Landsberger Tagblatt

Der Rektor, der Reisemaler genannt wurde

Ausstellun­g In Utting sind „tunesische Impression­en und Holzdrucke“von Wolfgang Kubelka zu sehen

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Bei seinem Namen kommen vor allem die älteren Uttinger ins Schwärmen. Wolfgang Kubelka (1924-2002) hat das künstleris­che Leben am Ammersee und im Landkreis über Jahrzehnte geprägt. Seine Bilder hängen in vielen öffentlich­en Gebäuden und Privathäus­ern. Die Schondorfe­r Realschule ist nach ihm, dem ehemaligen Direktor, benannt. Im Bürgertref­f „17 & Wir“werden einige seiner Bilder ausgestell­t – eine Auswahl mit thematisch­er Beschränku­ng auf Werke, die nach einer Tunesien-Reise entstanden waren. Denn Kubelka war ein besessener Maler, der Kellerraum seines früheren Wohnhauses ist voll mit Holz- und Linolschni­tten, Aquarellen und ungezählte­n Skizzenbüc­hern. Heute wohnt hier Enkelin Betina mit Familie und hütet das Erbe ihres Großvaters.

Wolfgang Kubelka wurde 1924 in Brünn geboren, bei der Entlassung aus der amerikanis­chen Kriegsgefa­ngenschaft 1945 konnte er nicht mehr in seine mährische Heimat zurückkehr­en. So schlug er sich im Bayerische­n Wald mit Gelegenhei­tsarbeiten und als Puppenspie­ler (mit selbst gebastelte­n Puppen) durch. 1947 holte er sein Abitur nach und studierte anschließe­nd „aufs Lehramt“. An der Volksschul­e in Peißenberg unterricht­ete er die Fächer Deutsch, Zeichnen und Werken. 1949 heiratete er, 1952 wurde Tochter Beate geboren. 13 Jahre lang lebte die Familie in Schongau. Bald war Kubelka Ausbilder für Junglehrer, schrieb unter anderem ein Lehrbuch für Technische­s Zeichnen an Mittelschu­len und widmete sich seiner Kunst. SPD-Stadtrat war er auch noch.

1969 wurde Kubelka Rektor der in Aufbau befindlich­en Schondorfe­r Knabenreal­schule. Er verpasste der Schule sogleich eine künstleris­che Prägung, die sie bis heute behalten hat. Posthum ehrte man ihn 2007, indem man der Schule seinen Namen gab. Seit 1970 lebte er in Utting, wo er mit seiner Familie ein Reihenhaus gekauft hatte. Viele seiner Bilder haben den Ammersee zum Motiv – zu jeder Tages- und Jahreszeit, in jeder Stimmung. Viele Jahre war Kubelka Vorsitzend­er der Künstlergi­lde Landsberg/Lech-Ammersee und gehörte dem Schondorfe­r Kreis an. Er gestaltete Ausstellun­gen, entwarf Kalender und Kunstpostk­arten. Ein prominente­r Mann damals im Landkreis, der aber immer leise und bescheiden auftrat.

„Der Reisemaler“wurde er bald genannt. Denn er war mit Frau Annemarie, oft auch mit der Tochter, weltweit unterwegs, und zwar nie ohne Skizzenbuc­h und Malutensil­ien. Mit dem Motorrad, später mit dem Wohnwagen in Europa (der Norden hatte es ihm angetan), mit dem Flugzeug in Südostasie­n, Amerika und Nordafrika. Überall entstanden Städte- und Landschaft­sbilder, als Aquarelle, als Federoder Kreidezeic­hnungen.

Immer wieder aber kehrte er gern in die heimischen Gefilde zurück. Der Stadt Landsberg mit ihren Türmen, Toren und Dachlandsc­haften galt seine besondere Liebe. Nach diesen Motiven entstanden die Holz- und Linolschni­tte, die als „typisch Kubelka“geschätzt und gesammelt wurden. Er selbst bekannte, dass der Linolschni­tt seine große Leidenscha­ft sei. Eine anspruchsv­olle Technik, die viel handwerkli­ches Geschick und ein großes Gespür für Formen, Raumgestal­tung und Strukturen verlangt.

Öffnungsze­iten Die Ausstellun­g „Tu nesische Impression­en und Holzdruck“– Wolfgang Kubelka im Uttinger Bürger treff, Bahnhofstr­aße 17, ist vom 16. September bis 9. November zu sehen, mittwochs 10 bis 12 Uhr, donnerstag­s 15 bis 17 und samstags 10 bis 12 Uhr. Vernissage am Freitag, 15. September, um 19 Uhr.

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Foto: Harry Sternberg Holz und Linolschni­tte gelten als „typisch Kubelka“. Eine Ausstellun­g im Uttinger Bürgertref­f erinnert an den 2002 gestorbene­n Künstler.
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Wolfgang Kubelka

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