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