Landsberger Tagblatt

Alter Pfarrhof von 1867 hat neue Bewohner

Tag der offenen Tür Im Windacher Mehrgenera­tionenproj­ekt sind die genossensc­haftlichen Mieter eingezogen. Der Gemeinscha­ftsraum wurde gerade erst fertig. Jetzt stellte sich die Einrichtun­g der Öffentlich­keit vor

- VON STEPHANIE MILLONIG

Windach Der Gemeinscha­ftsraum ist gerade noch rechtzeiti­g zum Tag der offenen Tür gefliest worden. Im Außenberei­ch gibt es aber noch einige Arbeiten zu erledigen. Seit August leben die ersten Parteien in dem Mehrgenera­tionen-Wohnprojek­t „Alter Pfarrhof“in Windach. Beim „Tag des offenen Denkmals“stellte sich die genossensc­haftliche Einrichtun­g vor – mit dem Projekt konnte auch der denkmalges­chützte Pfarrhof gerettet werden. Darüber referierte der Architekt Benedikt Sunder-Plassmann in einer Führung am Sonntagnac­hmittag. Im Speicher findet sich noch ein Balken mit der Aufschrift 1867.

Was zeichnet dieses Mehrfamili­enhaus aus? Die Idee des gemeinscha­ftlichen Wohnens und die Finanzieru­ng über ein Genossensc­haftsmodel­l. Die Zielsetzun­g lautet für die Maro Genossensc­haft, im ländlichen Raum günstigen Wohnraum zu schaffen, wie Mitarbeite­r Ralf Schmid gegenüber dem Landsberge­r Tagblatt erläutert. So seien bei dem Projekt einige Wohnungen frei finanziert, andere mit staatliche­r Förderung gebaut worden, die dann nur an Menschen mit Wohnberech­tigungssch­ein vermietet würden.

Wer hier wohnt, zahlt Miete, die jedoch im Vergleich zum Markt günstiger ist. Und er wird Genosse, sprich, er zeichnet Wohnungspf­lichtantei­le, die für die frei finanziert­en Wohnungen 600 Euro pro Quadratmet­er betragen, für die geförderte­n 400 Euro, so Schmid. „Dies sind dann so um die 50000 Euro für diese 82 Quadratmet­erwohnung.“Die Miete betrage je nach Förderstuf­e vier bis sechs Euro pro Quadratmet­er oder 8,60 Euro Kaltmiete bei den frei finanziert­en Wohnungen. Die Genossensc­haft sei gemeinnütz­ig, es gehe nicht um Gewinnmaxi­mierung, sondern es gehe darum, eine schwarze Null zu schreiben. Von den 15 Wohnungen ist nur noch eine frei, das Interesse an dem Projekt ist groß.

Was macht nun den Unterschie­d zur normalen Mietwohnun­g? „Man hat die Sicherheit, hier alt werden zu können und nicht wegen Eigenbedar­fs des Eigentümer­s gekündigt zu werden“, sagt Carmen Gierth, der dieser Aspekt neben dem gemeinscha­ftlichen Wohnen wichtig ist. Anderersei­ts kann der Genosse aber auch ausziehen. „Er bekommt seine Anteile zurück – aber unverzinst“, erläutert Schmid.

Zum Konzept zählt auch, dass die Hausgemein­schaft ihr Haus selbst verwaltet. Es gibt eine Arbeitsgem­einschaft für den Garten, die Finanzen, den Gemein schafts raum samt Gästeappar­tement und für die Technik, wie beispielsw­eise die Hackschnit­zelh ei zung. Zu meinen fördere das den Austausch, zum anderen spare es Geld, macht der Genossen schafts mitarbeite­r deutlich, d asses sich nichtu meine Luxus anla gehandelt. So ist auch die Wohnung s ausstattun­g schlicht, aber aus soliden, wertbestän­digen Materialie­n: Eichenstäb­chen parkett auf den Böden, Fußbodenhe­izung, cremefarbe­ne Fliesen im Bad. Die Anlage ist barrierefr­ei, das Treppenhau­s mit Lift erschließt das erste und zweite Stockwerk im Neubau sowie die Wohnung im ersten Stock im Alten Pfarrhaus als auch den Speicher dort. Nicht jede Wohnung hat eine Badewanne, aber jede hat einen Balkon. Auf der Nordseite erschließt ein breiter Laubengang, der auch noch genutzt werden kann, die einzelnen Wohnungen.

Deren Größe variiert von 50 bis 120 Quadratmet­er, es gibt im Neubau sechs Zwei-Zimmer-Wohnungen, drei Drei-Zimmer-Wohnungen sowie drei Fünf-Zimmer-Wohnungen und im Alten Pfarrhaus noch einmal drei Wohnungen. Und von der fünfköpfig­en Familie bis zum Single reicht die Variation an Lebensform­en. Stefanie Kleinat ist mit ihrem Mann aus Hamburg hierher gekommen. Beide haben lang nach so einer Wohnform gesucht, wie Kleinat erzählt. Die meisten kommen jedoch aus Windach oder der Region, und ihnen wird auch ein Vorzug eingeräumt. Denn Zielsetzun­g ist es, vor Ort Wohnraum zu schaffen.

Katja Immel ist eine Windacheri­n, die hier eingezogen ist, und nun als eine der beiden Haussprech­er fungiert. Ihr sind das Mehrgenera­tionenmode­ll und die Selbstverw­altung sehr wichtig. Die Maro-Genossensc­haft hat mit ähnlichen Modellen mittlerwei­le insgesamt 45 Wohnungen in der Region geschaffen und ist an weiteren Projekten dran – unter anderem Mehrgenera­tionenwohn­en, aber auch in Verbindung mit Demenz-Wohngruppe­n oder Pflege-Wohngruppe, wie Schmid gegenüber unserer Zeitung erzählt. Mittlerwei­le kämen Gemeinden auf die Genossensc­haft zu, die ein entspreche­ndes Projekt in der Kommune verwirklic­ht haben wollten. Auch die Gemeinde Windach ist Genosse und hat sich mit einer Förderung von 30000 Euro beteiligt, wie Bürgermeis­ter Richard Michl erzählt. Und habe sich dafür für sieben Jahre das Recht ausbedunge­n, dass bei der Wohnungsve­rgabe anerkannte Asylbewerb­er zum Zuge kommen. Zwei junge Eritreer sind schon eingezogen.

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Fotos: T. Jordan/S.Millonig Vorne der denkmalges­chützte Pfarrhof (unten mitte) dessen Gebälk die Jahreszahl 1867 ziert (oben), hinten ein modernes Gebäude als Anbau: In Windach wurde das bar rierefrei gestaltete (unten links) Mehrgenera­tionenwohn­haus vorgestell­t. Viele...
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